Dürresommer in Ostdeutschland
- Kurzinfos verschiedener Stationen zum aktuellen Thema
- Grafiken Dürreperioden
- Extremwerte Flugplatz Holzdorf, gemessen seit Dezember 1982
- Niederschlagsarme Jahre in der Westlausitz seit 1850
Temperaturen und Niederschläge im Sommer 2003 in Köthen bis zum 15. August
Diese Hitze- und Dürreperiode war in Köthen einzigartig. Der 12. August war zwar mit 34,8 Grad ein sehr heißer Tag, aber kein Rekordwert für Köthen. Am 31. August 1994 habe ich schon 35,2 Grad aufgezeichnet. Im August 1994 gab es insgesamt 14 heiße Tage, jedoch nicht zusammenhängend. Es folgten der August 1976 mit 11 und der August 1975, August 1964, und August 1969 mit 10 heißen Tagen. Als heißester Tag meiner Aufzeichnungen geht jedoch ein anderer Tag hervor. Am 23. August 1911 wurden in Köthen 36,8 Grad gemessen.
1969 war übrigens der bisher trockenste August meiner Wetteraufzeichnungen. Gerade mal neun Liter Regen fielen seinerzeit vom Himmel – da nehmen sich die 16,7 Liter, die in diesem Jahr gemessen wurden, geradezu üppig aus. Was sie natürlich nicht sind. Bisher sind gerade mal 4,4 Liter/m² gefallen – komplett am 14. August. Normal wären 64 Liter.
Seit dem 6. Juni steht in meinem Garten eine AMDA III Station des DWD. An dieser Station wurden vom 1. bis 13. August 13 heiße Tage gemessen. Rekord bildete dabei der 12. August mit 35,1 Grad (Wetterhütte 29,8 Grad). Die AMDA III wird ständig durch einen Lüfter aspiriert, sodass Temperaturschwankungen schneller aufgezeichnet werden, als in der Wetterhütte.
Olaf Peters
Freiberg
Im unteren Osterzgebirge machte sich die Trockenheit des Jahres 2003 weniger stark bemerkbar als im Flachland.
Ernteschäden vor allem an Getreide und Raps; Ernte um Wochen verfrüht. Stein- und Kernobst je nach Sorte 2 bis 4 Wochen verfrüht. Kirschernte qualitativ und quantitativ hervorragend, Pflaumen miserabel, Äpfel und Birnen noch nicht absehbar, aber Tendenz zu geringeren Mengen als in den Vorjahren. Weinlese 4 Wochen verfrüht aber Qualität ausgezeichnet.
An der Station selber deutliche aber noch nicht katastrophale Schäden an der Wiese, auch die Bäume scheinen noch mit dem Wasser auszukommen, was nicht zuletzt an den hier verbreiteten extrem nassen und schweren Lehm- und Tonböden mit anstehendem Gneisgestein liegt. Dürremildernd wirkten auch die höhenlagebedingten geringeren Temperaturen und höheren Niederschläge.
Kleinere Bäche führen extremes Niedrigwasser, stehende Gewässer gut gefüllt jedoch z. T. Algenblüte, Trinkwassertalsperren im Erzgebirge haben noch genügend Reserve, keine Wasserrationierungen durchgeführt und auch (noch) nicht absehbar.
Alles in allem eine sehr markante Trockenperiode seit fast Jahresbeginn mit erheblichen aber nicht dramatischen Konsequenzen für Land und Leute.
Trockenrekorde für einzelne Monate blieben (bisher) aus.
Lars Kirchner
Steinölsa
Heute zum 18. August wurden hier 38 heiße Tag und 68 Sommertage in diesem Jahr gemessen. Zum Vergleich
2000/23/60
2001/17/56
2002/19/67
Kurz etwas zur Situation im Umfeld der Station Steinölsa-NOL. Die sich abzeichnenden Schäden in der Land- und Forstwirtschaft sind gravierend.
Besonders im Norden des NOL werden die Ertragsausfälle mit 50-75% beziffert (Staatl.Amt f. Landw. NY). Am 4.7.03 wurden Stilllegungsflächen für Futterzwecke freigegeben. Z.T. konnte kein 2. Schnitt für Silagegewinnung vorgenommen werden. Das bedeutet, dass einige Betriebe, so sie keine Unterstützung erhalten, vor dem Aus stehen.
Der Süden ist mit seinen wasserhaltigeren Böden nicht derartig betroffen. In der Forstwirtschaft besteht neben der akuten Brandgefahr die Ausweitung des
Schädlingsbefalls. Die Nonne tritt verstärkt auf und die Population des Borkenkäfers hat sich verdreifacht. Falls es zu einem milden Winter kommt, kann die
Situation im nächsten Jahr eskalieren. Bes. betroffen sind die Kiefern- und Fichtenwälder im Raum Hoyerswerda-Niesky. Im übrigen ist zu sagen, das es Trockenperioden bzw. extrem trockene Jahre
auch in vorigen Jahrhunderten gegeben hat.
S. u.a. Beitrag von Reinhard Leue in der SZ vom 11.08.03. er zitiert aus alten Chroniken.
Zum Beispiel 1719. Mai-Juni große Dürre weil es 18 Wochen nicht geregnet hat. Oder 1842 begann die Dürre bereits im April. Keine Kartoffeln und Sommergetreide.
Wolf-Dieter Kirschstein
Jänickendorf
Vor allem die Landwirtschaft hat unter der anhaltenden Dürre stark zu leiden. Mais und Möhren werden teilweise seit ihres Auflaufens ohne wesentliche Unterbrechung gewässert. Ansonsten sind Maisschläge teils völlig vertrocknet. Der Grundwasserspiegel ist sehr schnell von 80 cm im Frühjahr auf ca. 2 m Mitte August gefallen. Bei täglichen Verdunstungsraten von durchschnittlich 4-7 mm haben die Pflanzen seit Anfang Februar nur an ca. 20 Tagen effektiv von Niederschlag zehren können. Ansonsten standen sie im trockenen. Das hatte entsprechende Folgen. So wurde der Getreidedrusch ca. 3 bis 4 Wochen bei einer Einbuße von bis zu 30% zeitiger beendet. Gräben, die noch im März durch das Augusthochwasser 2002 fast überliefen, trockneten innerhalb von 3 Monaten völlig aus. Am krassesten das Beispiel von laubabwerfenden Birken an Grabenböschungen, trotz der Trockenheit immer noch die „feuchtesten“ Ecken. Der Rest der Blätter ist gelb. Die Wiesen sind alle braun und verbrannt. Es sind kaum noch Futterschnitte möglich, an einen zweiten Heuschnitt braucht man hier nicht mal zu denken.
Dazu kommen die verheerenden Waldbrände. In den ersten sechs Monaten bereits 314 Hektar Wald in Brandenburg vernichtet, mehr als das zehnfache als im gleichen Vorjahreszeitraum. Bis Mitte 2003 wurden in Deutschland mehr als 500 Waldbrände registriert, davon rund 300 in Brandenburg. In den ersten sechs Monaten diesen Jahres wurden bereits das Dreifache der Fläche durch Waldbrand zerstört, als im gesamten Jahr 2002. Im Landkreis Teltow-Fläming sind es alleine über 200 ha. Siehe dazu auch Berichte über die Waldbrände und die „Versteppung Brandenburgs“. Sträucher und Büsche sind ebenfalls am vertrocknen, die Blätter sind inzwischen taub. Eichen werfen massiv ihre noch grünen Früchte ab. Die Miniermotte hat die Kastanien hingerafft. Es gibt inzwischen fast kahle Bäume, an denen nur noch die Kastanien hängen. Auch die Linden sind stark betroffen. Auch hier gibt es durch Schädlingsbefall erste kahle Bäume.
Marco Ringel
Frankfürt/Königsbrück/Holzdorf
Frankfurt Oder am 22.07.03 , 5 km südlich, am Helenesee, am späten Nachmittag schwerer Hagelschlag, Autos und Zelte zerstört, Hühnereigroße Hagelkörner und Böenwalze Stärke 10.
Holzdorfer Sommer:
Tagesmittel ab 14.07.03 bis 13.08.03 durchgängig zu warm. heiße Tage ( 13 ) 01.08.03 bis 13.08.03 ohne Unterbrechung; Sommertage ( 32, davon 23 heiße Tage ) vom 14.07.03 bis 14.08.03 ohne Unterbrechung niederschlagsfreie Zeit ( 10 Tage ) vom 03.08.03 bis 12.08.03 ( kein Rekord )
____________________________________________
Bisher waren oder sind folgende Holzdorfer Rekorde:
Sommertage ( 27, davon 12 heiße ) 03.08.97 bis 29.08.97
niederschlagsfreie Tage ( 22 ) vom 13.06.86 bis 04.07.86
“ ( 21 ) vom 19.07.95 bis 12.08.95
Eistage ohne Unterbrechung ( 25 ) vom 27.12.84 bis 20.01.85
“ ( 24 ) vom 03.02.86 bis 26.02.86
“ ( 24 ) vom 20.12.96 bis 13.01.97
Mehr habe ich vorerst nicht zu dem Thema zu bieten.
Meine Stationen im Hügelland haben außer einer gewissen Trockenheit, die ja nicht’s aufregendes ist, keine Besonderheiten.
Matthias Barth
Zeitraum: Sommer (01.06.-31.08.2003)
Niederschlagsarme Jahre in der Westlausitz seit 1850;
bis Ende August weniger als 300 mm gefallen
Monatsmittel der Temperatur und monatliche Niederschlagssummen:
1863 | 1864 | 1865 | |||||||||||||
Dezember | Januar | Februar | März | April | Mai | Juni | Juli | August | September | Oktober | November | Dezember | Januar | Februar | März |
3,0 | -5,3 | 0,6 | 5,7 | 5,9 | 10,1 | 16,9 | 16,6 | 15,9 | 14,5 | 8,5 | 2,9 | -3,6 | 0,7 | -4,7 | 0,0 |
86 | 17 | 25 | 16 | 35 | 55 | 41 | 40 | 33 | 76 | 27 | 24 | 3 | 21 | 13 | 48 |
1903 | 1904 | 1905 | |||||||||||||
Dezember | Januar | Februar | März | April | Mai | Juni | Juli | August | September | Oktober | November | Dezember | Januar | Februar | März |
1,3 | 0,4 | 3,2 | 4,9 | 10,9 | 13,6 | 16,6 | 19,7 | 18,2 | 13,3 | 9,7 | 4,8 | 4,1 | -0,5 | 3,1 | 6,5 |
9 | 12 | 58 | 21 | 43 | 39 | 24 | 21 | 13 | 42 | 49 | 86 | 44 | 38 | 49 | 34 |
1942 | 1943 | 1944 | |||||||||||||
Dezember | Januar | Februar | März | April | Mai | Juni | Juli | August | September | Oktober | November | Dezember | Januar | Februar | März |
2,2 | -1,1 | 4,0 | 6,9 | 10,4 | 13,7 | 15,3 | 18,3 | 19,6 | 14,8 | 9,7 | 3,5 | 0,3 | -2,9 | 4,7 | 7,0 |
12 | 25 | 14 | 4 | 31 | 46 | 59 | 36 | 52 | 76 | 1 | 15 | 2 | 86 | 63 | 65 |
1946 | 1947 | 1948 | |||||||||||||
Dezember | Januar | Februar | März | April | Mai | Juni | Juli | August | September | Oktober | November | Dezember | Januar | Februar | März |
-2,7 | -5,4 | -7,6 | 3,0 | 10,6 | 15,2 | 18,4 | 19,5 | 18,2 | 17,5 | 6,9 | 6,2 | 1,8 | 4,3 | 0,5 | 6,1 |
26 | 22 | 17 | 46 | 23 | 26 | 46 | 18 | 40 | 14 | 10 | 137 | 103 | 64 | 88 | 17 |
2002 | 2003 | 2004 | |||||||||||||
Dezember | Januar | Februar | März | April | Mai | Juni | Juli | August | September | Oktober | November | Dezember | Januar | Februar | März |
-2,2 | -1,3 | -2,8 | 4,2 | 8,6 | 15,2 | 19,5 | 19,2 | ca 20 | |||||||
50 | 68 | 14 | 30 | 24 | 28 | 25 | 60 | ca 10-20 |
Niederschlagsärmste Monate seit 1850
Januar | Februar | März | April | Mai | Juni | Juli | August | September | Oktober | November | Dezember | Jahr | |
mm : | 2 | 3 | 3 | 6 | 3 | 6 | 12 | 12 | 1 | 0 | 3 | 2 | 379 |
Jahr: | 1996 | 1870 | 1943 1972 |
1988 | 1990 | 1917 | 1904 | 1867 | 1959 | 1908 | 1892 1920 |
1853 | 1943 |
Bemerkung: feuchtestes Jahr 1941 1238 mm Niederschlag
trockenstes Jahr 1943 379 mm Niederschlag
Matthias Barth
Jahr: | Jahresniederschlag: | bis Ende August gefallen: |
1864 | 392 mm | 262 mm |
1904 | 452 mm | 231 mm |
1943 | 379 mm | 267 mm |
1947 | 502 mm | 238 mm |
2003 | x x | ca 270 +x mm |