Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für Januar 2009
Zwischen Flämingrand und Dübener Heide
Was heißt hier: Strenger Winter? Was die drei Wintermonate allhier und bis dato zusammengetragen haben, ist von „streng“ noch ziemlich weit entfernt. Und was in den kommenden Tage zu erwarten ist, dürfte weniger ausreichen, um das Kriterium für einen strengen Winter zu erfüllen.
Ohne Polemik: Im Jahre 1954 hat ein gewisser Heyer Kriterien für die Beurteilung der vergangenen und kommenden Winter aufgestellt. Das erste Maß ist die Kältesumme, das zweite die Schneehöhensumme. Die Kältesumme ist die Summe aller negativen mittleren Tagestemperaturen eines Winters. Da beginnt für Herrn Heyer der strenge Winter bei 301 K; zwischen 101 und 200 K heißt es ein mäßig warmer Winter, von 201 bis 300 K ist es ein mäßig kalter Winter. Bis 100 ist es nur mild gewesen.
Und die 141,4 K für den diesjährigen Winter sind halt nur mal mäßig warm, nichts daran zu rütteln. Die paar Zentimeter Schnee, welchen die Flachlandtiroler bis dato erleben konnten, werden den Winter auch nur als schneearm erscheinen lassen. Wenn nicht noch große Überraschungen eintreten…
Gleichwohl war die Heftigkeit, mit der der Winter für zwei, drei Tage die Elbaue überfiel, nicht von schlechten Eltern. Begonnen hat die winterliche Witterung nach dem Weihnachtsfest: Ab dem 27.12. wird’s kühl, die vier Eistage im Dezember sind in diesem Zeitraum zu finden. Die Silvesternacht schon recht frisch mit minus 8 Grad; es sollte noch kühler werden. Der 4. Januar hat nochmals ein leichtes Plus, dann geht es richtig in den Keller. Vom 6. bis zum 14. sind die nächtlichen Tiefstwerte sämtlich in zweistelligen Bereich zu finden. Die Krönung allerdings findet sich um den Drei-Königs-Tag: Für den 6. und 7. Januar sind Temperaturen zu vermelden, die in Mühlanger noch nicht gemessen worden sind, wobei dortselbst die Station erst seit 10 Jahren steht.
Vergleiche sind erlaubt. Die einstige Wetterstation in Wittenberg, die sich in der Stadtgärtnerei befunden hat; heute steht dort in der Nähe die Bosse – Klinik, ist auf vegleichbarer Höhe über dem Meeresspiegel zu finden gewesen wie die in Prühlitz. In Wittenberg also wurden seit 1937 ganze 11 strenge bzw. sehr strenge Wintern gezählt. Dazu gehören u.a. die Jahre 1940, 1942, 1947, 1956, 1963, 1985, 1987 und 1996. Die niedrigsten Temperaturen dieser Winter unter – 20°C sind allesamt in dem o.g. Zeitraum zu finden, wobei auch in nur mäßig kalten Wintern Minima in diesen Größenordnungen festgestellt wurden. Die tiefsten Temperaturen fanden sich also in den Jahren 1940, 1942, 1956 und 1987 mit Werten zwischen – 23 und – 25,5 °C.
Der Januar 2009 brachte zwischen Elbaue und Flämingrand für Zahna – 24,9°C, Annaburg – 25,7°C, in Mühlanger gab es – 26,9°C; nur Wittenberg-Teuchel war dank seiner Stadtlage mit minus 21,6°C etwas besser dran. In Erdbodennähe über dem 12 bis 13 cm hohen Schnee wurde es erwartungs-gemäß noch ein bißchen frischer, in der Elbaue fand sich die Temperatur früh 07:30 MEZ bei – 29,7° nach Celsius. WetterOnline meldete an diesem Tage für Oschatz und Holzdorf minus 30 Grad in Erbodennähe, es waren nur gerade Zahlen, vielleicht gibt’s dort keine ordentlichen Thermometer…
Um nochmals in die Kiste zu greifen: Auch in Wittenberg wurden in früheren Jahren vergleichbare Erdbodenminima beobachtet: Minus 30°C im Jahre 1940, minus 34°C im Jahre 1956, 1986 minus 31,6°C und 1987 minus 30,2°C. Wobei angemerkt werden muß, daß ab 1950 die Wittenberger Station an ihrem jetzigen Platze zu finden war, also um die 35 m höher gelegen als im Jahre 1940. Also alles schon mal dagewesen. Eine wirklich realen Beurteilung der Winter ermöglicht nur deren Kältesumme.
Und der Rest des Monats? Vom 15. Januar bis zum 28. gibts nur noch positive Tagesmitteltemperaturen, die Nächte zwar ein bißchen frostig, aber was sind schon minus 4,9 Grad gegen o.g. Werte? Die Schneedecke verabschiedet sich allmählich, vom 19. bis zum 23. sich nur noch klägliche Reste zu vermelden, Schluß mit Rodeln am Deich oder gar Schlittschuhlauf auf der Wendel. Auch die großen und kleinen Eierkuchen auf der Elbe (Treibeis) werden zusehends seltener.
Beim Niederschlag ist der Monat ein wenig unterbelichtet geblieben, sieht man von den Normerfüllern Straach, Schmiedeberg, Söllichau, Gräfenhainichen und Jüdenberg einmal ab. Im Flächenmittel sind 84 Prozent der zu erwartenden monatlichen Niederschlagssumme gefallen, wobei im Durchschnitt der Jahre 1961 – 1990 zwischen 32 und 48 mm auf den Quadratmeter für den Januar gemessen wurden.
Das Gros der Beobachter hat bei 20 Meldungen am 4. Januar die größten Tagessummen des Nieder-schlags verzeichnet; mit 12 bis 19 Litern/m² sind Ateritz, Eutzsch, Jessen, Schmiedeberg, Söllichau, Gräfenhainichen und Jüdenberg bedacht worden. Der „Rest“ bekam zwischen 5 Litern (Seyda) und 10 Litern (Abtsdorf) auf den Quadratmeter in den Topf, das ist auch eine hübsche Tagesmenge.
Kräftige Niederschläge auch am 24. Januar, da bleiben die Mengen nur im einstelligen Bereich; aber sieben bis neun Liter (Zahna Nord und Süd, Pretzsch u.a.) sind auch nicht zu verachten. Das Fazit:
Bei einer Monatsmitteltemperatur von –3,2 Grad C war der Januar des Jahres 2009 um 2,4 Grad kälter als der Januar im 30-jährigen Mittel der Jahre 1961 – 1990. Der Monat hatte 29 Frost- und 13 Eistage; normal wären 21 Frost und 9 Eistage gewesen. Die Sonnenscheindauer belief sich auf knapp 55 Stunden, sind 14 Prozent mehr, als für den normalen Januar üblich.
Die Zahl der Tage mit meßbarem Niederschlag lag bei 13 Tagen, normal sind 18 Tage. An 8 Tagen Niederschlag als Schnee. Die Niederschlagssumme im Flächenmittel aller 20 Beobachter war um 16 Prozent geringer; die Summe ist als völlig normal zu bewerten. An 16 Tagen war eine geschlossene Schneedecke zu finden, die max. Schneehöhe war am 5. Januar in der Elbaue mit 13 cm gemessen worden.
Das mittlere Maximum der Temperatur für den Januar 2009 belief sich auf 0,6 Grad (normal 1,7 Grad), das mittlere Minimum derselben auf –7,7 Grad (normal –3,2 Grad). Die Kältesumme des Monats betrug 117,1 Grad, normal ist für den o.g. Zeitraum eine Kältesumme von 68,6 Grad.
Gewisse Ähnlichkeiten mit dem Januar 2006 sind nicht zu übersehen, auch wenn die große Kälte erst 14 Tage später kam und nur um die 50 Prozent des Niederschlags fielen. Zum Monatsbeginn lagen für fünf Tage Schnee mit einer max. Höhe von sieben Zentimetern… a
Achim Kuhn, Wetterstation Mühlanger
Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für Februar 2009
Zwischen Flämingrand und Dübener Heide
Nein, der große Aufreger war der Monat nicht, geradezu handzahm im Vergleich mit seinem Vorgänger… Dabei heißt der Februar zwar Hochwinter-Monat, aber die mittlere Monatstemparatur von 0,2 Grad relativiert diese Behauptung. Und bei einer (normalen) Kältesumme von 47,9 K liegt dieser Parameter auch nur um 20 K unter der Kältesumme für den Januar. Wie also ? „Der Februar soll kommen wie ein Wolf und gehen wie ein Lamm…“ (Bauernregel)
Nun ja, bei einem Monatsmittel der Temperatur von 1,1 Grad nach Celsius, welches 0,9 Grad über dem Mittel der Jahre 1961 – 1990 liegt, scheint der Monat eher lammfromm in die Annalen einzugehen. Während der Winter in höheren Gefilden zum letzten Drittel des Monats nicht nur im Einzugs-bereich von Elbe und Moldau noch die eine oder andere Schippe Schnee nachgereicht hat, war allhier spätestens nach dem 20. Februar Schluß mit Winter.
Bis dato wars halt, wie fast immer, einigermaßen wechselhaft, wenn man auf die Temperaturen sieht. Gewiß, die Nächte sind allemal recht frisch, bis zum 22. d.M. immer leichter bis mäßiger Frost, der die Temperaturen auf die tiefsten Werte am 19. Februar sinken läßt: Zwischen minus 7 und minus 8 Grad wars bei den Temperaturaufschreibern in zwei Meter Höhe gewesen; die Minima in Erdbodennähe finden sich bei minus 8 bis minus 9 Grad in der gleichen Nacht. Also kein Vergleich mit den Minima des Januar. Die erste Dekade ist ein halbes Grad zu warm gewesen, die zweite ein halbes Grad zu kalt; die letzten 8 Tage des Moants sind mit 3,2 Grad über normal wirklich übernormal, für den 27. Februar meldet Zahna Süd die Blüte der Schneeglöckchen. Keine Frage, geschützter Standort, dennoch sagen die großen Phänologen, es gibt eine Verzögerung der Entwickung in der belebten Natur von 10 bis 15 Tagen gegenüber dem langjährigen Mittel. Das hat man nun von einem deutlich zu kühlen Januar. Daß auch die wärmsten Tage des Monats an seinem Ende zu finden sind, erscheint eher folgerichtig. Zwar bleiben dieselben bei 7 bis 8 Grad eher bescheiden; da hat es schon ganz andere Größenordnungen im Februar gehabt (15,9 Grad 1958 und 1959, 17,6 Grad 1990; 16,9 Grad 2002), aber ein bescheidener Hauch von Vorfrühling ist zu spüren…
Die Niederschläge sind auch nicht derart auffällig gewesen, daß man ein großes Geschrei anheben müßte. Zwar kommen im Flächenmittel aller 20 Beobachter 150 Prozent der zu erwartenden monatlichen Summe zusammen, die Streuung derselben ist bekannt; die etwas höher liegenden Orte liegen bei 140 bis über 200 Prozent, besonders auffällig im Februar Hundeluft; die Flachlandstationen sind mit 120 bis 150 Prozent auch gut bedient worden, kein Grund zum Aufregen oder Staunen… Daß an 13 Tagen auch was Festes im Niederschlag war resp. an fünf Tagen auch des Morgens Schneehöhen zwischen einem und fünf Zentimetern gemessen werden konnten, ist für einen ordentlichen Februar ein bißchen zu wenig. Wobei 14 Tage mit Niederschlag für diesen Februar auch nicht schlecht sind. Und die monatlichen Summen für die Region liegen zwischen 25 und 41 Litern auf den Quadratmeter.
Auffällig war im Februar die geringe Sonnenscheindauer, knapp 73 Stunden sind zu erwarten, ganze 44 Stunden hat sich Klara gezeigt. Kein Kunststück bei einem mittleren Bedeckungsgrad des Himmel von 6,8 Achteln bei 8,0 möglichen…
Und daß zum Monatsende die Pegel sachte steigen, hat nichts mit den zunehmenden Maxima der Lufttemperatur zu tun…
Das Fazit: Mit 0,8 Grad C der 24-stdg. Reihe war der Februar des Jahres 2009 0,6 K wärmer als im Vergleich zum Monatsmittel der Jahre 1961 – 1990 für den Februar.
Das absolute Maximum am 27. Februar mit 8,6 °C,
das absolute Minimum am 19. Februar mit – 7,0 °C
das Erdbodenminimum am 19. Februar mit – 8,4 °C
Die Niederschläge erreichten 123 Prozent der zu erwartenden Menge für die Elbaue
An 14 Tagen fiel Niederschlag mit > = 0,1 mm / m²
an 13 Tagen > = 1,0 mm
0 Tage > = 10 mm
13 Tage mit festem Niederschlag
Im Februar 2009 gab es 18 Frost – und 19 Bodenfrosttage sowie 2 Eistage.
Die Sonnenscheindauer lag mit 44,1 Stunden im Februar bei 61 Prozent.
Der mittlere Bedeckungsgrad im Monat betrug 6,8 Achtel; es gab für Mühlanger einen heiteren und 20 trübe Tage. Das Mittel des Luftdrucks betrug 1013,7 hPa. Die Kältesumme des Monats: 14,6 K.
Achim Kuhn, Wetterstation Mühlanger
Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für März 2009
Zwischen Flämingrand und Dübener Heide
Das Gemaule war allgemein: Wann es denn endlich Frühling werden wolle; der Frosch hatte nicht nur das Quengeln der Anvertrauten zu ertragen. Der Monat war denn auch wahrlich nicht dazu angetan, allzu heftige Frühlingsgefühle zu erwecken. Daß der subjektive Eindruck auch einen objektiven Hintergrund hatte, ist schwer zu bestreiten. Immerhin fehlte es an Sonne: Erst am 24. März sind gut 50 Prozent der Sonnenscheinstunden, die für den Monat zu erwarten sind, erreicht worden.
Und daß es nur einen Heiteren Tag in diesem Monat hatte, ist ein weiteres Indiz dafür; dazu kommt noch ein mittlerer Bedeckungsgrad von 6,0 Achteln. An neun Tagen fehlte die Sonne völlig, an weiteren neun Tagen war sie nur für zwei Stunden ober weniger zu sehen, an zwölf Tagen waren es bis zu sechs Stunden. Erst der letzte Tag des Monats läßt das sonnenentwöhnte Wittenberg und Umgebung aufatmen: Es gibt sie noch… Aber nur mit 77 Prozent.
Dazu: 19 Tage mit meßbarem Nederschlag, 24 Tage insgesamt, in denen (meist) Flüssiges vom Himmel kam, die Temperaturen sind bis auf sechs Tage des Monats über den „normalen“ Tagesmitteln zu finden, ansonsten die übliche Fieberkurve, welche den Eindruck hinterläßt, daß der Monat zu seinem Ende hin immer kühler wurde. Tatsächlich sind die Dekadenmittel der Temperatur 3,5 Grad für das erste Drittel, 2,1 Grad für die Mitte des Monats deutlich wärmer, als die WMO erlaubt, die letzte Dekade bringt ein Minus von 0,4 Grad. Das ergibt einen Monatsüberschuß der Temperatur von 1,4 Grad für Wittenberg und Zahna; Mühlanger und Annaburg liegen um 0,2 bzw. 0,1 Grad darüber. Die Maxima des März sollten zwischen 15 und 20 Grad liegen, gelegentlich etwas darüber; das wurde mit einigen Mühen bereits am 5. März erreicht. Die Minima sehr moderat mit Werten um drei bis vier Grad unter Null; ein ordentlicher März hat mehr zu bieten; minus 10 bis minus 15 Grad sind noch drin.
Sieben bis neun Frosttage hatte der März erbracht, an Eistagen fehlte es völlig im Revier. Aber ein Gewitter ist beobachtet worden. Am 24. März, mit einem mehr oder weniger kräftigen Graupelschauer zog es über Wittenberg hinweg; allerdings gilt auch ein Donner schon als Gewitter, und viel mehr wars nicht, was daselbst aufgeboten war: In W. hats drei Mal gekracht, Zahna hat nur zwei Donner gehört.
Auch sind die Wassermengen von diesem Gewitterchen nicht dazu angetan gewesen, große Begei-sterungsstürme hervorzurufen, aber bei dem Tempo, in welchem die großen, dicken Wolken übers Land zogen, ist das leicht nachvollziehbar. Ganze acht Minuten zwischen erstem und letztem Donner sind vergangen, dann war das frühe Spektakel vorbei.
Nochmal zum Wasser: Im Flächenmittel zwischen Flämingrand, Elbaue und Heide sind 144 Prozent der mittl. monatl. Niederschlagsmengen gefallen, dabei sind Summen zwischen 30 und 44 Liter auf den Quadratmeter zu erwarten. Bis auf Söllichau, welches am 10.3. mit knapp 11 Litern seinen Höhepunkt hatte, war der 23. März für den bescheidenen Rest von 19 Beobachtern der Tag mit der größten Tagessumme. Dabei sind nur in Straach, Seyda, Schmiedeberg, Ateritz, Pretzsch, Söllichau, Gräfen-hainichen und Jüdenberg Mengen um 10 Liter/m² heruntergefallen, das Gros der Wasseraufschreiber durfte sich mit geringeren Mengen begnügen.
Das Fazit fällt knapp aus: Um die 1,5 Grad zu warm im Vergleich der Jahre 1961 – 1990. Unter Berücksichtigung einer Mittl. Abweichung von 2,4 Grad für den März im gleichen Zeitraum völlig normal. Die Mittl. Abweichung bei der Sonnenscheindauer beträgt allhier 17,4 Prozent, da sind die fehlenden 28 Stunden Sonne schon nicht unerheblich. Bei den Niederschlagsmengen sind mittl. Abweichungen von 38 Prozent im Climat-Zeitraum 61 – 90 aufgetreten; also gilt der März 2009 als etwas niederschlagsreicher. An Phänologischen Ereignissen ist zu vermelden: 8.3. Blüte Schwarzerle; 13.3. Blüte der Hasel. Am 17.3. wird das Ergrünen des Dauergrünlandes festgestellt; am 25.3. blüht der Huflattich, am 28. das Buschwindröschen. (Die Angaben zur Phänologie sind von Dieter Kauerauf, Zahna – Süd).
Achim Kuhn, Wetterstation Mühlanger
Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für April 2009
Zwischen Flämingrand und Dübener Heide
So ein Klimawandel hat durchaus seine Vorteile: In jedem Jahr, wenn nicht sogar jeden Monat sind irgendwelche neuen Rekorde zu vermelden, was also kann uns besseres widerfahren ? Der verflossene April ist so ein Rekordmonat gewesen; die richtigen Frösche haben festgestellt, daß der April des Jahres 2009 der wärmste April seit Beginn regelmäßiger systematischer Wetterbeobachtungen war, ist und (hoffentlich nicht) nicht bleiben wird. Übertroffen wird dieses Ereignis nur durch den April des Jahres 1800. Der war noch wärmer, als ein Mai zu sein hat (30-jährig. Mittel 1961-1990).
Der darauffolgende Mai 1800 hatte eine Monatsmitteltemperatur von 17,1 °C (> Juni-Mittel); dafür war der Juni 1800 mit 13,3°C nur 0,3 K wärmer als ein Mai. (Aus: Berliner Wetterkarte v. 2.5.2009; die wiederum zitiert die: Abhandlungen des Met. Dienstes der DDR, 1971).
Also ist festzustellen: In Wittenberg hatte der April bei einem 30-jähr. Mittel der Temperatur von 7,9 °C ein Plus von 5,2 Grad. Für Halle (seit 1851) gabs einen Überschuß der Tagesmitteltemperatur von 4,3 Grad bei 8,3 °C Monatsmitteltemperatur. Potsdam (seit 1893) hatte ein Monatsmittel von 13,2 Grad, ein Plus von 5,3 Grad.
Ohne Übertreibung, derlei Temperaturen stellen erhebliche Abweichungen dar. Die bis dato größte positive Abweichung für Potsdam gabs im Jahre 2007, die betrug (nur) + 4,1 Grad. Für Halle gilt, daß das Monatsmittel des April vom Jahre 2007 um 1 Grad übertroffen wurde, in Wittenberg sind die 12,0 Grad vom April 2007 um 1,1 Grad überboten. Zu erwähnen ist auch, daß ähnlich hohe Monatsmitteltemperaturen im April für Halle in den Jahren 1934 (12,1°C), 1948 und 1952 (12,4°C, 12,5°C) aufgeschrieben wurden. Dennoch ist es für Halle der bis dato höchste Wert für einen April gewesen.
Und wie im April 2007 und dem Mai 2008 sind auch im vergangenen Monat die Niederschlagsmengen deutlich unter den Erwartungen geblieben. Hätte Wittenberg nicht bei einem Gewitter, welches am Nachmittag des 30. über Teile der Stadt und des Landkreises zog, noch fast sieben Liter auf den Quadratmeter abgefaßt, wäre die Bilanz um 13 Prozent schlechter ausgefallen.
So aber murkeln das Gros der beobachteten Niederschlagssummen zwischen 10 und 30 Prozent der zu erwartenden Mengen herum. Zu wenig, wie nicht nur der Landmann weiß; die oberen 30 cm des landwirtschaftlich und gärtnerisch genutzten Bodens sind de facto staubtrocken, auch wenn die nutzbare Feldkapazität unter Gras bei sandigem Lehm bis 60 cm Tiefe von den Agrarmeteorologen mit 55 bis 70 Prozent angegeben wird. Bei fünf bis sechs Tagen mit meßbarem Niederschlag, wen wunderts. (Die Niederschläge seit Anfang Mai haben die Not nur partiell, dafür aber unzureichend gelindert).
Dafür wars, wie zu ersehen, richtig schön sonnig. Es sei auch vergönnt, zumal der März in Sachen Sonne doch etwas zurückhaltend war. So aber kommen der Wittenberger und seine Landsleute zwischen Dübener Heide und südlichem Fläming in den Genuß von (jetzt kommt der Durchschnittswert) acht bis neun Stunden Sonne am Tag… Ja, es tat gut nach dem unfreundlich wirkenden März.
Und es tat auch der belebten Natur gut: Wie befürchtet, marschierte die Baumblüte im Eiltempo durch den Monat; aus einer phänologischen Verspätung von ca. 14 Tagen zum Monatsanfang war ein 14-tägiger Vorlauf in der Entwicklung von landwirtschaftlichen, forstwirtschaftlichen und gärtnerischen Kulturen geworden…
Noch ein Fakt erscheint bemerkenswert: Obwohl es an den Referenzstationen (bis auf Potsdam) im April keinen Sommertag gab, war das mittlere Maximum der Temperaturen außergewöhnlich hoch. Sind für Wittenberg im Zeitraum 1937 – 1990 13,3 Grad für das mittlere Maximum des April errechnet worden, so betrug selbiges im April 2009 19,2 Grad. Und im laufenden Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2009 ist dieser Wert auf 14,9 Grad angestiegen. Climate Change sei Dank… (?)
Das Fazit: Zwischen Annaburg, Zahna, Wittenberg und Mühlanger sind mit einem Plus von 3,7 bis 5,2 Grad nach Celsius deutlich höhere Monatsmitteltemperaturen für den April registriert worden.
Die Niederschlagssummen sind mit Werten um 10 Prozent für Hundeluft, Zahna Süd, Seegrehna, Annaburg und 20 Prozent für die Stationen Gräfenhainichen, Jüdenberg, Söllichau, Schmiedeberg, Pretzsch, Jessen-Ost, Wartenburg, Seyda bis max. 30 Prozent in Straach deutlich niederiger ausgefallen; im angegebenen Areal sind für den April zwischen 40 und 47 Liter auf den Quadratmeter zu erwarten. Die mittlere Abweichung bei den Niederschlägen liegt bei 16 mm; also sind 10 – 30 Prozent denn doch sehr wenig Wasser für einen April.
Sonne außergewöhnlich intensiv mit über 260 Stunden gleich 166 Prozent. Und die Natur war um 14 Tage voraus galoppiert. Schöner April… (?).
Achim Kuhn, Wetterstation Mühlanger
Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für Mai 2009
Zwischen Flämingrand und Dübener Heide
Nach der Trockenheit des April sind doch freundlichere Zeiten angebrochen. War der Roggen zu Monatsbeginn allenfalls kniehoch, konnte man nach den ersten Regenfällen ab dem 3. Mai das Gras und nicht nur dieses wachsen sehen. Ganz gewiß, nach den 20 bis 30 Litern, die in der ersten Dekade im Berichtsgebiet auf den Quadratmeter heruntergefallen waren, sah sich der Landmann noch lange nicht aus dem Schneider, aber ein guter Anfang nach dem (fast) jämmerlichen April war gemacht.
In demselben waren nur, zur Erinnerung, lumpige 18 Prozent der zu erwartenden Niederschlagsmenge gefallen. Erstaunlich immer wieder die relativ große Trockenresistenz vieler Kultur – der Wildpflanzen ohnehin… Gleichwohl, die zweite Dekade war zwar nicht gar so reich gesegnet mit dem himmlischen Naß, alhhier kamen nur um die 15 bis 20 Liter zusammen, aber auch nicht zu verachten. Das letzte Monatsdrittel hat ordentlich reingehauen, zwischen 25 und 48 Liter auf den Quadratmeter wurden aufgeschrieben, das Gros dieser Summe kam um den 26. Mai vom Himmel, als da Gewitter für den reichen Segen sorgten. Überhaupt war dieser Monat, von Erich Kästner als „Mozart des Kalenders“ beschrieben, sehr reich an Gewittern. Deren elf sind in Mühlanger dokumentiert worden, normal sind nach Rocznik (Wetter und Klima in Deutschland) deren vier bis sechs. „Viel Gewitter im Mai, singt der Bauer Juchhei“. Wenn es denn nach der Bauernregel ginge, hätten Jubelchöre der Landwirte den Monat begleiten müssen.
Dafür sind die Eisheiligen in diesem Jahre ausgefallen. Deren Zuverlässigkeit hat ohnehin stark nachgelassen, bis zur Mitte des 19. Jahrhundert sollen sie regelmäßig um den 11. bis 15. Mai aufgetreten sein. In den letzten Jahrzehnten haben sich solche Ungezogenheiten eingeschlichen, daß um den 4. Mai, manchmal um den 8. oder 9. Mai und selbst noch am 17. Mai Kälterückfälle festzustellen sind. Die eine Nacht am 4. Mai mit Temperaturen unter Null Grad in Bodennähe wird keine verheerenden Schäden angerichtet haben, eine solche Temperatur ist nur in der Elbaue aufgeschrieben worden.
Die Temperaturen des Mai sind ohnehin als recht moderat zu bezeichnen. 13,1 Grad sind die Norm, eine Abweichung von 1,1 bis 1,4 Grad sind Standard, also geht der Mai mit seinen 14,3 Grad nach Celsius als durchaus normal durch. Heiße Tage mit Maxima von mindestens 30 Grad hat es keine gegeben, nicht in diesen Gefilden; wir sind um 0,6 Grad an dieser Marke vorbeigeschrammt.
Die Zahl der Sommertage mit mind. 25 Grad blieb auf zwei bis drei beschränkt; das ist sogar einer zu wenig gewesen als im Mittel der Jahre 1961 – 1990. Ein wenig erstaunlich ist die Tatsache, daß bei 16 bis 17 Tagen mit meßbaren Niederschlägen die Sonne auf eine Überplanerfüllung von 20 bis 30 Prozent gekommen ist. Während 14 Tage mit Niederschlägen zu erwarten sind, sollte sich die Sonnenscheindauer auf 219 Stunden, das sind sieben Stunden für jeden Tag, belaufen.
Das Fazit: Das Monatsmittel der Temperatur betrug im Mai des Jahre 2009 in Zahna 13,6 Grad, in Wittenberg und Mühlanger 14,3 Grad; die Abweichungen betragen 0,5 bzw. 1,2 Grad. Einer (Zahna) bis drei (Wittenberg) Sommertage sind aufgetreten, ein Heißer Tag wurde knapp verfehlt. Sonne (aus)reichend, auch war der mittlere Bedeckungsgrad des Himmel mit 4,7 Achteln ein wenig unter der Norm von 5,1 Achteln zu finden. Die Zahl der Niederschlagstage war mit deren 15 bis 18 Tagen etwas über der zu erwartenden Größenordnung zu finden, dabei sind zwischen Südfläming und Dübener Heide im Flächenmittel aller Beobachter 133 Prozent der für einen anständigen Mai zu erwartenden Menge zusammengekommen. Die Tage mit der größten Niederschlagsmenge finden sich am 20., 26. und 30. Mai. Normal sind im Mai 48 bis 56 Liter auf den Quadratmeter.
Achim Kuhn, Wetterstation Mühlanger
Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für Juni 2009
Zwischen Flämingrand und Dübener Heide
Wenn es etwas besonders Auffälliges an dem ersten Sommermonat zu vermelden gibt, dann: Der Juni war deutlich kühler als im 30-jährigen Mittel (1961-1990). Selbst wenn berücksichtigt wird, daß eine Mittlere Abweichung von 1,1 Grad für den Juni normal ist, so sind 1,4 Grad nach unten (für Wittenberg) zumindest in den letzten 19 Jahren eher ungewöhnlich gewesen. Vergleichbare Werte finden sich im o.g. Zeitraum nur in drei Fällen, 1991, 1995 und 2001. Dabei fielen die ersten beiden Dekaden deutlich zu kühl aus, die erste 1,9 Grad, die zweite 0,9 Grad. Erst ab dem 26. Juni wurden allhier sommerähnliche Verhältnisse wirksam, der letzte Juni-Tag war fast sieben Grad wärmer als normal, damit haben fünf Tage gereicht, um die Statistik ein wenig aufzubessern. Noch kühler war es im Zahnschen Walde, dortselbst fiel das Defizit noch deutlicher aus. Mit einer negativen Abweichung von 2,1 Grad ging der Monat aus dem Rennen.
Daß der wärmste Tag des Monats am 30.6. zu finden war, wen wundert es? Eine verfrühte Schafskälte brachte vom 3. bis 8. Juni nur noch einstellige Minima, am 6. gleich noch einen Bodenfrosttag in der Elbaue mit minus 0,6 Grad nach Celsius.
Auch bei der Zahl der Sommertage zeigte der Juni deutliche Zurückhaltung. Normal wären acht Tage gewesen, für Zahna gab es nicht einen einzigen, während für Wittenberg ganze drei und in Mühlanger deren vier registriert wurden. Heiße Tage Fehlanzeige, zu erwarten sind in einem normalen Juni 1,7 Tage mit einem Maximum von mind. 30 Grad. Dem entspricht auch eine relativ geringe Zahl von Tagen mit Gewitter, nur vier Stück sind allhier vorbeigezogen, bis auf das vom 1. Juni, welches den beobachtenden Frosch ca. 40 Minuten beschäftigte, sind die restlichen auf meist einen Blitz und Donner beschränkt gewesen. Da sich die Sonne zurückhielt, bestärkt den Eindruck von Sommer – Mangel. Für Wittenberg sind nur 82 Prozent der normalen Sonnenscheinstunden registriert worden.
Etwas erfreulicher (ja, relativ) fiel die Niederschlagsbilanz aus. 106 Prozent im Flächenmittel aller 20 Beoachter zwischen Südfläming, Elbaue und Dübener Heide. 54 bis 65 Liter auf den Quadratmeter sind in einem ordentlichen Juni zu erwarten, Axien, Jessen-Ost, Schmiedeberg, Ateritz, Gräfenhainichen und Jüdenberg haben die ihnen zustehenden Regenmengen locker abgefaßt; etwas unterversorgt waren Annaburg, Pretzsch, Wartenburg, Mühlanger und Wittenberg, Seegrehna und Eutzsch.
Indes, problematisch sind diese geringen Abweichungen nicht, selbst wenn es in einer Bauernregel heißt: „Auf den Juni kommt es an, wenn die Ernte soll bestahn“. Und: “Juniregen bringt reichen Segen“.
Das Fazit: Der Monat war um 0,8 bis 2,1 Grad kühler als im 30.jährigen Mittel (1961-90). Nur drei bis vier Sommertage wurden registriert, nur vier Gewitter beobachtet. Die Sonnenscheindauer in Wittenberg bei 85 Prozent unter der Norm. Ein Tag mit Bodenfrost in der Elbaue, aber drei bzw. vier Sommertage. Wasser von oben normal, bei 106 Prozent im Mittel aller Beobachter kein Grund zur Unzufriedenheit. Die Bodenfeuchte bis 60 cm liegt zum Monatsende bei 55 Prozent der nutzbaren Feldkapazität. (Berechnungen des DWD).
Achim Kuhn, Wetterstation Mühlanger
Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für Juli 2009
Zwischen Flämingrand und Dübener Heide
Der Kurzreport für schnelle Leser: Der Juli war im Mittel der Tagestemperaturen bei 19,2 Grad Celsius um 1,2 Grad wärmer (in Wittenberg) als im 30-jährigen Mittel des Zeitraumes 1961 – 1990. Die Zahl der Heißen Tage blieb mit nur einem solchen Tag unter den Erwartungen, vier Tage sind normal.
Dafür lag die Anzahl der Sommertage mit 18 um ganze sechs Tage über der Norm; auch war die Sonnenscheindauer im Juli mit 213 Stunden in Wittenberg alles andere als ungewöhnlich zu nennen, bei 99 Prozent war Schluß. An Niederschlägen sind im Juli zwischen 44 und 58 Liter auf den Quadratmeter zu erwarten, im Flächenmittel des Landkreises sind im privaten Meßnetz bei 19 von 20 vorliegenden Meldungen 143 Prozent der zu erwartenden Summen registriert worden. Die größte Monatssumme hat Axien mit 270 Prozent, die geringste Menge Seegrehna mit „nur“ 89 Prozent abgefaßt.
Der Monat kann also, wenn man auf die Zahlen sieht, nicht gar so schlecht gewesen sein, wie er vor allem zum Monatsende durch überflüssige mediale Aufregung gemacht wurde.
Auch die „SuperSommerMonate“, die der interessierten Öffentlichkeit vorschweben, sind mehr oder weniger das Ergebnis eines schlechten Gedächtnisses, welches dem Einen oder Anderen vorgaukelt, in seiner Kindheit hätte es in den Sommerferien nur astreines Badewetter gegeben, an jedem Tage die Sonne 24 Stunden lang geschienen hätte.
Vielleicht ist es auch nur die Erinnerungen an die warmen Juli´s der Jahre 91 mit 20 Sommer – und 7 Heißen Tagen; der war knapp drei Grad wärmer als normal. Oder war´s der Juli 95 ? 22 Sommertage und 12 Heiße ? 3,5 Grad über der Norm der Monat. Oder war es gar der Juli von 2006, der mit einem Überschuß von 5,7 Grad aufwartete, dabei 30 Sommer – und 19 Heiße Tage lieferte ? Der Juli 1994 hatte nur 5,2 Grad mehr als erlaubt, 27 Sommer – und 16 Heiße Tage waren keine reine Freude…
Es zeigt sich, daß selbst zu Zeiten, da von allgemeiner Erwärmung die Rede ist, in den letzten 18 Jahren nur acht solcher Großereignisse sprich SuperSommerMonate stattgefunden haben, die eine Abweichung von plus 1,5 Grad und mehr in die Statistik gebracht haben; für den Zeitraum 1961 – 1990 finden sich auch nur neun Julis, die der o.a. Abweichung entsprachen.
Was dem Juli gefehlt hat, waren längere ausgeprägte Hochdruckphasen. Statt dessen gab es viel Abwechslung in der Atmosphäre, die zum Teil im Südwesten und in den Mittel – und Hochgebirgen mehr als ergiebigen Regen brachten. Was sich bis in die Elbauen auswirkte. Mit 486 cm hatte der Pegel in Wittenberg seinen höchsten Stand im Juli erreicht, am 18. fand er sich bei 250 Zentimetern, der Wert, der bei WetterOnline als normaler Stand zu finden ist. Was zeitweise so hübsch aussah, brachte bald auch Unannehmlichkeiten, die stacheltragenden, fliegenden, blutrünstigen Ungetüme vergällten sehr schnell die Freude an lauen Sommerabenden, die es im Juli auch gab.
Zeitweise brummte die Luft zum abendlichen Wettertermin, ohne zehn oder zwanzig Stiche kam Frosch selten vom Meßfeld zurück. Und es soll auch die kulturbeflissenen Wittenberger und ihre Gäste getroffen haben…
Wenn auch die Temperaturen, sehr moderat, über den langjährigen Mittelwerten liegen, ein paar kühle Tage waren auch zu finden. Bis auf neun bzw. zehn Grad gehen die Thermometer in Annaburg und Zahna am 12. Juli herunter; in Erdbodennähe auf sechs Grad. Nur wenige Tage später, am 17.7. werden mit Temperaturen um 31 Grad die höchsten Werte des Monats gemessen (Wittenberg, Mühlanger). Wie gesagt, nur dieser eine Heiße Tag, die 18 Sommertage finden sich fast gleichmäßig verteilt in jeder Dekade des Monats wieder. Was ein bißchen aus dem Rahmen fällt, sind bei einer nur geringfügig höheren Zahl der Niederschlagstage die gemessenen Regenmengen. Der Juli gehört deutschlandweit zu den niederschlagsreichsten Monaten des Jahres. Interessanterweise aber nicht in hiesigen Gefilden. 48 Liter bis 58 Liter, mehr ist hier nicht zu erwarten. Sagt das 30-jährige Mittel. Wenn dann mehr kommt, haben Mais, Kartoffeln und Rüben was davon. Der Landmann aber verzieht den Mund, wenn es ihm in die Getreidernte regnet. Und tatsächlich ist das Wintergetreide in diesem Jahr etwas später vom Acker gekommen… Daß die Niederschlagsmengen so breit gestreut sind, liegt daran, daß eine nicht unbeträchtliche Menge bei Schauern und Gewittern herunterfällt. Und wie die Klopse ziehen, darauf hat nur der Wind einen Einfluß. Guten Wind hatte im Juli offensichtlich die Gegend um Seyda, Axien, Jessen, Pretzsch, Annaburg, Gräfenhainichen und Jüdenberg. Am 17. Juli hat es dort ordentlich Wasser gegeben; zwischen 49 (Axien) und 20 Litern sind heruntergefallen; das sind auch die höchsten Tagesmengen, die im Berichtsgebiet beobachtet wurden.
Wie gesagt, im Flächenmittel 143 Prozent, der Juli hat dafür Sorge getragen, daß zum Monatsende die zu erwartende Jahresmenge zur Hälfte abgerechnet werden konnte.
Sonst noch was ? Auch bei der Zahl der Gewitter ist nichts Außergewöhnliches zu vermelden, sechs bis sieben Gewittertage sind normal, deren sechs hatte es im Revier. Alles (fast) ganz normal, der Juli 2009.
Achim Kuhn, Wetterstation Mühlanger
Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für August 2009
Zwischen Flämingrand und Dübener Heide
Der Sommer ist vorbei; es lebe der Sommer. In seinem Verlauf ähnelte er vielen seiner Vorgänger in den letzten 20 Jahren. Behaupten die großen Frösche der FU Berlin. In diesem Jahre fiel er um 0,7 K wärmer aus als im Mittel der Jahre 61 – 90. Auf einen kühlen Juni folgten ein warmer Juli und August, 41 Sommertage wurden registriert, normal sind 33Tage, 20 Tage traten im August auf. Die Zahl der Heißen Tage lag mit 5 Tagen um drei Tage unter dem Normalwert.
Die Sonne schien etwas weniger als üblich: 641 Stunden statt 649 Stunden , das sind etwas mehr als 98% des Durchschnittswertes, wobei der August durch einen ungewöhnlichen Sonnenscheinreichtum auffiel: 262 Stunden statt 209.
Zu trocken war der Sommer: nur 129 Liter statt 172 Liter für Wittenberg; den Hauptanteil der Trockenheit hatte der August, für die DWD – Station gab es nur etwas mehr als 22 Liter auf den Quadratmeter, wo mit mehr als 60 Litern gerechnet wird.
Im Monat August überwogen Hochdrucklagen, die Fronten, die von Westen über Deutschland zogen, waren zumindest im Berichtsgebiet nur wenig wetterwirksam. Das ist schon daran ersichtlich, daß im Flächenmittel der Niederschlagsbeobachter, 19 von 20 Beobachtungen liegen vor, nur fünf Tage mit meßbarem Niederschlag festgestellt wurden; 13 Tage wären normal gewesen. Daß an allen diesen Tagen auch Gewitter über den Kreis zogen, ist nicht übermäßig erstaunlich, bemerkenswert sind die Differenzen der hinterlassenen Niederschlagsmengen, die insbesondere am 10. August auffallen.
Während in der Elbaue und in Schmiedeberg Mengen von 30 Litern und mehr gefallen sind, waren im Raum Gräfenhainichen nur um die drei Liter gefallen, im Raum um Wittenberg kamen auch nur um die sieben bis zwölf Liter zusammen. Etwas umgekehrt das Bild am 21.8.: das Gros der Beobachter erhielten zweistellige Mengen – 10 Liter und mehr, während in Seegrehna und Mühlanger mit Mühe sieben Liter zusammenkamen. Und während Schmiedeberg am 10. des Monats durch knapp 37 Liter binnen kurzer Zeit unter Wasser gesetzt war, ist von Seyda und Wartenburg bei fast gleichen Mengen derlei Ungemach nicht bekannt geworden.
Der Monat war, dank Hochdrucklagen recht sonnenscheinreich, mit 282 Stunden waren in Mühlanger 139 Prozent der Sonnenscheindauer zusammengekommen. Auch die 129 Prozent der Sonnenscheindauer für Wittenberg sind so ungewöhnlich nicht, im Zeitraum der Jahre 1950 bis dato sind sieben vergleichbar hohe Summen beobachtet worden.
Das Fazit: 2,3 Grad über der 30-jährigen Norm lag die Monatsmitteltemperatur im August 2009. Fünf Heiße Tage hatte es im Revier, dabei 21 Sommertage. Fünf Tage mit Gewitter durchaus normal. Die Niederschläge aber nicht: Im Flächenmittel sind nur knapp 59 Prozent der zu erwartenden Menge gefallen. Dabei sind für den August zwischen Flämingrand und Dübener Heide zwischen 56 und 69 Liter auf den Quadratmeter zu erwarten. Die Sonnenscheindauer fast 30 bzw. 40 Prozent über den Erwartungen. Die höchste Niederschlagsmenge für den Monat hat Wartenburg abgefaßt, knapp 66 Liter sind gefallen; die niedrigste Menge hatte Jüdenberg mit 22 Prozent. Die größten Tagesmenge fielen am 10. August mit 38 Litern in Wartenburg und Seyda; Jüdenberg und Abtsdorf bekamen am gleichen Tage ganze acht Liter.
Achim Kuhn, Wetterstation Mühlanger
Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für September 2009
Zwischen Flämingrand und Dübener Heide
„Der Sommer ist vorbei !“ Zu früh gebrüllt, Fröschlein. Was der September des Jahres 2009 ablieferte, gehört zwar nicht in die Kategorie „Absolute Rekorde“, von schlechten Eltern indes war der erste Herbstmonat nicht. Zumindest für wärmeliebende Zwei – und Mehrbeiner.
Bei einem Überschuß der Temperaturen von 1 Grad (Zahna) bis 1,6 Grad für Wittenberg war der September deutlich milder als im Mittel der Jahre 1961 – 1990 (13,9 °C), die mittlere Abweichung liegt aber im o.g. Zeitraum bei 1,1 Grad, sodaß der September als etwas zu warm zu bewerten ist. In der Zeit von 1937 bis dato sind Abweichungen im Bereich 1 bis 2,5 K ganze vier Male aufgetreten (1942, 1962, 1975, 1989, 1991, 2005), während noch größere Wärmeüberschüsse, die im Bereich von 3 bis 4 K lagen, nur in vier Fällen zu beobachten waren (1947, 1982, 1999, 2006).
Indes, nach einem leicht unterkühlten Sommerausklang (der 29. und 30. August waren im Tagesmittel der Temperatur um 2,3 K zu kühl, der 31. August lieferte die kühlste Nacht des Monats mit 5,5 Grad in der Elbaue) zogen die Temperaturen wieder in sommerliche bzw. hochsommerliche Gefilde. Der erste Tag des meteorologischen Herbstes brachte mit einem Temperaturmaximum von 32,3 in Mühlanger und Zahna, einem Maximum von 33,2 in Annaburg und Wittenberg für einen Tag den Hochsommer zurück, dem weitere Sommertage folgten, die aber hübsch über den Monat verteilt zu finden waren.
33,2 Grad im Maximum, das war erst das zweite Mal in der Wittenberger Reihe seit 1937, daß ein solcher Wert im September registriert wurde, die erste Beobachtung liegt schon ein paar Jährchen zurück: Am 16. September 1947 war der gleiche Betrag aufgeschrieben worden. Am Rande vermerkt sei, daß in Sachsen-Anhalt noch vier weitere Stationen ählich hohe Maxima zu verzeichnen hatten: Seehausen in der Altmark kriegte 33,8 Grad ab, Magdeburg, Halle – Kröllwitz und Gardelegen fanden sich bei 33,1 bis 33,3 Grad nach Celsius.
Der Rest des Monats verlief dann nicht gar so spektakulär, so große positive Abweichungen der Temperatur wie zum Monatsauftakt (+ 8,7 Grad beim Tagesmittel) fanden nicht mehr statt, aber die sieben Tage mit negativen Abweichungen haben den großen Überschuß von drei Grad bis zur Monatsmittte nur halbieren können.
Daß bei soviel Wärme auch die Sonne einen Anteil haben könnte, erscheint sinnvoll, bei einer Son-nenscheindauer von 194 Stunden sind 130 Prozent zusammengekommen, 149 Stunden sind Norm.
Nicht ganz so erfreulich ist die Niederschlagsbilanz des Monats. Nachdem schon der August etwas zu trocken war; knapp 59 Prozent waren errechnet, brachte der September im Flächenmittel der 20 Meldungen des privaten Meßnetzes zwar 76 Prozent der zu erwartenden Niederschlagsmengen, aber nur sechs bis zehn Tage mit meßbarem Niederschlag sind halt doch etwas wenig, zumal eine Häufung von Niederschlagsereignissen zum Monatsanfang (sechs Tage) sowie zum Beginn der zweiten Dekade (drei Tage) nicht gereicht haben, die Bodenfeuchte auf ein erträgliches Niveau zu heben; die zwei Tage mit meßbarem Niederschlag zum Monatsende sind in ihrer Wirkung zu vernachlässigen. Die Bodenfeuchte (nutzbare Feldkapazität) hatte sich über den gesamten Monat kaum zum Besseren verändert, de facto sind die oberen 30 Zentimeter unter Gras bei sandigem Lehm trocken geblieben ( 0 – 20 Prozent nFK) (Quelle: DWD). Den Pflanzenbeständen ohne Zusatzbewässerung war das Wasserdefizit deutlich anzusehen.
Das Fazit: Mit einem Plus von 1,0 Grad in Zahna bis 1,6 Grad (Wittenberg) ging der September 2009 aus dem Rennen, normal wären für Wittenberg 14,0 Grad im Monatsmittel gewesen. Das Maximum mit über 33 Grad (Wittenberg) am 1. des Monats, die übrigen Temperaturaufschreiber kommen auf etwas mehr als 32 Grad. Die tiefste Temperatur findet sich 27.in Annaburg, Mühlanger und Zahna bei drei bis 4,5 Grad, in Wittenberg sind es am 30. 5,6 Grad. Sonnenscheindauer bei 130 Prozent.
Es gab zwar nur einen Tag mit Gewitter, aber deren drei sind am 3. September über das Revier gezogen. Niederschläge mit 76 Prozent im Flächenmittel, wobei die höher gelegenen Beobachter mal wieder die Nase vorn hatten, aber nur Jessen-Ost (Weingut Hanke), Schmiedeberg und Ateritz haben das Soll erreicht resp. sind knapp daran vorbeigeschrammt. An Niederschlägen sind im Berichtsgebiet im September zwischen 33 und 48 Litern auf den Quadratmeter zu erwarten.
Achim Kuhn, Wetterstation Mühlanger
Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für Oktober 2009
Zwischen Flämingrand und Dübener Heide
Fiel die erste Dekade des Oktober noch normal aus – zumindest in bezug auf die Temperaturen, brachte der Beginn des zweiten Drittels ab dem 12. Oktober durchweg, bis zum 24. Oktober, unter-kühlte Tage, die negative Abweichung der Temperaturen hatte ihren Höhepunkt am 15. d.M. Daselbst erreichte das Temperaturmaximum in der Elbaue nicht einmal die 5-Grad-Marke, das Tagesmittel betrug nur 3,8 Grad nach Celsius. Die längst bekannte Ursache für den kühlen Oktober war ein Kaltlufteinbruch, der mit vergleichbarer Intensität nach den vorliegenden Daten (Wittenberg seit 1937) ca. alle vier Jahre eintritt, also ein so ungewöhnliches Ereignis nicht ist. Die mittlere Abweichung der Monatstemperatur für den Oktober beträgt im Zeitraum 1961 – 1990 1,1 Grad, bei der Standardab-weichung sind es gleich 1,4 Grad, sodaß der Oktober, nach drei zu milden Monaten in Folge, zwar deutlich kühl erschien, aber nicht zu den heftig aus dem Rahmen fallenden Oktobern gehört. Die wirklich kühlen Monate sind in den Jahren 1939 (-2,7 K), 1946 (-2,8 K) 1974 (-3,1 K), 1992 (-3,0 K) 2003 (-3,1 K) zu finden.
Gleichwohl, in Verbindung mit kräftigem Wind – Spitzenwerte um 13 – 14 m/s, entsprechend ca. 50 km/h betrugen die gefühlten Temperaturen im Binnenland minus sieben bis minus acht Grad bei vier bis fünf Grad aktueller Temperatur … Zu den Ursachen dieser Witterung:
„Nachdem in der ersten Oktoberdekade 2009 zeitweise eine südwestliche Strömung extrem milde subtropische Luftmassen nach Deutschland und Mitteleuropa gelenkt hatte, in der am 7. Oktober im Oberrheingraben Werte um 30°C auftraten (Freiburg 29,8°C, in Mülheim wurden 30,9°C gemessen), stellte sich in der folgenden Woche ab 12. Oktober ein bemerkenswerter Kaltlufteinbruch ein. Er ging mit einigen neuen Temperaturrekorden einher und brachte Schneefälle bis ins Tiefland.
In den Mittelgebirgslagen Ostdeutschlands, der Tschechischen Republik und in Polen stellte sich der Winter mit einer geschlossenen Schneedecke zu einem ungewöhnlich frühen Zeitpunkt ein. Die Schneedecke hatte in Gipfellagen eine Höhe erreicht, die oft im Januar nicht anzutreffen ist.
Eingeleitet wurde die Wetterumstellung am Wochenende des 10. und 11. Oktobers. Zu diesem Zeitpunkt zog ein kräftiges Höhentief zusammen mit dem Bodentief VALI aus dem Raum Island südostwärts in Richtung Mitteleuropa. Anschließend weitete sich ein markanter Höhentrog bis in den zentralen Mittelmeerraum aus. In breitem Strom gelangte arktische Kaltluft nach Mitteleuropa und ins westliche Mittelmeer.
Wie stark die Kaltluftzufuhr war, geht aus den Messergebnissen der seit dem Jahr 1900 bestehenden Klimareihe der Zugspitze hervor. Dort wurde in der Nacht zum 15.10. mit einem Minimum von -17,9°C ein neues Oktober-Temperaturminimum verzeichnet. Am 9. Oktober lag dort noch kein Schnee, am 19.10. wurden 160 cm gemessen.“ (Quelle: Berliner Wetterkarte Oktober 2009)
Auch an Flachlandstationen des Messnetzes des DWD gab es neue absolute Temperaturminima für die zweite Oktoberdekade. In Freiburg im Breisgau, wo das Thermometer am 07.10. noch 29,8°C angezeigt hatte, gab es nur eine Woche später in der Nacht zum 15.10. einen Tiefstwert von – 5,9°C. Solche Temperaturstürze sind eigentlich nur in Kontinentalklimaten zu finden.
Nun denn, mit neuen Tiefstwerten für die zweite Dekade ist in hiesigen Gefilden nicht aufzuwarten, die absoluten Minima des Monats sind bei allen Temperaturaufschreibern erst am Monatsende zu finden. Dennoch waren die Tage mehr als ungemütlich, windig dazu, an sieben von zehn Tagen Regen unterschiedlicher Intensität. Die zweite Dekade war um 4,5 Grad kälter als im langjährign Mittel.
Leichte Erwärmung ab dem 25. Oktober, die nur fünf Tage anhielt, zum Monatsende liegen die Tagesmittel wieder drei bis fünf Grad unter dem Normalen. Auch die tiefsten Temperaturen des Monats finden sich am Reformationstag: Minus 3,2 Grad in Zahna, von Wittenberg bis Annaburg sind es nur minus 1,5 bis 1,8 Grad; dafür sind in Erdbodennähe gleichwohl in Mühlanger minus 4,1 Grad aufgeschrieben worden.
Ähnlich außer der Reihe verhielt es sich mit den Niederschlagssummen im verflossenen Monat. 23 Tage mit meßbarem Niederschlag sind registriert worden, normal sind für den Oktober 14 Tage, die im Berichtsgebiet zwischen 29 und 42 mm auf den Quadratmeter bringen sollen.
Tatsächlich sind zwischen 87 mm in Hundluft und 51 mm in Axien gemessen worden, meist in flüssiger Form, nur am 13. Oktober ist von einigen Beobachtern der Niederschlag als Schneeflocken, teils als Graupel beobachtet worden… Siehe oben: Früher Winteranfang. Immerhin hat es im Flächenmittel bei 20 Meldungen eine Übererfüllung des Niederschlagssolls um 78 Prozent gegeben, das Defizit der Vormonate dürfte damit in etwa kompensiert sein, nach den kräftigen Niederschlägen Anfang Novem-ber sind für die Elbaue in etwa 90 Prozent der Jahressumme zusammengekommen…
Dabei sind die höchsten Tagesmengen des Monats zeitlich wie räumlich höchst unterschiedlich beobachtet worden. Während das Gros der Beobachter im Fläming bereits am 11. Oktober ihre Höhepunkte hatten, der Regenmesser also mindestens zweimal ins Meßglas entleert werden mußte, haben die Wasserfrösche in Elbnähe bzw. südlich derselben dieses Vergnügen erst am 22. Oktober genießen können. Neun Liter waren das Mindeste, was an besagten Tagen in Jüdenberg aufgeschrieben wurde, während in Zahna Nord und Abtsdorf um die 15 Liter sich im Meßglas wiederfanden.
Das Fazit: Mit einer Monatsmitteltemperatur von 8,0 Grad war der Oktober um 1,4 Grad kühler als im Mittel der Jahre 1961 – 1990. Mit 85 Stunden war die Sonnenscheindauer um 20 Prozent niedriger, der Bedeckungsgrad betrug 5,8 Achtel. Bei 23 Niederschlagstagen – elf Tage mehr als im Mittel, wurden im Flächenmittel aller Beobachter im Landkreis 178 Prozent der normalen Niederschlags-summe festgestellt. Der wärmste Tag des Monats war am 7. Oktober zu finden, die Temperatur erreichte 17 Grad in Zahna bis 23 Grad in Mühlanger. Die tiefste Temperatur des Monats am 31.10. Da ging das Thermometer auf minus 3,2 Grad ind Zahna, auf minus 1,7 Grad in Annaburg. Am frühen Morgen des 13. Oktober gab es den ersten Schneefall der kommenden Wintersaison.
Achim Kuhn, Wetterstation Mühlanger
Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für November 2009
Zwischen Flämingrand und Dübener Heide
Wenn ein Monat das Attribut „ungewöhnlich“ verdient, dann der vergangene November. Abgesehen davon, daß der Witterungsverlauf eine deutliche Zweiteilung aufwies. Die erste Dekade war durch kühle Luftmassen bestimmt, die am Rande osteuropäischer Hochdruckgebiete in den Osten der Republik einflossen. Zum Monatsbeginn zeigte sich der Monat in Mecklenburg – Vorpommern und im nördlichen Brandenburg bis in die nördlichen Bezirke Berlins für kurze Zeit winterlich; kräftige Schnee-fälle ließen am 4. 11. in Goldberg östlich von Schwerin eine 13 cm hohe Schneedecke entstehen.
Ab dem 12. November stellte sich bis zum Monatsende eine zyklonal geprägte Südwestlage ein, mit der nahezu durchgängig sehr milde Meeresluft herangeführt wurde. Mit Ausnahme des 28. und 30. November lagen die Maxima der Temperatur durchgehend über 10°C, was eine Aufeinanderfolge von 17 Tagen bedeutet. Zumindest für Berliner (Dahlem) Verhältnisse soll das ein Rekord sein.
Rekorde wurden auch bei den Monatsmitteltemperaturen überboten, für Hamburg – Fuhlsbüttel soll dies bei einer seit 1891 bestehenden Reihe der Fall gewesen sein. Über neue Tageshöchstwerte indes schweigen sich die großen Frösche aus, gleichwohl hat es im äußersten Südwesten der Republik am 20.11. Maxima um 20 °C und darüber gegeben (Müllheim 21,6 °C).
Jetzt folgt der obligate Blick in die große Kiste, um zu sehen, wie sich der November 2009 in der näheren und weiteren Umgebung einordnen und bewerten läßt. Es ist, wie zu erwarten, eines der (bis jetzt) nicht allzu häufigen Ereignisse gewesen, die sich in der Historie seit Beginn regelmäßiger Instrumentenbeobachtung durch übergroßen Temperaturüberschuß auszeichneten. Es finden sich in der für Halle/Saale seit 1851 vorliegenden Beobachtungsreihe ganze fünf vergleichbare Monate; Potsdam seit 1893 weist ebenfalls fünf Monate mit diesen ungewöhnlichen Temperaturverhältnissen auf, Wittenberg kann wegen der erst seit 1937 vorliegenden Reihe nur deren vier vorweisen.
Die folgende Tabelle zeigt Ort, Mittelwert und Abweichung der Temperaturen im jeweiligen Jahr. Zur Auswahl kamen Jahre mit eine positiven Differenz von ≈ 3,0 K. Die Bezugsbasis sind die Mittelwerte des November der Jahre 1961 – 1990; nicht ganz korrekt, aber als Orientierung hinreichend.
November | 1899 | Abw. | 1938 | Abw. | 1963 | Abw. | 2006 | Abw. | 2009 | Abw. |
Halle | 7,7 | + 2,9 | 8,5 | + 3,7 | 8,5 | + 3,7 | 8,0 | + 3,2 | 8,4 | + 3,6 |
Potsdam | 7,2 | + 3,1 | 7,7 | + 3,6 | 7,7 | + 3,6 | 7,3 | + 3,2 | 7,3 | + 3,2 |
Wittenberg | * | * | 7,6 | + 3,3 | 8,0 | + 3,7 | 7,4 | + 3,1 | 7,5 | + 3,2 |
Für die hiesigen Gefilde also brachten die ersten zehn, elf Tage des Monats relativ kühle Verhältnisse, gleich die erste Nacht, der erste Tag mit den tiefsten Temperaturen des Monats. Zwischen minus zwei bzw. minus drei Grad sind daselbst die Temperaturen zu finden, recht einheitlich zwischen Annaburg, der Elbaue und Zahna, am Erdboden sind es gleich minus vier Grad. Auch bringt die erste Dekade reichlich Niederschläge, bei allen Wasserfröschen finden sich am 2. d.M. die größten Tagessummen für den Monat, die Spanne reicht von 18, 19 Litern für Axien und Söllichau bis über 25 Liter für das Dreieck Zahna Nord – Zahna Süd – Abtsdorf. Mit dieser Menge sind für das Gros der Beobachter bereits an die Hälfte der für den November zu erwartenden Niederschlagssumme zusammen-gekommen, zum Ende der Dekade ist das Soll für den Monat bei 17 von 20 Regentöpfen erfüllt. Die Dekade war 0,7 Grad zu kühl im Vergleich mit dem langjährigen Mittel.
Ab dem 12. hoch mit den Temperaturen, die Tagesmittel derselben sind um zwei bis sieben Grad über normal zu finden, folgerichtig auch in diesem Zeitraum die höchsten Werte des Monats, 14,5 Grad C sind es in Wittenberg und Mühlanger, etwas über 15 Grad in Annaburg am 20. und 21., nur in Zahna hängt man etwas hinterher, knapp 14 Grad am 25. werden dort gemessen; am gleichen Tage bleibt das Maximum in Mühlanger um 1 Zehntel Grad unter dem abs. Maximum des Monats, ansonsten hätte es gleich drei Tage mit 14,5 Grad als Tx gegeben. Daß die Dekadenmitteltemperatur höher als normal ausfiel, war angedeutet, das Mittel für diesen Zeitraum betrug + 4,5 Grad.
Obwohl es in der zweiten Dekade an sieben von zehn Tagen Wasser von oben gibt, wird nur ein Fünftel der Mengen der ersten Dekade erreicht; meist kommt Sprühregen herunter oder Regen nur geringer Ergiebigkeit.
Gleichfalls sieben Tage mit Niederschlag sind im letzten Drittel des Monats zu finden, ergiebig ist lediglich der letzte Tag, da es in der Nacht gegen 00:30 Uhr zu regnen anhebt und bis zum Mittag des 1. Dezember an die 14 Liter herunterbringt. Davon gehen noch an die zehn Liter auf das Konto des November, so sind die Spielregeln, da bis 07:30 MEZ des Tages die Niederschlagsmenge auf den Vortag angerechnet wird. Damit bringt neben zu hohen Temperaturen von + 6,2 Grad zum normalen Dekadenmittel der Zeitabschnitt noch einmal um die 20 Liter auf den Quadratmeter an Wasser.
Daß das überdurchschnittliche Temperaturniveau Winterhalmfrüchten und dem Raps keine Chance gaben, sich abzuhärten, ist naheliegend. Die mit nur unzureichender Frostresistenz ausgestatteten Saaten könnten bei einem plötzlichen Kälteeinbruch und fehlender Schneebedeckung Schaden nehmen. Ebenso sorgte das übernormale Wärmeangebot bei Bäumen, in denen noch der Saft floss, und Ziersträuchern für einen zweiten Frühling. An einigen Forsythiensträuchern ließen sich zum zweiten Mal, wenn auch in abgeschwächter Form, Blüten beobachten, stellenweise soll auch der Flieder zu treiben begonnen haben, sagen zumindest die Agrarmeteorologen. In der Elbaue waren vereinzelt Löwenzahnblüten zu beobachten.
Das Fazit: Bei einer mittleren Monatstemperatur von 7,5 Grad war der November fast so warm wie ein normaler April. Der bringt es auf 7,9 Grad nach Celsius. Die Maxima der Temperaturen lagen bei knapp 14 (Zahna) und knapp 16 Grad (Annaburg). Die Minima bewegten sich im Bereich von minus zwei bis minus vier Grad. Die Sonnenscheindauer belief sich trotz eines hohen Bedeckungsgrades von 5,2 Achteln für Wittenberg noch auf 69 Stunden in der Elbaue, das sind 130 Prozent der zu erwartenden Sonnenscheindauer für den November. An 18 Tagen wurde von 20 Beobachtern meßbarer Niederschlag aufgeschrieben, im Flächenmittel dieses Meßnetzes sind 177 Prozent der normalen Summe für den November zusammengekommen; normal sind zwischen 40 und 49 Liter auf den Quadratmeter bei 14 Tagen mit meßbarem Niederschlag.
Und die 177 Prozent sind keine rekordverdächtige Größe, vergleichbare Niederschlagsmengen im November hat es seit 1937 in 18 weiteren Novembern gegeben. Ein ungewöhnlicher Parameter für einen Monat reicht aus… Denn die absoluten Maxima waren für diese Gefilde nicht das höchste bis dato Gemessene, da ist auf den Rückblick November 2006 zu verweisen…
Achim Kuhn, Wetterstation Mühlanger
Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für Dezember 2009
Zwischen Flämingrand und Dübener Heide
Nicht zu übersehen: Es ist Winter. Und sogar einer der besseren Art. Am meisten wundern sich die Meteorologen, daß das ganze Land unter eine Schneedecke geraten ist. Kommt nicht so häufig vor.
Gleichwohl, der Winter begann nicht gar so winterlich. Die ersten zwölf Tage des Dezember sind noch mild, zu mild, mit einem Temperatur-Maximum von acht bis elf Grad ist der 7.12. der wärmste Tag des Monats (Zahna bis Annaburg). Die erste Dekade geht mit einem Überschuß von 2,6 Grad zu Ende, das ist einiges zu viel.
Ab dem 13. bis zum 21. bleiben auch die Tageshöchsttemperaturen im negativen Bereich der Skala. Am 19. ist es richtig frisch, die Temperaturaufschreiber registrieren zwischen minus 15,9 und minus 16,5 Grad nach Celsius am 19. Dezember. So kühl ging es leider nicht weiter, das berühmte Weihnachtstauwetter setzte pünktlich zum 22. Dezember ein. Auch des nachts blieb es in der Zeit frostfrei. Die Schneedecke, welche vom 13. Dezember an kontinuierlich gewachsen war und am 20./21. mit sieben Zentimetern in der Elbaue, mit 12 cm in Zahna ihre größte Höhe erreicht hatte, war am 1. Weihnachtstage nur noch einen Zentimeter hoch, allerdings durchbrochen.
Das Tauwetter also hielt nur bis zum 28. Dezember durch; am 29. wieder leichte Abkühlung und am 30. leichter Schneefall, der am Abend desselben Tages überflüssigerweise in gefrierenden Regen mit erheblicher Glatteisbildung überging, um am Silvestertag wieder leichten Schneefall zu hinterlassen, der sich am Nachmittag des 1. Januar noch verstärkte. Auf diese Weise sind schon am Neujahrstage zehn Zentimeter Schneehöhe festgestellt worden.
Überhaupt der Schnee: 21 Tage mit Niederschlag hatte der Dezember zu verzeichnen, elf davon sind als fester Niederschlag gefallen. Das ist deshalb bemerkenswert, weil es über dem langjährigen Durchschnitt für den Dezember der Jahre 1961 – 1990 liegt, normal sind 17 Tage davon nur sechs mit festem Niederschlag. Aber ein bis zwei Tage mit Glatteisregen, das paßt ins Bild von einem ordent-lichen Dezember. Die im Dezember gemessenen Schneehöhen sind nicht spektakulär zu nennen, fünf bis sieben Zentimeter (im Flachland) sind nicht selten, was über 15 cm geht, hat Seltenheitswert.
Ein weiteres Maß für die Heftigkeit eines Winters ist die Kältesumme: Die Summe der negativen Tagesmitteltemperaturen des Monats. Hier steht der Dezember 2009 nicht schlecht da; normal wären 55,3 Grad, erreicht wurden in Wittenberg 59,1 Grad, das kommt daher, daß WB näher am Nordpol liegt, derweil in Mühlanger nur 47,7 Grad geschafft wurden…
Das Fazit: Die Sonnenscheindauer mit ca. vierzig Stunden in der Elbaue: Normal. Die Monatsmittel-Temperatur war es nicht: Eine negative Abweichung von einem Grad für Wittenberg, von 1,6 Grad für Zahna, das ist auffällig. Zumal in den letzten 19 Jahren es nur in fünf Fällen (incl. 2009) negative Abweichungen bei der Temperatur gegeben hat, nämlich 1995, 1996, 2001 und 2002 und 2009. Soll jetzt keiner sagen, die globale Erwärmung gäbe es nicht…
Niederschlag: Im Flächenmittel aller Meldungen 154 Prozent, die zu erwartenden Mengen liegen zwischen 41 und 62 Litern auf den Quadratmeter. Also ganz hübsch der Dezember…
Schneehöhen zwischen 12 (Zahna), acht (Wittenberg) und sieben (Mühlanger) Zentimetern. Nicht der Aufregung wert… Der Vollständigkeit halber die Dekadenmittel der Temperatur: 1. Dekade 2,6 °C, 2. Dekade minus 6,0 °C, 3. Dekade 0,1 °C.
Achim Kuhn, Wetterstation Mühlanger