Mhbe06

Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für Januar 2006

Zwischen Flämingrand und Dübener Heide

Karl Rocznik schreibt in seinem Buch „Wetter und Klima in Deutschland“ (S.Hirzel Stuttgart, Leipzig 1995): „Strengen Hochwintern geht meist eine winterliche Periode um die Jahreswende voraus, aber erst nach einer Unterbrechung durch mildes Westwetter in der Zeit vom 6. bis 10. Januar stellt sich mit Luftdruckanstieg winterliche Kälte ein, die ihren Höhepunkt in der Zeit vom 15. bis 26. Januar hat… Die Wahrscheinlichkeit eines stärkeren Kälteeinbruchs besteht in vier von fünf Jahren.“

 Und genauso hat es sich im vergangenen Monat ereignet. Frostmilderung zum Jahresanfang mit Abschmelzen der am Silvestertage noch mehr als zehn Zentimeter starken Schneedecke bis auf unbedeutende Reste am 11. Januar. Und am 14. kam die „große Kälte“, von der in maßloser Übertreibung etliche gedruckte mediale regionale und überregionale Erzeugnisse von Rekordtemperaturen und „russischer Kälte“ faselten. Wenn in hiesige Gefilde die Kaltluft eingeflossen wäre, die allein im europäischen Teil Russlands lange Zeit vorherrschte, dann hätte alle Berechtigung bestanden, von Rekordtemperaturen zu sprechen. Von solchen nächtlichen Minima von –30,4 Grad in Moskau oder –37,2 Grad in Wologda waren wir indes meilenweit entfernt.

 Zumal in den letzten 45 Jahren Tiefsttemperaturen von –15 Grad und tiefer 19 mal zu beobachten waren. Auffällig aber ist, dass in den Jahren 1961 bis 1990 allein 14 mal diese Temperaturen aufgetreten sind; in den Jahren seit 1991 nur 5 mal. Könnte also sein, dass einige verwöhnte Schreiberlinge den Bezug zur Realität völlig verloren haben oder noch nie hatten…

 Gleichwohl, dieser Januar hatte es durchaus in sich. Erst ein etwas weiter zurückschauender Blick in die Aufzeichnungen ermöglicht entsprechende Vergleiche. Da wird man erst im Jahre 1996 fündig: Der Januar daselbst lässt Vergleiche zu. Wurde für den Januar 2006 eine mittlere Temperatur von –3,6 Grad errechnet bei einer Abweichung von -2,8 Grad

 vom 30-jährigen Mittel; die Kältesumme betrug 2006 118,8 Grad bei 29 Frost – und 16 Eistagen; so kam der Januar 1996 auf eine Mitteltemperatur von –4,4 Grad bei einer Abweichung von –3,6 Grad; bei den Frosttagen kam man auf 31, die Zahl der Eistage betrug 21, die Kältesumme 140,6 Grad. Zum gefälligen Vergleich: Normal sind für einen anständigen Januar 19,8 Frost – und 9 Eistage. Die Kältesumme beträgt 68,6 Grad; alle Angaben gelten für Wittenberg. Also – ganz so dick wie 1996 war es nicht…

 Der Witterungsverlauf ist recht schnell geschildert: Vom 2. bis 7. zu mild; dito am 11. und 12. Januar. Nochmals am 18. ein wenig über der Norm. Ansonsten: Zu kalt. Teils heftig. Vom 22. bis zum 24. erhebliche Abweichungen vom 30-jährigen Mittel zwischen 11 und 16 Grad unter der Norm. Recht schön die Entwicklung der Temperaturen im Januar am Dekadenmittel ablesbar: 1. Dekade – 0,7; Grad; 2. Dekade -0,5 Grad; 3. Dekade – 7,1 Grad unter der Norm für o.g. Zeitraum.

 Die höchsten Temperaturen für den Monat finden sich am Monatsanfang (1. bzw. 2. Januar in Wittenberg, Zahna, Mühlanger); in Annaburg am 11. mit Temperaturen zwischen vier und fünf Grad. Das absolute Minimum wurde am 23. mit Temperaturen zwischen – 17,2 und –17,6 von den Beobachtern aufgeschrieben, in Annaburg kam man sogar auf – 18,8 Grad.

 Völlig aus dem gewohnten Bild fielen die Niederschlagsereignisse: Sind für den Januar im 30-jährigen Mittel 17,6 Tage mit mind. 0,1 mm Wasser auf den Quadratmeter zu rechnen, so hatte es 2006 nur sechs Tage mit Niederschlag überhaupt; dabei deren fünf bis sechs mit mindestens einem Liter auf den Quadratmeter; andere Größenordnungen waren in diesem Monat Fehlanzeige. Im Berichtsgebiet gab es nur zwischen 20 bis 35 mm/m², entsprechend die relativen Monatssummen zwischen 50 und 90 Prozent.

 Dabei waren auch nur drei Tage mit Schnee oder ähnlichen festen Produkten dabei. Allerdings – 31 Tage mit einer Schneedecke >= 1 cm in geschlossenen Arealen wie Zahna oder auch der Heide, aber nur 13 Tage in der Elbaue, wo zum Monatsende nur Schneereste zu finden waren, nachdem doch der Monat recht hoffnungsvoll mit sieben Zentimetern Schneehöhe begonnen hatte…

 Auch in dieser Hinsicht sei der Vergleich mit dem Januar 1996 erlaubt: Damals hatte es nur drei Tage mit Niederschlag gehabt, die wenig mehr als drei Liter auf den Quadratmeter hinterließen; der Schnee lag ganze vier Zentimeter hoch und das auch nur für sieben bis 13 Tage. Der war am Monatsende vom Winde verweht, auf dass der Boden mehr als 150 cm durchgefroren war und das THW Trinkwasser per LKW in Plastebeuteln verteilen musste…

 Verantwortlich für das ganze Wintertheater in diesem Jahr war eine dichte Folge von Hochdruckwetterlagen in Kombination mit eingeflossener kontinentaler Polarluft, die nur wenig Feuchtigkeit zur Wolkenbildung bot. Der mittlere Luftdruck betrug für Mühlanger 1026,5 hPa, 11,1 hPa über dem Normalwert.

 In Berlin wurde mit 1049,8 hPa am 23.01.2006 der höchste Wert des Luftdrucks seit 1951 gemessen. Eine weitere Folge war die ungewöhnlich hohe Zahl der Sonnenscheinstunden. Sind für einen normalen Januar 48 Stunden zu erwarten, so brachte es der des Jahres 2006 auf 94,2 Stunden in der Elbaue. Das erbrachte einen Überschuss von 96 Prozent aus oder einfacher: Fast das Doppelte, als zu erwarten war. Weiterhin: Jede Menge Treibeis auf der Elbe ab dem 16. Januar, auf dass die Schifffahrt zeitweilig eingestellt werden musste.

Dass es deutschlandweit zu kühl war, versteht sich (fast) von selbst. Etwas zu mild war es lediglich auf einzelnen Mittelgebirgsgipfeln wie dem Brocken, kein Kunststück bei den häufigen Inversionswetterlagen.

 Und die weiteren Aussichten? Noch einmal Karl Rocznik: „Die Erhaltungsneigung des Wetters ist für Januar und Februar besonders ausgeprägt. Von den sechs kältesten Januaren der Jahre 1929, 1940, 1941, 1942, 1945, 1947 und 1963 hatten sechs einen zu kalten Februar zur Folge.“ Na denn, gute Fuhre…

Achim KuhnWetterstation Mühlanger

Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für Februar 2006

Zwischen Flämingrand und Dübener Heide

Das Gemurre und Gemaule über „diesen Winter“ ist allgemein, der Wunsch nach einem baldigen Ende desselben durchaus verstänlich und nachvollziehbar. Der Unmut aber findet seine Ursache gewiß in einem Zustande, der unstreitbar einer Verwöhnung durch allzu milde Winter in den letzten zehn Jahren geschuldet ist. Denn so lange liegt der letzte „richtige“ Winter, zumindest für hiesige Gefilde, zurück. Und wieder hilft nur der Blick in die Aufzeichnungen, überzogene Erwartungen an das Wetter wenigstens rational zu korrigieren. Der Wunsch nach Wärme bleibt dennoch…

Hier eine erste Analyse des Winters 2005 / 2006. Der Dezember 2005 kann zwar in Bezug auf  die Monatsmittel – temperatur getrost als normal abgebucht werden, aber sowohl bei der Zahl der Eistage (normal sind 7 für den Dezember) als auch bei der Kältesumme (normal 48 Grad) ist er mit deren fünf Tagen und einer Kältesumme von 29 Grad deutlich unter den Erwartungen geblieben.

Der Januar 2006 war eindeutig zu kalt. Um die drei Grad unter dem langjährigen Monatsmittel von – 0,8 Grad C lagen die Temperaturen. 15 bis 18 Eistage im Berichtsgebiet, das waren sechs bis neun mehr, als in normalen Monaten zu erwarten sind. Die Kältesumme für den Januar stellte wahrlich keinen neuen Rekord dar, aber 119 Grad sind auch nicht zu verachten, stellt man den normalen Wert von 68,6 Grad dagegen. Was im Januar fehlte, war eindeutig Wasser; nur um 50 bis 80 Prozent der für einen ordentlichen Januar üblichen Menge ist herunter gekommen. Dafür war eine ungewöhnlich hohe Summe an Sonnenschein-Stunden zu verzeichnen. Mit 95 Stunden für die Elbaue waren knapp 200 Prozent für den Januar aufgeschrieben worden.

Der Februar 2006 war indes längst nicht so heftig wie sein Vorgänger. Nur knapp ein Grad unter dem langjährigen Mittel von 0,2 Grad fanden sich die Mittelwerte des Monats. Bei der Zahl der Eistage sind nur vier (Elbaue und Wittenberg) bzw. fünf (Zahna) zusammengekommen, normal wären sechs bis sieben gewesen. Auch die Kältesumme ist mit 41 Grad etwas unter den normalen 48 Grad geblieben.

Deutlich mehr Wasser von oben im Februar. Zwischen 100 und 180 Prozent der normalen Monatssumme sind in die Regentöpfe gegangen. Daß an die 90 Prozent der gefallenen Menge binnen kurzer Zeit in die Elbe geflossen ist, steht auf einem anderen Blatt. Wahrlich unterbelichtet die Sonnenscheindauer im letzten Wintermonat: Ganze 49 Stunden sind aufgeschrieben worden; das macht mit Mühe 69 Prozent aus.

So also geht der Winter der Jahre 2005 / 2006 aus dem Rennen: Eine Kältesumme von 196 Grad; das berechtigt bisher nicht einmal dazu, von einem mäßig kalten Winter zu sprechen, wobei zu erwarten ist, daß die fehlenden fünf Grad noch zu erreichen wären… Das Jahreszeitenmittel beträgt – 1 Grad; das sind 0,9 Grad unter der Norm. Bei der Zahl der Eistage liegt der noch nicht zum Ende gekommene Winter ganze zwei über der Norm von 22. Der Vergleich mit dem Winter 1995 / 1996 sei gestattet: Allein bei der Kältesumme von 336 Grad zeigt sich ein deutlicher qualitativer Unterschied zum letzten Winter; bei den Eistagen kam es auf deren 53.

Auch der Winter 2002 / 2003 darf zu den der etwas kühleren Art gerechnet werden. Mit einer Kältesumme von 207 Grad ist er dem diesen Jahres nur eine Nasenlänge voraus. Bei der Zahl der Eistage sind es damals deren zehn mehr gewesen als zur Zeit. Allerdings ist „die Kälte“ etwas gleichmäßiger über die Wintermonate verteilt gewesen, derartige Spitzenwerte bei den Kältesummen sind nicht aufgetreten. Von anderen Extremen wie den übermäßigen Schneefällen im Süddeutschen ist noch gar nicht die Rede gewesen…

Der Februar etwas detaillierter: Immer schön runter und rauf mit den Temperaturen; in Intervallen von drei bis sieben Tagen wechseln die kälteren und milderen Perioden einander ab. Der Monat beginnt recht frisch. Bis zum 6. geht der erste kalte Abschnitt; am gleichen Tage auch die tiefsten Temperaturen des Monats. Da werden zwischen Zahna und Annaburg minus 16 bis minus 17 Grad gemessen; in Erdbodennähe zwischen minus 18 und minus 19 Grad. Sind bis zum 4. Februar nur Schneereste in der Landschaft zu finden, verändert sich die Sache, beginnend am 4. Februar. Da fallen bis zum Ende der ersten Dekade zwischen 30 und 46 Liter auf den Quadratmeter und bringen schon mal einige Zentimeter Neuschnee, der am 10. Februar mit 11 Zentimetern in der Elbaue seine größte Höhe erreicht. Dazwischen setzt am 7. Tauwetter ein, der den schmelzenden Schnee auf dem bis zu 55 cm tief gefrorenen Boden auf Hanglagen abfließen oder sich in Senken sammeln läßt. Die Bilder ähnelten denen eines kleinen Hochwassers.

Am 11. wird’s wieder ein bißchen kälter, allerdings recht moderat. Am Tage bis zum fünf Grad im Maximum, des nachts bis minus acht Grad. Am 15. deutlicher Temperaturanstieg. Am 19. gehen die Thermometer zwischen Flämingrand und Elbaue auf vorfrühlingshafte sieben bis zehn Grad, die allerersten Schneeglöckchen schieben ihre Blattspitzen so zwei, drei Zentimeter aus der Erde, auch die Blütenblätter sind schon zu erkennen. Wohlgemerkt: Nicht an irgendwelchen Hausecken oder ähnlich geschützten Stellen. So stehen sie aber noch heute da…

Was bis dato an Schnee liegt, geht in Schmelze, das gleiche Spiel wie um den 7. Februar. In breitem Strom, ja, etwas übertrieben, geht das Schmelzwasser zu Tale. Wahrscheilich sind von den gefallenen Wassermengen im Februar nur 10 Prozent da angekommen, wo sie eigentlich hin sollten: In den Boden nämlich. Der Boden ist seit dem 23. Januar bis zum 16. Februar 50 cm tief durchgefroren, wo also soll die Brühe hin ? Ab in die Elbe, so ein Abfluß vorhanden ist…

Am 16. ist im „Flachland“ der Schnee weg. Was danach an Wasser herunterkommt, ist nicht meßbar und hinterläßt keine weißen Spuren. So läppert sich das Wetter bis zum 23., da es wieder kühler wird. Wenn auch nicht so heftig. Am Tage um die zwei, drei Grad über Null; in der Nacht an die minus zwei bis minus zehn Grad. Spätwinter nennen das die Profi-Frösche.

Das Wasser-Fazit für das Berichtsgebiet sieht so aus: Zwischen Normerfüllung in Axien und maßlos übertriebenen 219 Prozent in Straach geht die Spanne der Niederschlagssummen bei Normwerten zwischen 31 und 41 Litern Wasser auf den Quadratmeter. Natürlich haben wieder die tiefer gelegenen Stationen die kleineren Mengen abbekommen, aber das ist, für den Februar, in diesem Jahre ohnehin nutzlos und umsonst gewesen.

Achim KuhnWetterstation Mühlanger

Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für März 2006

Zwischen Flämingrand und Dübener Heide

Es hätte so schön sein können…Ein März mit einem Temperaturmittel von minus 1,6 Grad wäre drin gewesen; das wären vier Grad unter der Norm. Zuletzt hatte es solche Verhältnisse in einem Märzen, da der Bauer die Rösslein einspannen sollte, im Jahre 1958, 1964, 1969 und 1987 gegeben. Damals waren tatsächlich erheblich kältere Zeiten zu beobachten… So aber versaute ein nicht unerheblicher Wärmeeinbruch zur Mitte des letzten Monatsdrittels alle Chancen auf einen richtig kalten ersten Frühjahrsmonat… Nein, allen Ernstes, es hat gereicht; und was der Frühling bis dato zu bieten hatte, war zwar schön normal, aber nach dem doch mäßig kalten Winter mit einer Kältesumme von 211,5 Grad, für die der März noch mit 20,8 Grad beigetragen hat – ein ordentlicher März bringt 14,5 Grad auf die Reihe; da hätten wir uns eine etwas freundlichere Witterung verdient.

Gleichwohl, die ersten 23 Tage des Monats waren kalt, ohne Frage, vom 1. bis 5.3. „nur“ um die ein bis zwei Grad, um nach dem 6. März noch mal richtig loszulegen resp. in den Keller zu marschieren. Bis zum 24. hält die Kälte an, zwei bis sieben Grad unter den langjährigen mittleren Tagestemperaturen finden sich die Werte. Kein Wunder also, dass die 23 Frosttage des Märzen ausgerechnet in dieser Zeit zu finden sind. Sogar zwei Eistage brachte der „Frühlingsmonat“: Am 12. und 13. blieben sogar die Maxima unter Null. Das sind bei den Frosttagen zehn zuviel, bei den Eistagen einer. Die absoluten Minima sind für den 6. bzw. 13. März aufgeschrieben; zwischen minus acht für Wittenberg und minus 12 Grad in Annaburg finden sich die Quecksilbersäulen wieder. Fünf Zentimeter über dem Erdboden, besser: über Schnee werden am 13. in der Elbaue minus 20 Grad gemessen.

Ach ja, der Schnee. Hatte es zum Ausgang des Februars allenfalls noch Schneereste gehabt, so hielt sich dieser Zustand in den tieferen Lagen bis zum 8. März, obwohl fast an jedem Tage seit Monatsbeginn feste Niederschläge zu beobachten waren. Alldieweil aber die Temperaturen an jenem Tage immer schön bei drei bis fünf Grad über Null lagen, bleib auch nichts Festes liegen. Am 9. also wieder eine geschlossene Schneedecke, die am 10. schon acht Zentimeter misst, nach kurzem Tauwetter drei Tage später schon wieder sechs Zentimeter hoch ist, um bis zum 21. so langsam vor sich hin zu schmelzen und in Resten den Geist aufzugeben.

Ohne Wasser kein Schnee: 17 bis 22 Tage sind gezählt worden für den März, da Messbares sich fand im Topfe. Davon sind 12 bis 15 Tage, in denen wenigstens Schneegriesel oder sogar Schnee gefallen ist. Und ziemlich ausgeglichen, was die Verteilung der gefallenen Mengen betrifft (siehe Grafik). Das Gros der Niederschläge fällt in der letzten Dekade; da beim überwiegenden Teil der Wasserfrösche am 26.März an die neun bis vierzehn Liter auf den Quadratmeter gemessen wurden.

Ursache dafür war eine markante Luftmassengrenze von der Deutschen Bucht über Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und das südliche Brandenburg hinweg bis nach Polen, während südlich davon mit einer südwestlichen Strömung Meeresluftmassen subtropischen Ursprungs einflossen.

So wurden am Nachmittag des 26. in Soltau in der Lüneburger Heide 4°C, in Bückeburg, südwestlich von Hannover, schon 14°C gemessen. In Mecklenburg-Vorpommern stieg die Temperatur nur auf 1 bis 3°C und an der Ostsee schneite es in der dort auch in der Höhe kälteren Luft etwas. Im Berliner Raum wurden maximal 4°C gemessen, während die Temperatur in Wittenberg bereits bis 10°C und in Leipzig auf 12°C stieg. Noch wärmer wurde es weiter südwestlich, in Frankfurt am Main mit 17°C und in Nürnberg mit 15°C. Der Folgetag brachte den vorläufigen Höhepunkt der Erwärmung. Dabei wurden innerhalb der subtropischen Luft verbreitet in Deutschland Höchstwerte zwischen 13 und 18°C erreicht; für die Elbaue und Anrainer wie Zahna, Mühlanger, Annaburg und Wittenberg wurden stolze 19 Grad aufgeschrieben. Werte, die bis dato nicht wieder gesehen wurden…

Dass die Natur ein wenig in die Gänge kam, war zu erwarten. Am 23. blühten an ungeschützten Standorten die Schneeglöckchen, die Zeigerpflanzen für den Erstfrühling; am 27. und 28. Hasel und Schwarzerle.

Das Fazit: Mit einer Monatsmitteltemperatur von 1,7 Grad war der März des Jahres 2006 2 Grad kälter als im Mittel der Jahre 1961 bis 1990. Mit 23 Frosttagen hatte der März deren 10 zuviel, bei zwei Eistagen gab es davon einen über die Norm. Die Sonnenscheindauer war mit 114 Stunden nur zwei Prozent unter der zu erwartenden Summe geblieben. Bei den Niederschlägen gab es knappe 20 Prozent im Mittel aller Beobachter mehr. Auffällig die Zahl der Tage mit einer Schneedecke: Sind für den März an die vier Tage normal, so brachte es der März 2006 auf neun (Elbaue) bis dreizehn (Zahna) Tage.

Achim KuhnWetterstation Mühlanger

Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für April 2006

Zwischen Flämingrand und Dübener Heide

Ein Monat ohne allzugroße Überraschungen: Wenig frühlingshaft zum Beginn, dann sachte: Erwärmung. Zwei Tage zum Monatsbeginn eine schwache Ahnung von Frühling, dann wirds wieder kühler. Bis zum 12. April sind die Temperaturen zwei bis drei Grad unter Norm, drei Frosttage und sieben Tage mit Bodenfrost; die tiefsten Temperaturen des Monats in der ersten Dekade:

Zwischen Minus zwei Grad in Zahna, Wittenberg und Annaburg, mit Mühe minus 0,7 in der Elbaue; in Erdbodennähe dafür minus drei Grad; die Dekade kam fast normal daher…

Ab dem 13. April gehen langsam die Temperaturen hinauf… Am 18. überschreiten sie die 15 – Grad – Grenze. Die zweite Dekade geht mit 1,1 Grad plus aus dem Rennen.

Zu Beginn des letzten Drittels schon mal ganz mutige 20 Grad und etwas mehr, das heißt: Frühlings-gefühle kommen auf; die Phänologie schlägt zu und findet: Nach dem zum Osterfest die Forsythie an ungeschützten Standorten in die Blüte marschiert ist, findet sich in der 3. Dekade allerhand Erfreu-liches: Süßkirschen, Schlehen, Spitzahörner; Löwenzähne zeigen, was Frühling heißt und erquicken das eine oder andere Herz nach der langen Abwesenheit freundlicher Farben in der belebten Natur.

In der letzten Dekade des Monats sind vom 29. und 30. April abgesehen sind alle Tageswerte deutlich über den langj. Mittelwerten zu finden. Bis zu 6,4 Grad über dem, was da Norm heißt, geht am am 26. der Tagesmittelwert z.B in Elbnähe bei Gallien, und am 25. ist der wärmste Tag des Monats bei den Temperaturaufschreibern (siehe oben genannte Stationen) mit 21 bis 22 Grad in Fläming und Elbaue; Annaburg schafft es auf 22,4 Grad.

So ganz normal und (fast) stinklangweilig sollte der Monat dennoch nicht vorübergehen: Das interes-santeste Ereignis des Monats hieß Kaltlufttropfen und kam über uns am 22. und 23.4. So entstand über Nordwestdeutschland ein kleinräumiges Regengebiet, welches sich nur langsam gen Osten bewegte; dementsprechend hohe Niederschlagsmengen wurden auf engem Raume gemessen. Soltau und Fassberg bekamen zwischen 32 und 38 Liter auf den Quadratmeter ab; wenig südlich in Celle gabs nur noch 11 Liter. Am 23. bildeten sich im Kernbereich des Tiefs, welches keine Entsprechung am Boden hatte; der Luftdruck sank beim Durchzug der Zyklone nur um 1 hPa und blieb ansonsten bei 1016 hPa; Schauer und Gewitter. Auch diese zeigten nur geringe Ausdehnung, sodaß die Niederschläge wiederum auf eng begrenztem Raum fielen. Amtlicherweis (Berliner Wetterkarte) wurde Potsdam mit 13 Liter / m² erwähnt, während Schönefeld mit vier und Berlin –Dahlem mit nur zwei Litern auf den Quadratmeter bedacht wurden.

Für das uns interesssierende Gebiet wurden für den 22. April ebenso deutlich differierende Mengen erfaßt: Kamen in Axien, Schmiedeberg, Pretzsch, Eutzsch und Seegrehna, Annaburg, Seyda und Söllichau nur Niederschläge zwischen vier und acht Millimeter herunter, so konnten beide Zahnaer, Abtsdorf, Straach, Globig, Merkwitz, Ateritz, Gräfenhainichen zwischen 12 und 20 Liter auf den Quadratmeter verbuchen. Am Folgetag zog ein weiterer umfangreicher Kaltlufttropfen von Jütland gen Süden, der in Mittelgebirgen verbreitet Schneefall brachte. Die Station Neuhaus am Rennsteig meldete am 23. eine 7 cm hohe Schneedecke, und auf dem Brocken erhöhte sich die Schneedecke auf 53 cm. Von derlei Ungemach, was für einen April so selten nicht ist, blieb die Region verschont. Im Übrigen ist der in der Statistik belegte letzte Tag mit einer Schneedecke von zwei Zentimetern Höhe im April ist für den 29.4.1985 ausgewiesen.

Hagel, nicht Schnee gab es am 22. April, da ein Gewitter über die Dübener Heide zog; ein Agrar-betrieb bei Kemberg hatte Schäden an Feldfrüchten zu verzeichnen; während in Mühlanger das Zeug über einen Zeitraum von 15 Minuten erbsengroß vom Himmel kam, waren hier keine Schäden zu beobachten. Ein weiteres Gewitter kam am 26. April; auch hier das Ergebnis sehr unterschiedlich: Ateritz bekommt mit 33,3 Litern das Meiste in den Topf, Jüdenberg kriegt noch 25 Liter, Annaburg 15, Jessen und Seyda 12. Hagel war wohl auch dabei; weitere Meldungen über dieses Ereignis liegen nicht vor, nur Schmiedeberg hat es mit der Schlüsselziffer 97 (Gewitter mit starkem Regen oder Schnee) versehen.

Das Fazit: Mit einem Temperaturüberschuß von 0,9 Grad geht der April 2006 in die Wetteraufzeich-nungen. Fünf Frosttage und acht Tage mit Bodenfrost sind aufgetreten; zwei Tage mit Gewittern, 18 Tage mit Niederschlag hat es gehabt. Die Sonnenscheindauer belief sich auf 122 Stunden, sind nur 98 Prozent gewesen. Die Niederschläge lagen zwischen 160 und 86 Prozent bei einem Gebietsmittel von 111 Prozent und dürfen damit als normal gelten, während die Zahl der Niederschlagstage mit 18 um drei über der Norm der Jahre 1961 – 1990 liegt.

Achim KuhnWetterstation Mühlanger

Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für Mai 2006

Zwischen Flämingrand und Dübener Heide

Ein ganz normaler Monat… Von wegen. Die erste Monatshälfte zu warm, die zweite zu kalt. So kurz kann die Beschreibung eines Frühlingsmonats ausfallen. Tatsächlich beginnt der Monat ein wenig zu kühl, um am 2. Mai zur Hochform aufzulaufen. Zwischen zwei und vier Grad über den normalen Tagestemperaturen liegen die Mittelwerte im Mai 2006; dankbar angenommen, zumal die täglichen Maxima in durchaus frühlingshaften Gefilden sich befinden bei 18 bis 24 Grad: Welche Freude nach dem doch etwas strengeren Winter. Dazu durchgängig trocken das erste Monatsdrittel und ausreichend Sonne: Bei acht bis 14 Stunden Sonne täglich. Da muss die Natur richtig in Schwung kommen. Kam sie auch; in der ersten Dekade blüht denn auch, was des Menschen Aug´ und Herz erfreuet: Rosskastanie, Flieder, Apfel, Raps, sehr spät im Vergleich zu früheren Jahren; die Eberesche blüht, während zum Ende der Dekade auch die Blüte der Süßkirschen zu ihrem Ende geht. Und die erste Dekade bringt es auf einen Wärmeüberschuss von mehr als zwei Grad.

Bis zum 14. hält die sehr freundliche Witterung an; ab dem 15. leichte Abkühlung, durchaus moderat, keine Frage, wenn auch der 16. noch einmal Wärme bringt. Die Maxima bleiben, bis auf die Ausnahme, unter 20 Grad. Am 15. sogar der kühlste Tag, die frischeste Nacht des Monats; da finden sich die Temperaturen zwischen Zahna, Wittenberg, Mühlanger und Annaburg bei 0,2 (Zahna) und 1,8 Grad (Annaburg); die Temperaturen fünf Zentimeter über dem Erdboden gehen in den negativen Bereich am 15. Mai; das sind die einzigen Wirkungen, welche die Eisheiligen hinterlassen. Also schreiben Wittenberg – 0,2 Grad, Mühlanger –1,9 Grad.

Alldieweil der letzte, richtige Niederschlag am 27. April heruntergekommen ist und durch die Wärme bis zur Monatsmitte schon knapp 30 Liter je Quadratmeter verdunstet sind, kommt der am 18. einsetzende Regen durchaus recht, das Gewitterchen zwei Tage vorher hat nur wenig hinterlassen. Obwohl nun Abkühlung einsetzt, bleibt die Dekade doch noch 0,7 Grad über der langjährigen Norm.

Zum Beginn des letzten Monatsdrittels zeigt sich das Wetter nochmals von der freundlichsten Seite; am 22. wird gleich der erste Sommertag des Jahres in hiesigen Gefilden registriert; knapp 25,8 Grad gibt’s vom Südfläming quer durch die Elbaue, nur Annaburg muss über besonders günstige mikroklimatische Verhältnisse verfügen; da sind 26,4 Grad drin. Das war’s denn auch schon mit Frühling; kaum noch 18 Grad erreichen die Maxima. Am 31. liegt
das Tagesmittel gleich 4,7 Grad unter dem langjährigen Mittel.

Viel Wasser endlich auch in der dritten Dekade, an zehn von elf Tagen Niederschlag, das absolute Maximum, sehnlichst erwartet, am 27. Mai. Da werden, welch ein Wunder, mal in der Elbaue, mit der Ausnahme Söllichau, die höchsten Mengen im Berichtsgebiet und Zeitraum gemessen, und die Mengen liegen zwischen 17 Litern in Annaburg und 14 Litern in Axien; Söllichau fasst 19 Liter ab; während die „Bergstationen“ bei Mengen von acht Litern (Straach, Zahna Nord) und 12 Litern (Pretzsch) sichtlich darunter bleiben.

Im Übrigen wird der bis zum 13. Mai aufgelaufene Temperaturüberschuss von 1,1 Grad für den Monat, der durchaus angenehm war, nunmehr sachte abgebaut, selbiger schmilzt bis zum Monatsende auf ein bescheidenes Plus von 0,3 Grad; der Monat könnte als (fast) normal durchgehen.

Das Fazit: Mit einem sanften Plus von 0,3 Grad geht der Mai des Jahres 2006 aus dem Rennen. Die absoluten Maxima um die 26 Grad am 22. Mai; die Minima zwischen 0,2 in Zahna und 1,9 Grad für Wittenberg und Annaburg. Ein (Zahna, Mühlanger) bis zwei (Wittenberg) Sommertage bringt der Monat, alles normal. Das E min siehe Text. Die Zahl der Tage mit Bodenfrost schwankt zwischen einem (Wittenberg) und deren drei (Mühlanger). Die Niederschlagsmenge liegt im Mittel aller Beobachter (in diesem Mai meldeten nur 18 Stationen) bei 108 Prozent. Die Zahl der Niederschlagstage beträgt 14 für RR < 0,0 mm; 11 Tage mit RR < 1 mm, 1 bis 2 Tage mit RR < 10 mm. An fünf Tagen Gewitter; die Sonnenscheindauer brachte mit 256 Stunden 121 Prozent der mittl. langj. Dauer für den Monat Mai.

Achim KuhnWetterstation Mühlanger

Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für Juni 2006

Zwischen Flämingrand und Dübener Heide

Dass nach dem doch ziemlich unterkühlten Monatsbeginn ein richtiger Sommer werden könnte, war anfangs nur zu hoffen. Bis zum 8. Juni nur Defizite in Sachen Temperatur, zwischen einem und sieben Grad unter dem 30-jährigen Mittelwert für den jeweiligen Tag finden sich die Temperaturen. So kommt denn auch der kühlste Tag, die kühlste Nacht gleich am 2. Juni. Es wurden 0,8 Grad für Zahna und 2,2 Grad in Mühlanger gemessen, in Annaburg und Wittenberg gab es 1,3 bzw. 1,8 Grad. Am Erdboden sogar leichter Frost von – 0,4 Grad für Wittenberg, in Mühlanger 0,0 Grad. Die erste Dekade ist dann auch 3,7 Grad zu kalt. Besonders übel, daß es zum Pfingstfest vom 4. bis 6. Juni bei den Tageshöchstwerten gerade mal für 13, 14 Grad reichte und etliche Feierlichkeiten an der frischen Luft nur mit Winterausrüstung asuzuführen waren. Dafür zuständig: arktische Meeresluft.

Pünktlich zum Stadtfest „Luthers Hochzeit“ gehen die Temperaturen sachte in (fast) sommerliche Höhen.
Ab dem 11. sind dank trocken-warmer Festlandsluft über Mitteleuropa die täglichen Maxima für den Rest des Monats bis auf fünf Tage ständig an bzw. über der 25-Grad-Marke zu finden. Von 20 Tagen 14 Sommertage, am 14. Juno kommt der erste Heiße Tag des Jahres, er sollte für den Monat nicht der letzte bleiben. Elf Tage später erst kommt der wärmste Tagdes Monats. Am 25.6. werden in Wittenberg, am Südhang des Flämingausläufers, schön erwärmt von Hang und Stadt, 32,7 Grad gemessen. An normalen flachen Standorten wie Zahna und Annaburg ist es mit 31,5 Grad auch genug.

Nicht nur am 16. Juni kommt es zu Gewittern, die nur eine Autostunde vom Berichtsgebiet entfernt, zu erheblichem Hagelschlag in Leipzig führen. Fünf bis sechs Zentimeter groß sollen die Körner gewesen sein, auch wurden Menschen davon verletzt. Allerdings blieben die Niederschlagsmengen bei diesem Ereignis eher in bescheidenen Größenordnungen. Leipzig – Schkeuditz meldete ganze sieben Liter auf den Quadratmeter; während Halle knapp 10 Liter abfaßte. Im Berichtsgebiet bekamen nur Jessen, Söllichau, Wittenberg um die neun Liter ab, der Rest mußte sich mit teils deutlich geringeren Mengen bescheiden.

Nicht nur in Sachen Temperaturen fiel der Juni 2006 aus dem Rahmen. Bei den Niederschlägen ist ein sehr deutliches Defizit zu verzeichnen. 14 Niederschlagstage verzeichnet der Juno im 30-jährigen Mittel, davon sind 9,7 mit mit wenigstens einem Liter auf den Quadratmeter zu finden und 1,6 Tage mit mindestens 10 Litern. Der Juni 2006 fiel für den Landkreis Wittenberg so aus: 7,1 Tage mit Niederschlag. Davon 4,6 Tage mit einem Liter, 0,6 Tage mit 10 Litern auf den Quadratmeter. Bei einer Zahl von 20 Beobachtern für vor-liegenden Monat. Das Flächenmittel aller Beobachter ergibt 42 Prozent der für Juni zu erwartenden Niederchlagsmenge. Wenn berücksichtigt wird, daß der Juni deutschlandweit zu den niederschlagsreichsten Monaten gehört und zwischen 60 und 70 Liter zu erwarten sind, ist das tatsächliche Ergebnis mit 17 Litern in Seegrehna und Axien, Schmiedeberg hat nur 12 Liter abgefaßt, recht dürftig. Daß in Gräfenhainichen an die 50 Liter
gefallen sein sollen, kann indes auch nicht unter den Tisch gekehrt werden.Die größten Tagesmengen des Monats wurden, so ist das nun mal im Sommer, an sehr verschiedenen Tage registriert: Acht der 20 Beobachter bekamen am 6. Juni, drei am 15. bzw. 16., drei am 21., je einer am 1., am 2., am 25. Juni die Töpfe voll.

Das Fazit: Mit einem Monatsmittel von 17,4 Grad war der Juni 0,8 Grad zu warm (Werte von Mühlanger).
Es ergeben sich für den Juni 14 Sommer- und drei Heiße Tage. Das ist, gelinde gesagt, einiges des Guten zuviel gewesen. Sind für den Juni im Zeitraum 1961 – 1990 neun Sommertage normal, kommen 1,7 Heiße Tage dazu; der Juni 2006 hat das Maß sichtlich überschritten. Die Sonnenscheindauer betrug 274,5 Stunden, das entspricht 135 Prozent der zu erwartenden Dauer.Vier Gewitter brachte der Juni; die meisten nur geringer Intensität.

Achim KuhnWetterstation Mühlanger

Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für Juli 2006

Zwischen Flämingrand und Dübener Heide

Das Rekordgeschrei nicht nur in den Printmedien ist überstanden, die Hitze des Juli auch. Vielleicht war das Ganze ein Vorgeschmack auf künftige Sommer. Dass etlichen großen Köpfen dabei nichts Besseres einfällt, als den Mitteleuropäern eine Siesta zu empfehlen, wie es in Südeuropa üblich wäre, erscheint bei den Temperaturverhältnissen, „wie sie im Juli erst im südlichen Mittelmeerraum wie… in Neapel oder Palermo anzutreffen sind“ (FU Berlin, Met. Institut), nur als ein Herumdoktern an den Symptomen, weniger als Therapie der wirklichen Ursachen. Gleichwohl, es war ein Juli der Extraklasse, wie er nicht als dauerhafte Erscheinung zu wünschen ist. Der Juli 2006 hat fast alle bisherigen Höchstwerte übertroffen, die seit Beginn regelmäßiger Instrumentenbeobachtungen erreicht wurden; auf die wenigen Ausnahmen sei zum Schluss verwiesen.

Mit einer Durchschnittstemperatur zwischen 22,3 °C in Zahna, 23,4 °C in Annaburg und Mühlanger bzw. 23,8 °C in Wittenberg war der Juli 2006 zwischen 4,3 und 5,8 K wärmer als das 30-jährige Mittel der Jahre 1961 – 1990. Bei der Zahl der Sommertage kam der Monat im Landkreis auf 26 bis 30; die Zahl der Heißen Tage betrug 14 bis 19 Tage. Normal wären (in Wittenberg) 12,4 bzw. 4,0 Tage gewesen. Interessant auch die mittleren Maxima des Monats: Die Norm beträgt für den Juli 23,8 °C, errechnet wurden zwischen 29,3 (Zahna) und 30,6 (Mühlanger). Die mittleren Minima hingegen waren zumindest in der Elbaue mit 15,2 nur geringfügig über der Norm von 13,0 zu finden; in den Stadtlagen wie bei Annaburg und Wittenberg finden sie sich bei 16,3 bzw 16,6 °C.

Wenn auch an einigen Beobachtungsstandorten das monatliche Soll des Niederschlags erfüllt wurde, bei acht von 18 gemeldeten Monatssummen ist dies der Fall, die Wirkungen der langen Trockenheit v.a. auf leichten Standorten sind kaum zu übersehen, so ist doch bei der Zahl der Niederschlagstage ein deutliches Defizit festzustellen. Sind für den Juli 12,3 Tage mit mind. 0,1 mm und deren acht mit mind. 1,0 mm zu erwarten, kamen 2006 nur vier bis neun Tage mit 0,1 mm zustande, im Bereich 1,0 mm und mehr waren es nur drei bis sechs Tage. Bei Starkniederschlägen mit 10,0 mm und mehr gibt es im langjährigen Mitttel nur 1,3 Tage; genau 1,2 Tage sind für den Juli 2006 erreicht worden. Sieben Stationen sind davon betroffen gewesen; besonders viel Wasser mit 30 Litern und mehr (meist in kurzer Zeit) gab es in Straach, Mühlanger und Wartenburg, Axien, Jessen, Pretzsch und Annaburg.

Zum Verlauf der Witterung im Juli ist nicht gar soviel zu berichten. In der ersten Dekade sind alle Tage zwischen drei und sechs Grad zu warm, am 6. und 7. Gewitter, die im Fläming und in der Elbaue etwas Wasser hinterlassen. Die Dekade endet mit einem Temperaturüberschuss von 4,9 Grad.

Die zweite Dekade ist nur 4,3 Grad zu warm; vom 14. bis 17.7. ein wenig Verschnaufen von der großen Hitze, die täglichen Maxima in diesem Zeitraum mal nicht 30 Grad und höher. dafür geht’s ab dem 18. wieder richtig zur Sache: Am 20. findet sich bei allen Beobachtern die höchste Temperatur des Tages, ach was, des Jahres, aber nicht aller Jahre… 35,2 °C in Zahna, 35,6 °C in Annaburg, 36,5 °C in Mühlanger, 36,7 °C in Wittenberg. Wenn das nichts war…

Alldieweil nicht das Allerhöchste, was in der Elbestadt je aufgeschrieben wurde: Die 37,7 Grad vom 11. Juli 1959 sind bis dato unerreicht. Wobei der Vollständigkeit halber gesagt werden muß, daß derselbe Juli nur 2,4 Grad zu warm war und es auch nur zu drei Heißen und 18 Sommertagen gereicht hat. In der Dekade gibt es auch Wasser, besonders getroffen hat es die Ecke um Axin, Jessen, Annaburg und Pretzsch: 64 Liter in Axien, 56 in Jessen-Ost, Pretzsch 54 Liter, Annaburg knapp 40.

Das letzte Monatsdrittel beginnt auch wieder unverschämt warm; zwischen fünf und neun Grad über den langj. Tagesmitteln finden sich die Temperaturen. erst nach dem 28. setzt nach Frontdurchgang langsam Abkühlung ein. Mit dieser Front ergießen sich teils gewaltige Regenmengen in die Elbaue; Wartenburg kriegt mehr als 52 Liter, für Mühlanger müssen 33 Liter reichen. Der Rest der Beobachter muss sich mit Mengen zwischen zwei und 20 Litern auf den Quadratmeter begnügen. Dass dabei auch noch eine kräftige Windböe mit 26 m/s (Bft. 10) für das Abdecken einiger Quadratmeter Dachfläche in Prühlitz und Gallin sorgt und in der Nachbarschaft eine starke Weide auf die Straße legt, sei am Rande erwähnt. Es war die bis dato höchste allhier gemessene Windspitze.

Nicht zuletzt die starke Begrenzung der konvektiven Niederschläge ist damit auch dafür verantwortlich, dass so große Differenzen beim Niederschlag im Juli zu beobachten waren: 168 Prozent der langj. mittl. Summen für Wartenburg, 187 Prozent in Axien, das sonst zu den benachteiligten Standorten gehört und ganzen 31 Prozent für Zahna Nord, so weit geht die Spanne in diesem Monat.

Bemerkenswert auch die Sonnenscheinbilanz: Mit 366,6 Stunden sind 171 Prozent erreicht worden; nicht nur für die Elbaue und angrenzende Areale ein ungewöhnlich hoher Wert.

Zum Abschluss noch ein kleiner Dämpfer für die Rekord-Fetischisten: Die Meteorologen der FU Berlin haben herausgefunden, dass „vor 1908 waren in Berlin wohl nur noch der Juli im Jahr 1834 mit einem Monatsmittel von 23,6°C und der Juli 1757 mit 24,3°C wärmer ausgefallen“ waren (Wetterlage der FU vom 1.8.2006)

Achim KuhnWetterstation Mühlanger

Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für August 2006

Zwischen Flämingrand und Dübener Heide

Schon am 2. August ist es mit den bis dato obligaten täglichen Hitzeattacken vorbei. Im Juli lagen die Tages-mittel zwischen drei und neun Grad über der Norm; die erste Dekade des August war 0,5 Grad kühler als erwartet. Auch gibt es an sieben Tagen Regen, am 5. sehr ausgiebig. Bis auf Eutzsch und Jessen finden sich bei allen Beobachtern an diesem Tage die höchsten Regenmengen des Monats, die Spanne reicht von knapp 11 Litern in Seegrehna / Hohenroda bis (wieder) Wartenburg mit mehr als 45 Litern auf den Quadratmeter. Im übrigen Revier pendeln die Niederschlagsmengen für diesen Tag um die 23 Liter; recht hübsch nach der Trockenheit des Juli.

Die zweite Dekade des August kommt noch etwas kühler daher. 0,7 Grad weniger, als es im 30-jähr. Mittel üblich ist, dafür gibt’s in diesem Zeitraum acht Tage mit Niederschlag, aber hier sind die Regenmengen nicht gar so erheblich, weniger als die Hälfte der Summe der ersten Dekade kommt herunter. Auch der wärmste Tag des Monats stellt sich in der zweiten Dekade ein; mit Werten zwischen 25,8 in Zahna und 27,6 Grad in Annaburg sind auch schon die Extremwerte für den 19. August beschrieben, Elbaue und Wittenberg liegen mit 26,7 und 27,3 schön dazwischen. Fast auf den Tag genau war es einen Monat vorher an die 10 Grad wärmer gewesen…

Im letzten Monatsdrittel kommt es zu weiterer Abkühlung; die täglichen Maxima dümpeln zwischen 15 und 23,9 Grad, es ist alles andere denn Hochsommer. Am 24. sinkt die Lufttemperatur des nachts auf Werte um neun Grad (zwischen 9,4 und 8,5 Grad bei den Temperaturaufschreibern); am 30.8. sind es in der Elbaue so gerade 6,2 Grad in Erdbodennähe. Es ist eher Herbst denn Sommer, zumal an neun von elf Tagen Wasser vom Himmel kommt. Ergiebig ist der Niederschlag nur am 29. und 30. August. Da fallen je nach Standort 12 bis 28 Liter auf den berühmten Quadratmeter. Jessen kriegt am 30. Tag des Monats mit 30 Litern seine größte Monatssumme. Im Flächenmittel geht der Landkreis mit 143 Prozent aus dem Rennen, gewiß nicht zuviel angesichts der übrigen Sommer-Niederschläge.

Das Fazit für den August: Mit einer Monatsmitteltemperatur um 16,7 Grad war der Monat 0,9 Grad zu kalt, verglichen mit den Augustmonaten der Jahre 1961 – 1990. Die Sonnenscheindauer erreichte nur 80 Prozent der Norm, sie lag bei 179 Stunden. Dementsprechend hoch ist die Zahl trüber Tage: 12 wurden gezählt, bei den vielen Wolken hat es nicht einmal für einen heiteren Tag gereicht. Immerhin sieben Tage mit Gewitter sind im August zu beobachten gewesen; deren Intensität aber hielt sich in Grenzen. Nur vier Sommertage in diesem August und kein einziger Heißer Tag: Das hat es in den Jahren 1961 – 1990 in neun Fällen gegeben; seit 1990 bis zu diesem Jahr (für Wittenberg) nur zweimal.

Bei der Zahl der Niederschlagstage hat sich der August gewaltig übertroffen: 18 bis 24 Tage sind zwischen Fläming und Dübener Heide gezählt worden; 13 Tage wären normal gewesen. Im Mittel aller Beobachter sind 143 Prozent zusammengekommen; die Spanne geht von 119 Prozent in Ateritz bis zu 167 Prozent in Eutzsch, Spitzenreiter aber ist Straach mit 196 Prozent der zu erwartenden Regenmenge gewesen.

Und warum das Ganze so war, beschreiben die richtigen Frösche folgendermaßen: „Zu Beginn des Monats August vollzog sich über Mitteleuropa eine grundlegende Wetterumstellung. Dabei wurde der im gesamten Monat Juli in der mittleren Troposphäre über unserem Raum vorhandene Höhenkeil, in dessen Folge sich …bei uns anhaltender Hochdruckeinfluss mit sonnenscheinreichem und sehr warmem Wetter eingestellt hatte, abgebaut und stattdessen durch einen Höhentrog ersetzt, der sich im weiteren Monatsverlauf mehrfach regenerieren konnte und für einen wechselhaften, sonnenschein-armen und eher kühlen Monat August sorgte“. (Wetterlage der FU Berlin vom 1.9.2006.

Alles klar ?Die Bilanz des Sommers 2006: Zwei Grad wärmer als normal war der Sommer. 23 Heiße Tagen sind zu verzeichnen, das waren fast dreimal so viel, wie es sich für einen anständigen Sommer gehört, dto. bei der Zahl der Sommertage: 49 Tage mit einem Maximum von mind. 25 Grad statt normaler 33 Tage.

Bei der Niederschlagssumme fehlen für den Zeitraum Juni – August nur 27 Liter, somit geht der Sommer als fast normal durch – bei 85 Prozent der normalen Regenmenge… Die Zahl der Niederschlagstage ist mit 37 Tagen mit mind. 0,1 Litern / m² nur zwei Tage geringer gewesen; bei der Zahl der Tage mit mind. 1 Liter /m² sind es ebenfalls zwei Tage weniger; vier Tage mit mind. 10 Liter /m² entsprachen fast genau der Norm. Und auch bei der Sonnenscheindauer ist es fast normal ausgegangen, nur 19 Prozent mehr als im 30-jährigen Mittel sind zusammengekommen; statt 649 Stunden schien die Sonne im o.g. Zeitraum 775 Stunden. Ein ganz normaler Sommer also…

Achim KuhnWetterstation Mühlanger

Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für September 2006

Zwischen Flämingrand und Dübener Heide

„Wiederholte Hochdrucklagen sowie die Vorherrschaft warmer Luftmassen subtropischen Ursprungs hatten (nicht nur in Berlin) einen ungewöhnlich sonnigen, trocknen und warmen September zur Folge: Mit einem Klimamittel von 17,6°C war er gegenüber dem Durchschnittswert der Jahre 1961 bis 1990 um 4,1°C zu warm. Er war damit sogar noch um 0,7 K wärmer als der vergangene, allerdings etwas zu kühle August. Daß der September wärmer war als der vorangegangene August, ist, solange zuverlässige Messungen vorliegen, hier noch nicht vorgekommen.“ (Wetterlage d. FU Berlin 1.10.)

So nüchtern kann das Fazit eines Monats klingen, der so schnell nicht seinesgleichen findet. Zumindest seit 1937 sind derartig hohe Abweichungen vom normalen Monatsmittel (Wittenberg 14,0 °C für den Zeitraum 1961 – 1990) nur in vierFällen aufgetreten: Die September der Jahre 1947, 1982, 1999 und halt auch 2006 sind deutlich über 3 Grad von der Norm zu finden. Auch Monatsmittel mit einer positiven Abweichung um 2 Grad sind eher selten: Von 1937 bis 1960 nur in zwei Jahren (1942 und 1949), von 1961 bis 1990 in drei Fällen (1961, 1975, 1989); in den Jahren 1990 bis 2006 in zwei Fällen (1991 und 2005).

Der Wetterverlauf des Monats war nicht gerade aufregend. Bis auf zwei Tage, den 9. und 20. September, finden sich alle Tage teils deutlich über den errechneten normalen Tagesmittelwerten. Wenn auch der 7. September (bis auf Zahna) das absolute Temperaturmaximum des Monats lieferte mit Werten zwischen 29 Grad in Wittenberg und um die 28 Grad in Annaburg und Mühlanger, so fand sich an diesem Tage nicht die höchste Abweichung von den täglichen Normwerten. Die kommt am 16. September mit einem Plus von ganzen sieben Grad zum langjährigen Tagesmittelwert. Verrückterweise sind die kühlsten Nächte des September schon zwei Tage nach dem absoluten Maximum zu finden: Am 10. sind die Thermometer bei sieben Grad in Wittenberg stehengeblieben; in den Tallagen wie der Elbaue und im Bürgermeisterwald von Zahna waren es noch ein bis zwei Grade weniger.

Aber sonst gehen die Temperaturen in für die Jahreszeit doch ungewöhnliche Höhen; mit einem bis fünf Grad pro Tag sind wir dabei, so nimmt es nicht wunder, wenn auch alle Dekaden mit einem hübschen Wärme-überschuß aufwarten. Das erste Drittel ist nur zwei Grad zu warm; das zweite Drittel schon 3,8 Grad, und wer sagt, daß es nicht noch besser geht: Die letzte Dekade kann einen Überschuß von vier Grad aufweisen.

Gestört wird die Spätsommer-Frühherbst-Seeligkeit mit einem Sonnenschein-Plus von gewaltigen 50 Prozent oder 224 Stunden statt der zu erwartenden 149 Stunden nur an wenigen sieben Tagen.

An denen kommen ein paar unbedeutende Störungen von Westen und sind kaum in der Lage, die Begeisterung für das schöne Altweibersommerwetter zu bremsen. Dementsprechend gering sind die Niederschläge. Wie der Grafik zu entnehmen ist, kommen nur zwischen 11 und 33 Prozent der wohlverdienten Regenmengen herunter, das macht einen dürftigen Schnitt von knappen 21 Prozent bei 20 vorliegenden Meldungen. Nun hätte man glauben können, daß nach dem großen Überangebot von Wasser im August die Bilanz günstiger hätte sein können. Bei der Wärme weit gefehlt. Der Boden ist seit Wochen knochentrocken, nicht nur den Feldfrüchten ist es anzusehen…

Das Fazit für den September 2006: Der Temperaturüberschuß beträgt für Wittenberg und Annaburg vier Grad – der Stadtlage beider Stationen sei Dank. In der „freien Natur“ wars nicht ganz so heiß: Nur 3,1 Grad plus zum Mittel von 14,0 Grad nach Celsius. Beachtlich auch die Zahl der Sommertage: Bis zu 13 Tage mit einem Maximum von 25 Grad und höher sind gezählt worden; normal wären drei Tage. Die Zahl der Niederschlags- tage ist deutlich aus dem Rahmen gefallen. Sind im Schnitt 13 Tage mit Regenmengen von 39 bis 46 Litern auf den Quadratmeter zu erwarten, so sind im September 2006 fünf Regentage (im Flächenmittel gesehen) zu verzeichnen, verdammt wenig. Aber der September 2006 steht in der Bilanz eben nicht einzigartig da.

Noch drei vergleichbare Monate finden sich in den vorliegenden Aufzeichnungen, der Übersichtlichkeit wegen gleich in tabellenähnlicher Form:

1947 + 3,5 K Tx 33,2 °C RR 21 Prozent 13 SoTa 7 HeiTa Sonne keine Werte
1982 + 3,4 K Tx 29,4 °C RR 13 Prozent 14 SoTa 0 HeiTa 218 h Sonne 147 Prozent
1999 + 4,3 K Tx 30,7 °C RR 50 Prozent 14 SoTa 0 HeiTa 208 h Sonne 140 Prozent
2006 + 4,0 K Tx 28,4 °C RR 16 Prozent 13 SoTa 0 HeiTa 238 h Sonne 160 Prozent

Auch bei der Niederschlagsbilanz war der September 2006 zwar unangenehm, aber nicht einzigartig:

1947 21 Prozent 9,4 Liter 7 Niederschlagstage
1959 2 Prozent 0,7 Liter 3 Niederschlagstage
1969 9 Prozent 4,1 Liter 7 Niederschlagstage
1982 13 Prozent 5,9 Liter 4 Niederschlagstage
1999 50 Prozent 22,4 Liter 7 Niederschlagstage
2006 16 Prozent 7,1 Liter 4 Niederschlagstage

Die Angaben beziehen sich auf Wittenberg. (SoTa sind Sommertage; HeiTa sind Heiße Tage)

Karl Rocznik schreibt in „Wetter und Klima in Deutschland“ Stuttgart – Leipzig 1995 zum Thema Vorhersage der Septemberwitterung: Wenn Ende Juli eine Hochdrucklage herrschte (an mindestens sechs Tagen > 1016 hPa) und wenn der Luftdruck im Laufe des zweiten Augustdrittels ansteigt, so deute dies auf einen „insgesamt trockenen September“ hin. Dreimal darf geraten werden, was Ende Juli los war…

Zu einer ordentlichen Bilanz gehören auch die weniger spektakulären Ereignisse: In dem zur Auswertung gelangten Zeitraum finden sich in 70 Jahren 21 kühle, 22 warme und 27 normale September – Monate. Hört sich ausgeglichen an. Ist es aber nicht. Während in den 30 Jahren von 1961 bis 1990 neun zu warme September auftraten, sind es im halben Zeitraum seit 1991 deren acht zu warme Monate gewesen. Allerdings: Die Extreme sind bisher mehr oder minder gleichmäßig verteilt gewesen. Bin sicher, daß sich dies ändern läßt…

Achim KuhnWetterstation Mühlanger

Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für Oktober 2006

Zwischen Flämingrand und Dübener Heide

Scheint so, als wollte sich das Jahr 2006 zum Jahr mit ausgeprägten Extremen entwickeln – alldieweil der Monat nicht nur zu trocken war, sondern auch viel zu warm. Daß damit die besten Voraussetzungen für einen wiederum kühlen oder sogar kalten Januar gegeben sein sollen, wird später kurz behandelt.

Die Temperaturverlaufskurve für den Oktober 2006 sieht zwar sehr unruhig aus: Am 5., 17., 25. und 30.10. sind regelrechte Einbrüche zu verzeichnen, aber nur am 17. gehen die Tageswerte wirklich in den Keller und liegen mal gut drei Grad unter dem langjährigen Durchschnitt. Ansonsten – der Goldene Herbst läßt grüßen und beschert dank anhaltender Warmluftzufuhr überdurchschnittliche Temperaturen, die so schnell nicht wiederzufinden sind. So sind in den bis 1756 zurückreichenden Aufzeichnungen der Berliner Stadtreihe nur 5 Oktobermonate mit einem Mittelwert von 12,0°C oder darüber aufgeschrieben worden.

Für Wittenberger Verhältnisse heißt dies: Statt der 9,4 °C, die so ein Oktober abzuliefern hat, ergaben sich folgende Temperaturüberschüsse: Zahna + 2,7 K, Wittenberg + 2,9 K, Mühlanger + 2,4 K, Annaburg + 3,2 K.

Für die Referenzstation Wittenberg -Teuchel gilt folgende Statistik: In den letzten 69 Jahren war in 25 Fällen der Oktober zu warm, davon 19 mal mit einer Abweichung von + 1 K und 8 mal mit einer Differenz von + 2 K. In einem Falle (2001) betrug die Abweichung + 3,4 K.

A uffällig ist, daß die besonders hohen Abweichungen von + 2 K und höher in 5 Fällen im Zeitraum 1991 ff. zu finden sind; im 30-jährigen Zeitraum von 1961 – 1990 aber nur drei Fälle, während vor 1961 nicht ein einziger Oktober (in Wittenberg) so extreme Temperaturabweichungen aufzuweisen hatte.

Der Vollständigkeit halber soll erwähnt werden, daß von den 69 Oktobern seit 1937 deren 28 zu kalt waren, davon 19 mit einer Abweichung von – 1 K und tiefer. Fünf davon fallen in den Zeitraum ab 1991; sieben sind zwischen 1961 und 1990 aufgetreten; sieben sind von 1937 bis 1960 gezählt worden.

Beachtenswert auch das absolute Maximum des Monats: Zwar finden sich in den Jahren seit 1937 durchaus vergleichbare Werte – die höchste Temperatur, die allhier je gemessen wurde, kam am 4. Oktober 1966 und betrug 28,0 °C; am 1.10.1942 gab es 25,0 °C. Die 23,6 °C vom 26.10.2006 ist aber die bisher höchste Temperatur, die in Wittenberg in der 3. Oktoberdekade gemessen wurde.

Da gehen bisher nur die 24,5 °C drüber, die am gleichen Tage in Annaburg registriert wurden. Zahna bringts nur auf 22,3 Grad, während in Mühlanger der gleiche Wert wie in Wittenberg erzielt wurde.

Zehn Tage vorher findet sich bei allen Beobachtern die kühlste Nacht des Monats: Während, dank der exponierten Lage über der Stadt, die Thermometer in WB – Teuchel nur auf 1,8 Grad heruntergehen, Annaburg ein wenig an der Frostgrenze kratzt, fallen, nein, nicht die Thermometer, die Temperaturen am Flämingrand und in der Elbaue auf minus 1,2 Grad Celsius. In Erdbodennähe ist es richtig frisch mit minus 3,5 Grad.

Ein wenig freundlicher als im Vormonat die Niederschlagsbilanz: Mit 16 Tagen mit Wasser von oben sind im Mittel aller Meldungen 77 Prozent der für Oktober zu erwartenden Regenmengen gefallen; und das ist bei mittleren Summen zwischen 37 und 45 Litern auf den Quadratmeter für den Oktober ohnehin nicht sehr viel. Die Extreme gehen von: Absolute Planübererfüllung in Jüdenberg und Gräfenhainichen (siehe Grafik) über: Gerademalso in Schmiedeberg und Söllichau bis zu: Wie immer ganz schön wenig in Globig, Wartenburg und Mühlanger.

Nachdem im ersten Drittel des Monats Summen zwischen 15 und nicht einmal 4 Liter auf den Quadratmeter gekommen waren, blieben die Summen in der 2. Dekade bei 2 mm deutlich unter den Erwartungen. Etwas Wiedergutmachung im letzten Drittel: Zwischen 12 und knapp 40 Liter auf den Quadtarmeter wurden abgefaßt; das Gros der Beobachter hatte am 28. Oktober die Töpfe, nein, nicht gestrichen voll, aber zwischen drei und sieben Liter kamen zusammen; die Spitzenreiter Söllichau, Gräfenhainichen und Jüdenberg haben von dem Segen zwischen 13 und 19 Litern abgefaßt.

„Ein warmer Gilbhardt bringt fürwahr stets einen kalten Januar“. Eine 90 – prozentige Eintreffenswahrschein- lichkeit wird von richtigen Meteorologen dieser Bauernregel bescheinigt. Die scheint für die Klima- Sonder- Zone Elbaue nicht sehr zuzutreffen: Den 23 richtig kalten Wintern seit 1937 gingen nur sieben warme Oktober voraus, aber 13 zu kalte. Vielleicht gehen in dieser Gegend auch die meteorologischen Uhren etwas anders…

Achim KuhnWetterstation Mühlanger

Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für November 2006

Zwischen Flämingrand und Dübener Heide

Nein, ein dem mitteleuropäischen Gedächtnis entsprechender Spätherbstmonat war der verflossene November keinesfalls, selbst wenn die ersten drei, vier Tage den Eindruck erweckt hatten, es könnte ein wenig kühler werden nach dem ebenfalls ungebührlich milden Oktober.

Aber Pustekuchen, vom 1. bis 3. November blieben zwar die täglichen Mittelwerte bis zu fünf Grad unter dem langjährigen Mittel, gleich verbunden mit natürlich, den tiefsten Temperaturen. Da gingen die Thermometer des nachts bis minus drei, minus vier Grad in Zahna und Annaburg, am Tage mit Mühen an die acht Grad. Dazu wars tüchtig windig, aber das wars ohnehin in der ersten Monatshälfte.

Am 5. des Monats war der Spuk mit der kalten Luft schon wieder vorbei, von da an bewegten sich die Temperaturen bis zum Monatsende in unverschämt hohen Bereichen über dem langj. Mittel, daß ein Teil der belebten Natur bis dato nicht richtig zur Ruhe gekommen ist; um den 10. Dezember sind bereits die weiblichen Blüten der Hasel gesichtet worden. Und in ferneren, noch wärmeren Regionen dieses unseres Landes soll gar die Schwarzerle blühen. Auch Anemonen, deren Blütezeit wohl so im März, April zu finden ist, sind vereinzelt aufgetaucht. Mit Blüte, natürlich.

Wenn auch die Temperaturkurve des November ein kontinuierliches Auf und Ab zeichnet, richtig kühl war es, von oben genannten Ausnahmen, in diesem Monat nicht. Im Gegenteil, für einige Regionen sei es der wärmste Monat seit Beginn regelmäßiger Wetteraufzeichnungen gewesen, wobei die Auto-ren solcher Verlautbarungen meist nicht mitteilen, wann für sie diese Beobachtungen begonnen haben. So bleibt auch hier wieder nur die Feststellung, daß es mit der Seriosität der einen oder anderen Rekordmeldung vielleicht nicht allzuweit her ist. So sind weder das Monatsmittel des Novem-ber 2006 als auch das absolute Temperaturmaximum als neuer Rekord für das hier in Rede stehende Areal zu werten. Legt man für die folgenden Bemerkungen die (einzige) in der Nähe befindliche DWD- Station zugrunde, ergibt sich: Bei einem Durchschnitt von 7,4 Grad nach Celsius ist der November 2006 um 3,1 Grad zu warm gewesen, verglichen mit dem 30-jährigen Zeitraum von 1961 – 1990.

Klingt erst mal mächtig gewaltig, ist es auf den zweiten Blick schon nicht mehr. Die Hitliste der „Temperatur- überschreitungen“ wird in der erst 69-jährigen Reihe von Wittenberg vom November 1963 angeführt. Damals betrug die Abweichung plus 3,7 Grad; es folgen 1938 mit einer Abweichung von 3,3 Grad und dann (schon) 2006. Mit weniger hohen positiven Abweichungen folgen 1951 (+ 2,6 K), 1982 und 1994 ( + 2,6 K); 1986 ( + 2,2 K), 1960 ( + 2,1 K). Für die Berliner Reihe (Met. Institut FU Berlin) seit 1908 war es nur der drittwärmste November.

Ein wenig verzwickter ist die Lage bei der Bewertung des absoluten TemperaturMaximum für diesen November. Für Wittenberg wurden 18,1 Grad gemeldet; Zahna kriegt nur 15,8 Grad, Annaburg dank gut geschützter Lage 18,8 Grad nach Celsius, Mühlanger 17,9 Grad.

Bleiben wir wieder bei Wittenberg, dann ergibt sich: 18,6 Grad am 14. November 1940. 21,2 Grad am 1. November 1968. 18,6 Grad am 3. November 2005. Auch wieder nur 3. oder 4. Klasse.

Andererseits: Bei aller KlimaErwärmung, mit der das Ganze, darf man ordentlichen Meteorologen trauen, nichts zu tun haben soll, sind auch mit abnehmender Sonneneinstrahlung, wie sie im Herbst nun mal zu finden ist, die absoluten Maxima im Abnehmen begriffen – soll heißen: 21 Grad am Monatsanfang sind zwar heftig, wenn auch sehr selten in hiesigen Gefilden, aber am Monatsende doch weniger zu erwarten. So bleibt der Blick auf den Zeitraum, in der solche hohen Temperaturwerte auftreten. Für eine zweite Dekade solche Maxima von 18 Grad: Das passierte in 69 Jahren nur in zwei Fällen. Da sind frühlingshaft anmutende Werte um 14 Grad selbst in der zweiten und dritten Dekade noch etwas häufiger aufgetreten (exakt acht Mal), und selbst das zu Zeiten, da „Globale Erwärmung“ noch ein Fremdwort war.

Passierte sonst noch was ? Ja. Am 23. November ein in diesen Breiten sehr selten zu beobachtendes Phänomen. Hat mit Wasser zu tun. Im Regelfall sinken die von NW oder SW heranziehenden Regenwolken in der Elbaue ab, lösen sich teilweise auf, die Niederschlagsneigung nimmt ab. Der Effekt ist bewiesen.

Am o.g. Nachmittag zog ein Regengebiet von West, an der Warmfront eines Tiefs, nach Osten. Und intensi-vierte dabei seine Niederschlagstätigkeit gerade im Raum östlich des Harzes bis an den Flämingrand. Sehr selten, wie gesagt. Die Niederschlagsmengen für diesen Tag können sich durchaus sehen lassen: Keiner der Beobachter unter zehn Litern auf den Quadratmeter; Seyda fast 18 Liter, Gräfenhainichen an die 20 Liter, Schmiedeberg 17 Liter, Axien und Annaburg ein bißchen unterbelichtet mit 10 bzw. 11 Litern; 12 bis 14 Liter in der sonst etwas stiefmütterlich behandelten Elbaue. Zum Vergleich: Potsdam keine 6 Liter, Leipzig 1,7 Liter; Wiesenburg 10 Liter, Cottbus 0,4 Liter, Gardelegen und Seehausen 5 Liter. Magdeburg 6 Liter. Kein Grund zum Übermut, meist ist es genau andersherum. Daß die nachfolgende Kaltfront „verhungert“ ist, sei am Rande erwähnt, ist aber oft genug Normalität… Und kräftig regnen sollte es längst mal wieder, die jährlichen Niederschlagsmengen betragen nach 11 Monaten im Flächenmittel erst 80 Prozent, hört sich besser an, als es ist: Der gesamte Raum vom Süden Berlins bis an den Nordrand der Mittelgebirge ist im Ausschöpfungs-horizont des Bodens gerade mal zu 40 bis 50 Prozent gesättigt. Und die hohe Quote beim Regen ist nur dem August zu verdanken, danach war es übermäßig warm und unziemlich trocken.

Das Fazit: Der Monat war zu warm, keine Frage. Statt 4,3 Grad im Monatsmittel 7,3 Grad. Die absoluten Maxima im Berichtsgebiet an die 18 Grad, im Minimum finden sich die Temperaturen bei minus 3 Grad, in Erdbodennähe sogar minus 5 Grad. Der Monat bringt 4 Tage mit Frost und 9 Bodenfrosttage.

11 bis 16 Tage mit Niederschlag sind zu verzeichnen, aber nur ein Tag mit wirklich ergiebigem Regen. Die relativen Regensummen sind der Grafik entnehmbar. Das Flächenmittel der gemeldeten Summen beträgt 87 Prozent – fast normal, wenn man´s nur statistisch sieht.

Außergewöhnlich auch die Zahl der Sonnenstunden: Mit 85 Stunden, das sind 160 Prozent der langjährigen mittleren Sonnenschaindauer für einen November, darf sich der letzte Herbstmonat des Jahres 2006 durchaus mit dem Attribut „ Sehr sonnenscheinreich“ schmücken.

Zum glücklichen Abschluß des Rückblicks sei bei den richtigen Fröschen aus Berlin abgekupfert:

„Betrachtet man die letzten drei Monate zusammen, so war es der wärmste Herbst seit 1908 mit einer Klimamitteltemperatur von 12,4°C (+ 3,3 K), einem Sonnenüberschuss von +36 % und einem Nieder-schlagsdefizit von -42 %.“ Den Monat also sollte man sich merken. Bis zum nächsten Jahr…

Achim KuhnWetterstation Mühlanger

Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für Dezember 2006

Zwischen Flämingrand und Dübener Heide

„Um Weihnachten blühten die Bäume, die Mädchen kamen mit frischen Blumen geschmückt zur Kirche, und die Knaben badeten in den Flüssen; am 6. Januar brüteten Vögel; am 14. Januar fand man Erdbeeren, und die Rebstöcke begannen zu blühen, in der Schweiz blühten die Bäume, im Februar fand man kleine, haselnussgroße Äpfel, im Mai waren die Feldfrüchte und das Getreide, Anfang August die Trauben reif.“

Szenarien, die nur dem Gehirn kranker Klimaforscher und übermäßig besorgter Naturschutz-Freaks in Anbetracht zu erwartender Klimakatastrophen entsprungen sein können ?

Weit daneben. Ein preußischer Bankbeamter hat, nach jahrelangen Studien alter Chroniken, 1904 den Überblick bemerkenswerter Klimaereignisse herausgegeben, der hier nur ansatzweise zitiert wurden.

Konkret sind die Winter der Jahre 1289/90 bzw. 1185/86 gemeint; daß damals das Wetter auch anders konnte, sei an einem weiteren Beispiel vermerkt: „1010/11 regierte in Europa ein strenger Winter; auf dem Bosporus und selbst auf dem Nil gab es Eis.“

„In der derzeitigen Diskussion wird… verdrängt, dass ein Ereignis allein keine Aussage über Änderun-gen bringen kann, insbesondere muss der ständige Wechsel des Wetters und die natürlichen Schwankungen des Klimas berücksichtigt werden. Ohnehin ist die Verteilung der milden Winter im Verhältnis zu kalten Wintern schief: Normalerweise wird ein (oftmals viel zu kalter) Winter durch drei etwas zu milde Winter ausgeglichen, es gibt also viel mehr milde als kalte Winter in Mitteleuropa. Auch sind bisher offenbar die Zusammenhänge von Luftverschmutzung und Energieverbrauch und allgemeiner Zirkulation inklusive bisher weitgehend unerforschter Meeresströmungen, atmosphärischer Zirkulation und vor allem der Sonneneinstrahlung, die sich… ständig ändert, nicht ausreichend geklärt.“ Wetterlage vom 11.01. 2007 (Prof. Werner Wehry – Chef der Berliner Wetterkarte zur gegenwärtigen, etwas hysterisch wirkenden Diskussion zum Thema).

Gleichwohl, der Dezember des Jahres 2006 war zu warm, so wie seine Vorläufer. Wenn man von dem Kälteloch Zahna absieht, wo der Überschuß an Temperatur nur 3,9 Grad betrug, kamen die Beobachter zwischen Wittenberg und Annaburg auf stolze 4,4 Grad, die der Monat über dem 30-jährigen Mittel von 0,8 haben sollte. In der fast 70-jährigen Reihe für Wittenberg ist dies tatsächlich der wärmste Dezember seit 1937 gewesen. Vergleichbares findet sich nur 1974 mit einem Plus von 4,3 Grad. Etwas kühler waren die Dezember der Jahre 1971 mit + 3,3 und 1985 der Dezember 1985 mit einem Plus von 3,2 Grad.

Daß dabei die höchsten Temperaturen des Monats eher an Frühling denn Winter erinnern, ist nachvollzieh- bar. Die 14,5 Grad am 5. Dezember, die an den „Talstationen“ gemessen wurden, sind in Wittenberg–Teuchel noch um vier Zehntel überboten worden. Auch nicht ganz so ungewöhnlich; Maxima zwischen 10 und 15 Grad sind für Anfang Dezember überhaupt keine Seltenheit. Dafür stehen: der 4.12.1953 mit 15,4 Grad; der 5.12. 1961 mit 15,7 Grad; der 24.12.1977 mit 14,9 Grad, der 13.12.2000 mit 14,0 Grad.

Daß es gelegentlich etwas winterlich war im Dezember 2006, dafür stehen sechs bis neun Frosttage, die am 27.12. mit der niedrigsten Temperatur um die minus vier bis minus fünf Grad daherkamen, in Erdbodennähe gab es 10 Tage mit Frost.

Sogar Schnee ist gefallen, wenn auch nicht zu dem vom Gros der Menscheit erwarteten Zeitpunkt, die Weiße Weihnacht ist der Wärme zum Opfer geworden. Erst am Nachmittag und Abend des 28. Dezember sind nicht unerhebliche Mengen vom Himmel gekommen, die im Berichtsgebiet, wenn auch nur für kurze Zeit, eine Schneedecke, um die drei Zentimeter stark, hinterließ. Daß selbige nicht in die WetterStatistik eingeht, ist ein anderes Problem, die folgende Nacht war zu mild, der folgende Tag mit fünf Grad zu warm, als daß irgendet- was von der Herrlichkeit hätte überdauern können.

Schnee hat was mit Wasser zu tun: Selbiges ist im Dezember alles andere denn reichlich geflossen. Ganze 49 Prozent der mittleren Niederschlagsmenge, die ohnehin in der Aue nur um die 50 Liter liegt, sind im Flächenmittel aller Beobachter gefallen. Die einzig ergiebige Wassermenge kam beim größten Teil der Wasserfrösche am 11. in die Töpfe; aber was sind schon fünf bis neun, knapp zehn Liter, wenn die Regenmengen der Vormonate unter aller Erwartung geblieben sind. Daß „auf den Bergen“ etwas mehr heruntergekommen ist, ist der Grafik unschwer zu entnehmen.

Die Sonne soll nicht unerwähnt bleiben; bei 57 Stunden, die in der Elbaue regstriert wurden, sind das fast 20 Stunden zuviel, oder 151 Prozent. Ist in der dunkleren Jahreszeit nicht unangenehm. Daß die derzeitig diskutierte „Globale Erwärmung“ auch was mit der Sonne zu tun haben könnte, sei abschließend erwähnt. Im Folgenden sei zitiert aus:

Horst Malberg: Der solare Einfluss auf das mitteleuropäische und globale Klima seit 1778 bzw. 1850 In: Beiträge des Instituts für Meteorologie der Freien Universität Berlin zur Berliner Wetterkarte Herausgegeben vom Verein BERLINER WETTERKARTE e.V.

Die Zunahme der solaren Aktivität vermag statistisch hochsignifikant rund 70% der globalen Erwärmung seit 1850 zu erklären. Die früheren Ergebnisse wurden in vollem Umfang bestätigt.

Für Mitteleuropa ergibt sich ein hochsignifikanter Zusammenhang zwischen dem Temperaturanstieg seit 1850 und der Zunahme der Sonnenfleckenzahl mit einer erklärten Varianz bis über 75%.

Die starke Abkühlung nach 1800 korrespondierte mit dem Rückgang der Sonnenaktivität im „DaltonMinimum“ (1787-1836). Der solare Effekt erklärt 80% des Klimawandels in diesem Zeitraum.

Nach dem „Maunder-Minimum“/der Kleinen Eiszeit im 17. Jahrhundert ist es im 19. Jahrhundert im Zusammenhang mit dem „Dalton-Minimum“ zu einer erneuten Kälteperiode gekommen, d.h. nach der derzei- tigen Wärmeperiode erscheint ein weiteres Minimum der solaren Aktivität und damit eine weitere (dem überschätzten Treibhauseffekt entgegen wirkende) Abkühlung im Laufe des 21. Jahrhunderts nicht ausge-schlossen, wenn nicht sogar vorprogrammiert. Nichts spricht für ein Ende der Periodizität. Waren vor wenigen Jahren die empirischen Ergebnisse noch umstritten, so hat inzwischen eine Konvergenz der Klimamodelle an die statistische Auswertung stattgefunden.

In einer Veröffentlichung des BMBF „Herausforderung Klimawandel“(2004:http://www.bmbf.de/pub/klimawandel.pdf) ist zu lesen:

„Die globale Jahresmitteltemperatur der bodennahen Luft ist seit 1860 um 0,6°+ / – 0,2°C angestiegen. Dieser Anstieg hatte sowohl natürliche als auch anthropogene Ursachen. Nach dem gegenwärtigen Stand der Wissenschaft kann man davon ausgehen, dass die Erwärmung in den letzten drei Dekaden wesentlich durch die Zunahme anthropogener Treibhausgase, insbesondere Kohlendioxid, verursacht worden ist. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts dagegen haben vor allem natürliche Faktoren wie die Zunahme des solaren Energieflusses und der Rückgang der Vulkanaktivität zur Erwärmung beigetragen.“ Und auf S. 29/30 heißt es: „Während der letzten drei Jahrzehnte wird vermutlich der Beitrag des Menschen sogar dominant gewesen sein.“ Die Vermutung muss allerdings noch bewiesen werden. Gegen sie spricht, dass es in den 1960/70er Jahren zu einem Rückgang der Sonnenfleckenzahl, verbunden mit einer…nordhemisphärischen Abkühlung gekommen ist; der nachfolgende erneute Temperaturanstieg ist nach den Ergebnissen primär als solarer Effekt zu interpretieren.

Fazit: Wer heute außergewöhnliche Wettersituationen als Indiz für den regionalen/globalen Klimawandel ansieht, der sollte bedenken, dass die Erwärmung seit 1850 überwiegend auf den solaren Einfluss zurück-zuführen ist, d.h. als naturgegeben hingenommen werden muss; und wer die Klimaentwicklung der nächsten 100 Jahre zuverlässig vorhersagen will, muss gleichzeitig das Verhalten der Sonne in den kommenden 100 Jahren kennen.“

Achim KuhnWetterstation Mühlanger