Der F3-Tornado am 23.06.2004 in Micheln bei Köthen/Anhalt
Tornado bei Köthen (Bericht von unserem Mitglied Olaf Peters, Köthen)
Am Mittwoch, den 23. Juni 2004, bildeten sich hinter dem Ausläufer eines ungewöhnlich kräftigen atlantischen Sturmtiefs mit Zentrum über England in feuchtmilder südwestlicher Strömung in weiten Teilen Deutschlands zahlreiche Schauer und Gewitter. Dabei gab es mehrere Tornados, darunter ein stärkerer Tornado der Stufe F3 auf der Fujita- Skala (F0 bis F5) in Sachsen-Anhalt. Dieser Tornado trat von 18:42 Uhr bis kurz vor 19 Uhr nördlich bis nordwestlich von Köthen auf. Die aufgetretenen maximalen Windgeschwindigkeiten dürften bis etwa 300 km/h gereicht haben, entsprechend traten an fast 300 Gebäuden in Micheln und Trebbichau teils große Schäden auf, die insgesamt weit in die Millionen gehen. Mehrere Personen wurden verletzt.
Das erste Bild des Tornados wurde aus dem Dachfenster des Thomas Gahler aufgenommen. Zusammen haben wir versucht, der Spur des Tornados zu folgen (Bild 2). Der Tornado bildete sich am linken Ortsrand von Micheln, oberhalb des dortigen Teiches (Bild 3). Erste Zerstörungen richtete er bei einem Getränkehändler an. Der Tornado zog quer durchs Dorf, bis er nördlich des Friedhofes an ein abschüssiges Feld kam. Bis hierher hatte er ständigen Bodenkontakt. Auf den nächsten 300 bis 400 Metern konnten wir anhand des gerade stehenden Getreides keinen Bodenkontakt erkennen. Hier muss sich der Tornado leicht gedreht haben. Er überquert in einer Breite von 300 Metern die Landstraße K2091 zwei Mal und tobt durch das Werk „Isobouw“. In diesem Werk wird Polysterol hergestellt und in einer Leichtbauhalle gelagert. Auch diese wird völlig zerstört (Bild 4). Der Tornado überquert die Bahnverbindung Köthen- Aken und führt sein zerstörerisches Werk nun in Trebbichau fort. Auch hier zieht er quer durchs Dorf und hinterlässt eine Spur der Verwüstung. Am östlichen Ortsausgang fällt er noch meterdicke Bäume, saugt wahrscheinlich aus einem kleinen beiliegendem Teich ein Ruderboot auf, zieht weiter nach Osten, kreuzt die Bundesstrasse 187 und lässt den Bug dieses Bootes nach etwa 800 Metern Reise in ein Rapsfeld fallen (Bild 5). Er durchquert noch ein Wäldchen, ein Getreidefeld und löst sich dann in einem weiteren Wäldchen auf dem Weg zur Landstraße K2080 (diese verbindet Kleinzerbst mit Aken) auf. Das erfasste Polysterol aus Trebbichau wird sogar noch weiter auf Feldern und in Wäldern verteilt Wie durch ein Wunder sind bei diesem Tornado keine Menschen tödlich verletzt worden.
An der eigenen Station wurde der Tornado als Frontdurchgang beobachtet (Bild 6).
Ich danke Thomas Gahler sowie Thomas Sävert für ihre Hilfe.
Olaf Peters
Quellen:
www.tornadoliste.de
www.naturgewalten.de/micheln.htm
Karte, auf der die Zugbahn eingetragen ist
(erstellt von Olaf Peters und Thomas Gahler)
Alle Links sind von Thomas Sävert zusammengetragen
Links zur Wetterlage am 23. Juni:
Hook-Echo (Radar) vom Micheln-Tornado
Fotos des Tornados:
Fotos aus Köthen von Thomas Fritz
Fotos aus Köthen von André Soutschek
Fotos und Video bei Sturmjäger Thomas Gahler
Foto aus Köthen von Lutz Lorenz
Fotos aus Trinum von Anke Frick
Fotos aus Aken von Fam. König
Tornado-Foto im WO-Forum
(Dieses Foto wurde bei Calbe, nordwestlich von Micheln aufgenommen.)
Reuters- Foto zum Micheln-Tornado (Wetterzentrale)
Bilder und Berichte zu den Schäden:
Bilder von Marco Kaschuba
Schadenfotos von Jens Fricke
Weitere Links zum Tornado:
Einsatzberichte des THW
Einsatzbericht THW – Ortsverband Weißenfels
Nachbericht aus Micheln von Martin Hubrig
Meldung im Forum der Wetterzentrale
Medienmeldungen zum Tornado:
Agenturmeldungen bei Yahoo
Meldung der Mitteldeutschen Zeitung am 24.06.
Meldung der Mitteldeutschen Zeitung am 26.06. I
Meldung der Mitteldeutschen Zeitung am 26.06. II
Bericht der Dresdner Neueste Nachrichten
Meldung im Berliner Tagesspiegel
Bericht der Mitteldeutschen Zeitung
Wirbelsturm beschädigte hunderte Häuser (MDR)
Meldung von radio SAW mit vielen Fotos
„Dann flogen die Dachziegel durchs Fenster“ (Spiegel.de)
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Links zur Wetterlage am 23. Juni: