Mhbe10

Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für Januar 2010

Zwischen Flämingrand und Dübener Heide

Auch wenn dem wärmeliebenden Teil der Wittenbergischen Bevölkerung der Winter so langsam auf die Nerven gehen sollte: Endlich mal wieder ein Winter, der diese Bezeichnung auch verdient hat. Gewiß, des Guten mehr als genug hat er bis dato getan, aber wenn zu Grunde gelegt wird, daß in den Jahren seit 1937 in Wittenberg und Umgebung ganze 16 Mal ein richtiger Winter stattgefunden hat, dann dürfte sich die Verstimmung in Grenzen halten. Die in Rede stehenden Winter sind allesamt solche, deren Monatsmitteltemperatur um 2,6 K unter dem normalen Monatsmittel der Temperatur von minus 0,8 Grad für den Januar in Wittenberg liegen; so groß (exakt 2,8 K) ist die Mittlere Abweichung der Mitteltemperatur für den Januar in den Jahren 1961 – 1990. Diese Winter zeichnen sich nicht nur durch die deutlich niedrigeren Temperaturen aus, auch die Kältesumme und die Zahl der Tage mit einer Schneedecke und deren Höhe sind Kriterium ihrer Bewertung. Und wenn in Betracht gezogen wird, daß es der erste richtige Winter seit 1996 ist, ist die Begeisterung der Frösche gut nachvollzieh-bar. Selbst wenn der bisherige Winter nur als „mäßig kalt“ durchgeht…

 Wichtiges Kriterium also für die Bewertung der Qualität eines Winters ist seine Kältesumme, das ist die Summe der negativen Tagesmitteltemperaturen. Danach gilt ein Winter als sehr streng, wenn die Kältesumme, von November bis März erfaßt, größer als 360 K ist. Dazu gehörten die Winter der Jahre 1940, 1942, 1947, 1963, 1970, 1987. Bei strengen Wintern findet sich die Kältesumme zwischen 301 und 360 Grad; die entsprechenden Winter sind in den Jahren 1941, 1954, 1664, 1979, 1985 und 1996 zu finden. Mäßig kalt ist ein Winter, dessen Kältsumme zwischen 201 und 300 Grad beträgt; da sind bis dato das Jahr 2010 zu vermelden; mäßig warme Winter mit einer Kältesumme zwischen 101 und 200 Grad gab es in den Jahren 1972, 1980 und 2006.

 Besonders fällt die hohe Zahl an Tagen mit einer geschlossenen Schneedecke auf. Der Januar 2010 gehört zu den wenigen Monaten, die 31 Tage eine geschlossenen Schneedecke aufwiesen, nur im Januar 1940, 1963, 1970, 1979 war dies ebenso der Fall. Daß in kalten Wintern relativ wenig Nieder-schlag zu erwarten ist, bleibt (negative) Folge der Verhältnisse; die geringste Niederschlagsmenge im o.g. Zeitraum in allen Januaren seit 1937 für Wittenberg gab es 1966 mit ganzen 1,3 Litern auf den Quadratmeter bei 13 Tagen mit einer Schneedecke von max. fünf Zentimetern und einer Frosttiefe bis zu 1,5 Metern mit der Folge, daß das niedersächsische THW Trinkwasser in Plastiktüten verteilte.

 Derlei Unannehmlichkeiten sind uns bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt erspart geblieben. Selbst wenn in Folge heftiger Windbewegung durch die Damen Daisy (am 9. und 10.1.), Jennifer (am 27.und 28.1.) Keziban (30. und 31.1.2010) Einiges an Schnee durch die Gegend flog und die exakte Bestimmung der täglichen Schneehöhen durch 15 bis 18 Messungen bewerkstelligt werden mußte, kahle Stellen in Wald und Flur waren eher selten und die maximale Frosttiefe bei ca. 55 Zentimetern zu finden.

 Apropos Schneehöhen: Ateritz und Zahna haben als max. Schneehöhe für den Januar gemeldet 30 cm, Pretzsch und Gräfenhainichen 25 cm, Jüdenberg 23 cm, Mühlanger 22 und Wittenberg 14 cm.

 Mit großer Wahrscheinlichkeit ist anzunehmen, daß die Angaben für letztgenannte nicht korrekt sein können; die beiden Stationen liegen mehr oder weniger frei in der Landschaft, es gab bei den Schnee-fällen um den 10. und 28. Januar viel Wind, da dürfte Einiges an den Töpfen vorbeigeflogen sein, auch die Niederschlagsmenge für den Monat erscheint in Mühlanger und Wittenberg zu gering im Vergleich mit den übrigen Beobachtern. Gleichwohl sind o.g. Schneehöhen zwar nicht der Regelfall in den letzten Wintern gewesen, aber wesentlich größere Schneemengen hat es nur in den Jahren 1970 mit 48 cm im Januar und 1979 mit 41 cm im Februar gegeben. Alles kein Vergleich zu dem, was die Südschweden in den letzten Januartagen über sich haben ergehen lassen müssen. 48 Zentimeter in Greifswald am 30. Januar, nachdem am Vortage nur 25 Zentimeter gemessen wurden…

 Dabei war der Witterungsverlauf im Januar keineswegs nur kalt und verschneit. Nachdem das Weih-nachtstauwetter am 29. Dezember sein Ende gefunden hatte, die ohnehin nur sieben Zentimeter hohe Schneedecke hatte sich am 26. völlig verabschiedet, setzte nach dem 30.12. langsam Kaltluftzufuhr ein, verbunden mit Niederschlägen, die anfangs als Regen, zunehmend als Schnee fielen.

 Am Morgen des 30.12. wurde eine Schneehöhe von zwei Zentimetern gemessen, am Morgen des Neujahrstages schon 10 cm, nochmals einen Tag später waren es 19 Zentimeter. Die Temperaturen gingen zügig in den Keller; die Abweichungen der Tagesmitteltemperatur von den normalen Werten erreichten um den 6. Januar minus 10 Grad. In diesen Zeitraum fallen die tiefsten Temperaturen des Monats. 20 Grad unter Null und noch etwas tiefer sind aus Annaburg, Pretzsch und Zahna gemeldet worden, in Wittenberg und Mühlanger ist es um ein Grad wärmer gewesen; die Temperaturen am selben Tage in Erdbodennähe um minus 22 Grad. Hatten wir 2009 schon heftiger.

 Die Zeit der zweistelligen Minima hält nur vom 5. bis zum 8. Januar, dann Frostmilderung, am 18. und 19. gar positive Temperaturen des Tags und in der Nacht. Für durchgreifendes Tauwetter reicht das nicht, wenn auch im genannten Zeitraum die Schneedecke von 18 auf 10 cm zusammensinkt und langsam vereist.

 In dem Zeitabschnitt finden sich selbstredend auch die absoluten Maxima des Monats; am 18. Januar sind in Annaburg und Pretzsch an die drei Grad, in Wittenberg und Zahna nur 2,4 Grad aufgeschrie-ben worden.

 Mit Beginn der letzten elf Tage des Januar gehen die Temperaturen wieder deutlich unter den Gefrier-punkt, bleiben auch dort unten, bis auf den 28. und 29., daselbst eine kurze milde Phase einsetzt, die auch einiges an Niederschlag mitbringt, um das Monatsende noch einmal frisch werden zu lassen. Während also das zweite Drittel des Januar fast normgerechte Temperaturen aufweist, sind die erste und letzte Dekade deutlich, exakt 5,0 bzw. 7,1 Grad kälter als im Zeitraum 61 – 90.

 Die Zahl der Niederschlagstage am Flämingrand liegt mit deren 15 sehr wohl im Rahmen des Üblichen, die Elbaue ist mit 12 bis 13 Tagen etwas unterbelichtet gewesen. Zwar kommen im Flächen-mittel aller Beobachter (derzeit 18 von 20 Meldungen) 121 Prozent der zu erwartenden Menge vom Himmel, aber der Knaller ist das auch nicht. Warum Wittenberg und Mühlanger so schlecht abschneiden, ist weiter oben erläutert, bei einer Schneehöhe von max. 22 Zentimetern dürften an die 45 Liter auf den Quadratmeter gefallen sein; was nützt es, wenn man es nicht messen kann; es entspricht in etwa den gemessenen Mengen des Gros der Beobachter. Von den 15 Tagen mit meßbarem Nieder-schlag sind 13 Tage mit Schnee oder Schneegriesel; zwei Tage waren mit Regen bzw. Sprühregen.

 Die größte Menge hat Schmiedeberg abgefaßt, mit fast 200 Prozent sind nicht ganz 61 Liter gefallen, Zahna Nord und Ateritz können sich auch nicht beklagen, alldieweil um die 50 Liter aufgefangen wurden. Bis auf Wittenberg und Mühlanger sind alle im Soll und leicht darüber geblieben; zu erwarten sind im Landkreis zwischen 31 und 48 Liter auf den Quadratmeter.

 Noch einen Blick auf die Niederschlagsmengen der anderen zu kalten Januare: Ein deutlich zu kalter Januar brachte in acht von 16 Fällen eine zu geringe Niederschlagsmenge mit sich, im Schnitt sind für Wittenberg 41 Liter zu erwarten; die mittlere Abweichung bei diesem Element beträgt 38 Prozent; also 25 Liter und weniger im Monat sind erst interessant für eine solche Bewertung. Darunter fallen die Januare der Jahre 1940, 1942, 1963, 1964, 1972, 1980, 1996 und das Jahr 2006.

 Bleibt noch die Sonnenscheindauer. Hier hat der Januar 2010 deutliche Defizite aufzuweisen, nicht einmal 29 Stunden sind für Wittenberg zusammengekommen, 48 Stunden sind normal. Also nur 59 Prozent; nur noch vergleichbar mit dem Januar 1970, da waren es 30 Stunden. Die höchste Sonnen-scheindauer in einem kalten Januar hatten wir 2006 mit etwas mehr als 108 Stunden, das sind 225 Prozent gewesen.

Das Fazit: Mit einer Monatsmitteltemperatur von minus 5,8 Grad in Zahna bis minus 4,8 Grad in Annaburg, um minus 5,0 in Wittenberg bzw. der Elbaue war der Januar 2010 fünf bis vier Grad kälter als im 30 – jährigen Mittel der Jahre 1961 – 1990. Das absolute Maximum am 18. mit zwei bis drei Grad, das absolute Minimum des Monats am 27. mit Werten um minus 20 Grad. 31 Tage mit Schneedecke, deren größte Höhe am 3. bzw. 11. Januar mit 30 bis 22 cm zu finden war. 12 bis 15 Tage mit meß-barem Niederschlag, der im Flächenmittel aller Beobachter 121 Prozent hinterläßt. 20 Trübe und nur ein Heiterer Tag bei 59 Prozent Sonnenscheindauer, das macht einen mittleren Bedeckungsgrad von 6,6 Achteln, das kann auch mürrisch und verdrossen machen. Fünf Tage mit einer maximalen Windgeschwindigkeit größer 6 Beaufort, das sind die Ergebnisse reger Tiefdrucktätigkeit der o.g. Ladys.

 Und die Kältesumme des bisherigen Winters beträgt 245,2 K (08.02.10), bis zum Limit für einen strengen Winter (301 K) ist noch etwas Land. Aber der Februar hat ja noch 20 Tage… a

Achim KuhnWetterstation Mühlanger

Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für Februar 2010

Zwischen Flämingrand und Dübener Heide

Der Februar soll kommen wie ein Wolf und gehen wie ein Lamm, wünscht sich der Landmann, auf daß er bald die Rößlein einspannen könne, um Felder wie Wiesen instand zu setzen. Klappt auch, wenn das Wetter keinen Strich durch die Rechnung macht und der Winter dann aufhört, wenn es an der Zeit ist. Klappt aber nicht immer.

 In der Bewertung des Januar ist mit einiger Begeisterung über dessen relative Außergewöhnlichkeit geschwärmt worden, beim Februar könnte selbiges fortgesetzt werden, besser ist die Betrachtung des gesamten Winters, der nach der Statistik der Berliner Wetterkarte zwar nur auf Rang 20 der seit 1901 dortselbst vorgenommenen Beobachtungen zu finden sein soll, für hiesige Verhältnisse eben doch nicht von den schlechtesten Eltern war.

 Das beginnt beim Jahreszeiten-Mittel, welches für wittenbergische Verhältnisse der Jahre 1961 bis 1990 exakt 0,1 Grad nach Celsius betragen sollte. Da hatte der Winter 2009 – 2010 mit minus 2,1 Grad ein bißchen mehr Kälte zu bieten; an die Winter der Jahre 1940 und 1963 reichte es nicht heran, damals waren die Jahreszeitenmittel mehr als 6 Grad unter normal zu finden.

 Das nächste wichtige Kriterium die Kältesumme: Mit 276,3 Grad geht der Winter nur als „mäßig kalt“ durch; selbst wenn der März noch ein paar kühle Tage bringt, wird es nicht an die nötigen 301 Grad für einen strengen Winter heranreichen. Zur Erinnerung: 1940 betrug die Kältesumme 635 K, das war mehr als streng (360 K); 1963 reichte es für 591 K, da ging nur der Winter 1947 mit 603 K drüber.

 Bei der Zahl der Eistage hat der Winter 2010 deren 46 abgefaßt, die Anzahl der Frosttage betrug 75, normal wären 23 Eis – und 57 Frosttage. Nur zum Vergleich: 1940 gabs 60 Eistage und 81 Frosttage.

 Nächstes Kriterium: Zahl der Tage mit einer Schneedecke: Hier liegt eindeutig das Jahr 1970 vorn, bei 108 Tagen mit einer geschlossenen Schneedecke kann das Jahr 2010 mit nur 64 Tagen nicht mit-halten. Dafür hat die Menge des gefallenen Niederschlags gut gepaßt; normal wären 128 Liter, gefal-len sind 127,1 Liter auf den Quadratmeter. (Die Angaben beziehen sich alle auf Wittenberg)

 Ein Kollege vermutete, daß einem „knackigen Winter“ ein „ordentlicher Sommer“ folgen müsse. Allen Sonnenverehrern sei gleich hier der Zahn gezogen: Es gibt keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen beiden Wetterphänomenen, die Auswertung der vorliegenden Daten (Wittenberg seit 1937) beweist, daß 13 kalten Wintern acht normale, drei kalte und nur zwei warme Sommer folgten.

 Es kommt noch dicker: Den 15 kalten Januaren folgten 12 kalte Märzen, deren zwei waren normal und ein einziger war zu warm. Tolle Aussichten, sagte der Frosch und zog sich noch einen Pullover an…

 Dreigeteilt zeigte sich der Witterungsverlauf für den Februar. Bis zum 6. des Monats trat eine gewisse Milderung ein, verursacht durch atlantische Luftmassen, die durch Tiefdruckgebiete herangeführt wurden. Allhier wurden Temperaturmaxima zwischen einem und knapp vier Grad verzeichnet, je nach Lage der Station. Des nachts wars frostig, meist nur leicht, zwischen 0,3 und 8,6 Grad unter Null.

 Danach bis zur Monatsmitte leichter Dauerfrost, heißt, die Maxima kamen bis zum 16. nicht über die Marke für den Eistag (0,0 Grad) hinaus. Ab dem 18. bis auf den 21. nur noch positive Tagesmitteltemperaturen, besonders interessant, daß am 17. der Höhepunkt, besser Tiefpunkt der Kälte in diesem Monat zu beobachten war. Hier gingen die Temperaturen auf Werte um minus 9 Grad in Annaburg und minus 14 Grad in Zahna und Mühlanger zurück; am Erdboden gleich auf minus 18,5 Grad.

 Ab dem 18. also nur Plus bei den Temperaturen, erst mal nur während des Tages, die Maxima sind zwischen zwei und neun Grad zu finden, ab dem 26. bleibt es auch nachts frostfrei, der Höhepunkt der Hitzewelle ist exakt am letzten Tage des Monats erreicht. Jubel, Jubel, Jubel dürften nicht nur die Wittenberger Waschweiber gerufen haben, ein Hauch von Frühling zieht durchs Land, stolze 10 Grad werden in Zahna aufgeschrieben, 11 sind es in Annaburg und Jessen, übermütige 13,4 Grad gibt es in Wittenberg, während die Elbaue sich mit zarten zwölf und einem halben Grad begnügen muß.

 Milde Luftmassen aus Südwest sorgen für den fulminanten Temperaturanstieg, für den Südwesten der Republik werden am Alpennordrand und am Oberrhein 16 Grad vermeldet, bei gleichzeitig heftigem Wind, alldieweil sich das Orkantief XYNTHIA seit dem 27. Februar von der französischen Küste zur südlichen Nordsee und anschließend zur Ostsee verlagerte. Sein Starkwindfeld, welches zuerst den Südwesten mit extrem milder Luft erreichte und am Nachmittag auch den Landkreis überzog, brachte ganz Frankreich Orkanböen und dort führte zu verheerenden Schäden und zahlreichen Toten.

 In Deutschland waren am schlimmsten NRW, Rheinland-Pfalz und das Saarland betroffen. Auf dem Brocken wurden als Windspitze 50 Meter / Sekunde gemessen = 180 km/h, in Wittenberg hat es nur für 24,2 Meter / Sekunde gereicht, das waren 87 km/h.

 Daß bei so milden Temperaturen die einst gewaltige Schneedecke von 17 (Zahna) bis 30 cm (Jessen) bald hinfort sein würde, war zu erwarten; am 22. wurden in der Elbaue 15 cm gemessen, am wärmsten Tag des Monats waren in der Früh nur noch klägliche Reste zu finden. Schnee hat was mit Wasser zu tun. Davon gab es im Februar genug, wenn auch die Verhältnisse denen des Januar glichen. An den frei stehenden Töpfe wurden die Flocken vorbeigewirbelt, die besseren Ergebnisse erzielten die Beobachter mit einem weiträumig umbauten Aufstellungsort ihrer Meßgefäße. Zwölf bis 14 Tage mit meßbarem Niederschlag hatte es im Revier, dabei ist an neun Tagen derselbe in fester Form vom Himmel gekommen, wo er auch für 27 Tage mit einer Höhe von mehr als 0,0 Zentimetern liegenblieb. Im Flächenmittel aller Beobachter sind 97 Prozent der zu erwartenden Menge im Februar gefallen, die normale Menge für diesen Monat liegt zwischen 25 und 40 Litern auf den Quadratmeter.

 Das Fazit: Mit einem Temperaturmittelwert von minus 1,4 Grad für Zahna bis minus 0,5 Grad in Annaburg und Jessen war der Februar des Jahres 2010 um 1,4 bzw. 0,8 Grad kälter als im Mittel der Jahre 1961 – 1990. Die Zahl der Eistage belief sich auf deren neun, bei den Frosttagen waren 24 zusammengekommen, 27 Tage mit einer Schneedecke sind gezählt worden. Bei der Sonnenschein-dauer ist die Norm (fast) erreicht worden, mit 69 Stunden waren 98 Prozent erreicht. Die größten Schneehöhen sind um den 12. bzw. 13. Februar aufgeschrieben worden, die größten Niederschlags-mengen sind am 2. bzw. 23. Februar beobachtet worden, elf Liter faßte Zahna Nord bei einem solchen Ereignis ab, die kleinste größte Menge bekam Söllichau mit sieben Litern. Die höchste relative Nieder-schlagsmenge ist in Schmiedeberg mit 129 Prozent gefallen, Gräfenhainichen bekam nur 70 Prozent der zu erwartenden Monatssumme. Die niedrigsten Temperaturen am 17. Februar mit Werten zwischen minus 10 und minus 14 Grad, das absolute Maximum einheitlich am 28. mit Werten zwischen 10 und 13 Grad. Das Fazit vom Fazit: Es war bis dato kein normaler Winter, auch wenn dies der eine oder andere Leserbriefschreiber behaupten…

Achim KuhnWetterstation Mühlanger

Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für März 2010

Zwischen Flämingrand und Dübener Heide

Die Übergangszeit zwischen Winter und Sommer – genannt Früjahr. Der erste Monat der freund-lichsten Jahreszeit begann sehr windig, XYNTHIA sorgte zwar mit milder Luft, aber recht hohen Wind-geschwindigkeiten für einen turbulenten Frühlingsauftakt. Windspitzen von 20,7 Metern in der Sekunde, das sind 8 Bft. Kein Vergleich mit dem, was auf dem Brocken abging, da wurden 50 Meter in der Sekunde gemessen, das sind mindestens 15 Bft., dafür ist die Beaufort-Skala garnicht eingerichtet. Gleichwohl, neben etlichen Zerstörungen in Frankreich und im Westen dieser Republik gelangte vor allem polare Kaltluft nach Deutschland. Und die sorgte nach dem Tauwetter der letzten Februartage, der Schnee war am 1. März vollständig abgetaut, am 26. Februar waren noch fünf Zenti-meter gemessen worden, daß ab dem 2. März im Niederschlag wieder feste Bestandteile zu finden waren, am 6. März betrug die Schneehöhe drei Zentimeter, in Ateritz waren es fünf Zentimeter, das war das Größte, was der März zu bieten hatte. Und die Hoffnung, daß es nach etlichen Jahren wieder ein zu kühler Monat werden könnte. Bis zur Monatsmitte etwa hielt sich die Hoffnung, ab dem 25. war das Temperaturdefizit abgebaut, der Monat endete mit einem Überschuß der Temperatur von 0,9 Grad. Das ist kein Grund zur Aufregung, weil die Mittlere Abweichung gleich 2,1 Grad ausmacht, aber schön wäre es doch gewesen, zumal in den Jahren 1961 – 1990 sich die etwas kühleren Märzen mit den etwas zu milden Märzen in schöner Regelmäßigkeit alle drei bis vier Jahre abwechselten. Seit 1991 sind nur der März 1996 und 2006 zu kühl gewesen.

 Da sich nach dem 17. 3. die Großwetterlage grundlegend umstellte, vorwiegend West- bis Südwestlagen, kurzzeitig auch Südlagen deutlich mildere Luftmassen heranführten, gab es keinen Frost mehr, teilweise lagen die Minima im Raum Berlin über 10°C. Soo milde Nächte hat es hier nicht gegeben, die Minima lagen durchgängig im einstelligen Bereich, aber ab der Monatsmitte sind nur noch drei Nächte mit leichtem Frost zu beobachten gewesen. Auch mit der Folge, daß die Kältesumme für den März mit einiger Mühe knapp an der Norm von 14,5 Grad vorbeigeschrammt ist, lumpige 13,9 Grad wurden erreicht. Gut, der kältegestressten Seele tat es mehr als wohl, zumal die Phänologen für den 17. und 18. die Blüte der Hasel und des Schneeglöckchens vermelden konnten, die Winterlinge haben sich ein paar Tage früher gezeigt, aber die gehören nicht zum phänologischen Instrumentarium.

 Was war noch auffällig am März des Jahres 2010 ? Ein paar mehr Niederschlagstage als normal, 17 bzw. deren 18 hat es gehabt im Revier, dabei ein leichter Überschuß von 42 Prozent im Flächenmittel bei 19 eingegangenen Meldungen, das ist recht hübsch und bestätigt nur die Tatsache, daß im März der letzten Jahre keine Trendentwicklung zu höheren oder geringeren Niederschlägen als in vorherigen Klimazeiträumen stattgefunden hat. Die größten Tagesmengen im März gab es für alle Beob-achter einheitlich am 26. des Monats. Ein über Südfrankreich entstandenes kleines Tief hatte sich nach Nordosten verlagert. In seinem Bereich war im Übergangsgebiet zwischen der Warmluft im Osten und deutlich kühlerer Luft im Westen ein ausgedehntes Starkregengebiet entstanden.

 „In der auf seiner Vorderseite mitgeführten warmen Luft subtropischen Ursprungs stieg die Tempera-tur am 25. März im Osten und Süden Deutschlands verbreitet über 20°C und erreichte gebietsweise für den März Rekordwerte. In Bayern und Sachsen sowie in Teilen Brandenburgs“ wurden „vielerorts … 23 bis 24°C“ gemessen. „Mit einem Maximum von 24,7°C wurde in Zwickau ein Sommertag nur knapp verfehlt.“ (Wetterlage der FU Berlin vom 27.3.2010)

 Allhier gab es Maxima zwischen 22 und knapp 23 Grad, bevor die Kaltfront mit dem ersten Gewitter des Jahres über die Elbaue und angrenzende Areale zog; die ganze Sache verlief recht zügig, 18:30 UTC gabs den ersten Donner, 19:10 UTC war der Spaß schon vorbei, die Gewitterbö aus West der Stärke 8 Bft. wurde um 19:05 UTC beobachtet, der Niederschlag bei diesem Gewitter war kaum der Rede wert, richtig Niederschlag setzte erst zwischen 20 und 21 Uhr UTC ein; bis zum Morgen des Folgetages sind zwischen 20 Liter in Hundeluft und 10 Litern in Abtsdorf und Jessen bei allen Beob-achtern ergiebige zweistellige Regenmengen aufgeschrieben worden.

 Das Fazit: Mit einem Monatsmittel der Temperatur von 4,6 °C in Mühlanger war der März 2010 0,9 Grad wärmer als im Mittel der Jahre 1961 – 1990. 13 Frost – und einen Eistag gab es im März, die mittlere relative Niederschlagsmenge betrug im Landkreis 142 Prozent, zu erwarten sind für diesen Monat zwischen 30 und 44 Liter auf dem Quadratmeter. Dabei gab es 18 Tage mit meßbarem Niederschlag, davon gab es noch fünf Tage mit festen Bestandteilen (Schneegriesel, Schnee).

 Die Sonnenscheindauer war mit knapp 139 Stunden etwas über normal, 120 Prozent der Norm wurden berechnet. Das erste Gewitter des Jahres am 26., ebenso die höchste Temperatur des Monats mit Werten um 22 Grad. Detaillierte Angaben sind unter Monatswerte zu finden.

Achim KuhnWetterstation Mühlanger

Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für April 2010

Zwischen Flämingrand und Dübener Heide

Kurz und knapp: Der große Aufreger war der Monat April nur für die Leute, denen es nie warm genug sein kann, schon das erste Drittel des Monats brachte frühlingshafte Temperaturen, die Maxima alle im zweistelligen Bereich, Wasser kaum, Sonne bringt fast die Hälfte der monatlichen Stunden. Die zweite Dekade: Fünf Tage mit meßbarem Niederschlag, die Mengen sind mit ca. sechs Litern fast zu vernachlässigen, es ist ein bißchen kühler als in den zehn Tagen zuvor, bei der Sonne fast das gleiche Ergebnis. Ein bißchen mehr Abwechslung bietet das letzte Monatsdrittel.

 Ordentliche Abkühlung vom 22. bis zum 24., hier sind auch die kühlsten Tage bzw. Nächte zu finden, in denen die Thermometer bis zu minus 3,5 Grad anzeigen (Zahna, Mühlanger), Bodenfrost bis minus sechs Grad hatte es am 23. April. Zwei Tage später sieht die Sache schon wieder freundlicher aus, Bodenfrost passe´, Frühling läßt sein blaues Band und so, die letzten zwei Tage verderben die bis dato relativ ausgeglichene Temperaturbilanz, alldieweil nach einem Vorstoß subtropischer Warmluft fast noch ein oder zwei Sommertage zu verzeichnen gewesen wären. Waren sie auch, im Süden wurden stellenweise fast 29 Grad gemessen. Sooo heftig gings allhier nicht zu Sache, bei 23 bis 24 Grad war Schluß mit Wärme.

 Weniger erfreulich die Niederschlagsmengen. Im Mittel der Beobachter sind bei 20 Meldungen nur 35 Prozent der zu erwartenden Regenmengen gefallen, zwischen 40 und 43 Liter auf den Quadratmeter sind normal. Gewiß, die große Not ist ausgeblieben, die Bodenfeuchte ist im Revier zum Monatsende bei 70 Prozent der nutzbaren Feldkapazität (bis 60 cm Tiefe) zu finden gewesen, aber die oberen 20 cm waren ausgeleert. Der einzige Lichtblick waren die sechs bis zwölf Liter, die zwischen Zahna und Seegrehna heruntergefallen waren, bei den anderen Beobachtern lagen die Summen irgendwo dazwischen, kein Grund zu übermäßiger Begeisterung. Es gab auch Regionen, die deutlich weniger Wasser bekamen, in Potsdam waren es nur 17 Prozent, in der Nähe von Landau an der Isar wurden ganze 2,2 Liter gemessen, nach den Erwartungen hätten 46 Liter fallen müssen.

 Das Fazit: Mit Monatsmitteltemperaturen von 8,3 (Zahna) bis 9,2 Grad nach Celsius (Wittenberg, Jessen, Annaburg) war der Monat zwischen 0,4 und 1,2 Grad wärmer als im Mittel der Jahre 1961 bis 1990. Die Sonnenscheindauer war mit 221 Stunden (in Mühlanger) etwas mehr als 40 Prozent über der Norm zu finden. Der Monat brachte noch 6 bis 10 Frosttage und 11 Tage mit Bodenfrost.

 Niederschlag deutlich unter normal: Wittenberg registrierte 12 Tage mit meßbarem Niederschlag von mind. 0,1 mm, 4 Tage mit 1,0 mm; Tage mit mind. 10 mm gab es nur einen in Schmiedeberg, Eutzsch, Seegrehna, Pretzsch, Annaburg und Gräfenhainichen.

 Deutschlandweit war der April noch wärmer: Im Mittel lag die Temperatur 1,4 K über dem Duchschnitt. Sonst noch was ? Kaum Kondensstreifen. Dafür hat der Vulkan mit dem unaussprechlichen Namen gesorgt. Nicht nur in Island…

Achim KuhnWetterstation Mühlanger

Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für Mai 2010

Zwischen Flämingrand und Dübener Heide

Kalt, nass, Tornado

 Warme Luft subtropischen Ursprungs in Skandinavien und Rußland, in Deutschland Kälte wie seit längerem nicht mehr, besonders bis zur Monatsmitte sind die Verhältnisse in Europa leicht verrückt, dazu Wasser von mehreren Vb-Tiefs, welche Polen, Teile der Tschechischen Republik, der Slowakei und Ungarns unter Wasser gesetzt haben, wie es erst 1997 geschehen war, der Mai dürfte nicht gar so leicht vergessen werden…

 Was also den verflossenen Wonnemonat auszeichnet, sind vor allem die ungemütlichen Seiten des Wetters, die, wenn auch zähneknirschend, hingenommen werden müssen, zumal die freundlichen Tage zumeist abrupt folgen und die Kühle schnell vergessen lassen. Gleichwohl, nicht nur um die Monatsmitte war es kalt, wenn auch dieselbe besonders für die Berliner bemerkenswert gewesen sein muß: „Die Höchsttemperatur (am 15.5.) betrug 7,9°C. Ein so niedriges Maximum wurde in der seit 1909 bestehenden Beobachtungsreihe zu diesem Zeitraum… noch nie gemessen.“

 Da können hiesige Beobachter durchaus mithalten, am 15. Mai betrug das Temperaturmaximum in Wittenberg 7,3 Grad; einen so niedrigen Wert hat es für einen 15. Mai seit 1937 tatsächlich nicht gegeben, zum Monatsanfang sind auch schon tiefere Maxima registriert worden (1.5. 1970 7,1 °C).

 Die tiefsten Temperaturen in dem Monat waren das auch nicht, mit etwas Glück sind wir an einem Frosttag vorbeigeschrammt, das absolute Minimum wurde am 5. Mai in der Elbaue gemesen; in Zahna, Mühlanger, Wittenberg und Pretzsch ging das Themometer einheitlich auf 0,5 Grad herunter, am gleichen Tage auch das Erdbodenminimum auf minus 1,7 Grad in Elbnähe…

 Wie gesagt, ungewöhnlich kühl, und das über 23 Tage lang, da die Tagesmitteltemperaturen zwi-schen 0,3 und 6,6 Grad unter den normalen Werten der Periode 1961 – 1990 zu finden sind. Verantwortlich dafür waren, logisch, häufige Kaltlufteinbrüche, die meist von NordWest bis Nord einsetzten und nach einem moderaten Monatsbeginn die erste Dekade um 2,0 Grad, die zweite um 3,3 Grad und das letzte Monatsdrittel nach einer kurzzeitigen Milderung um die Pfingsttage um 0,3 Grad zu kühl ausfallen ließen. Nun sind derart kühle Mai-Monate zwar keine Seltenheit, im vorliegen-den Datenmaterial finden sich für Wittenberg seit 1937 allein 14 entsprechende Monate, die um min-destens 1,1 Grad unter der Norm liegen (Mittl. Abw. für den Mai 1,1 K).

Die Tabelle gibt einen Überblick. (Abweichung der Monatsmitteltemperatur für Wittenberg: Mai 13,1 °C)

1938 1939 1941 1955 1957 1961 1962 1965 1968 1974 1980 1987 1991 2010
-1,2 -1,7 -2,8 -2,1 -2,4 -2,3 -2,5 -1,1 -1,6 -1,1 -1,9 -2,8 -2,9 -2,1

 Auffällig ist aber die Tatsache, daß von zwei bis vier zu kalten Monaten in jeder Dekade nur noch ein solches Ereignis seit 1991 festzustellen ist; vor dem Mai 2010 findet sich seit 1991 nur noch ein Monat mit einer derartigen Abweichung, das Gros der Maien seit 1991 ist in elf Fällen teils deutlich zu warm gewesen.

 Nicht allein die Kälte ist in dem verflossenen Monat auffällig geworden: Bei 20 Tagen mit meßbarem Niederschlag sind auch die Regenmesser fast übergelaufen, interessant, daß die sonst meist mit Wasser verwöhnten Bergstationen Straach und Söllichau etwas weniger abbekommen haben als die Flachlandtiroler, und Hundeluft mit seinen fast 140 Litern den Vogel abgeschossen hat. Und die drei bis vier Großereignisse in Sachen Niederschlag, da zehn und mehr Liter auf den Quadratmeter heruntergefallen sind, waren ebenfalls nicht zu verachten. Großer Spitzenreiter der Tagessummen ist Ateritz gewesen, daselbst hatte es am Pfingstmontag knapp 42 Liter heruntergebracht; die anderen Beobachter in der Elbaue haben von dem Kaltfrontdurchgang mit Windhose zwischen 20 und 30 Liter abgefaßt. So also sind im Mittel aller 20 Beobachter 209 Prozent der langjährigen mittleren Summe gemessen worden, die Spanne reicht dabei von 174 Prozent in Straach bis 266 Prozent in Hundeluft.

Die normalen Mengen gehen im Zeitraum 1961 – 1990 von 52 bis 56 Liter auf den Quadratmeter.

 Die übrigen Beobachter dürften nach dem unterbelichteten April auch nicht gerade traurig über die gefallenen Mengen sein, zumal die Bodenfeuchte am Monatsende bei sehr komfortablen 85 bis 95 Prozent der nutzbaren Feldkapazität zu finden war. Wenn da nicht diese ungewöhnliche Kälte gewesen wäre… Dennoch behaupteten die Leipziger Agrarmeteorologen zur Monatsmitte, daß es kaum zu phänologischen Verzögerungen gekommen wäre…

 Ein kalter Mai muß nicht unbedingt zu naß sein, nasse Maimonate sind so selten nicht, 13 Mal ist dieser Fall seit 1937 für Wittenberg zu finden, die nachstehende Tabelle gibt Auskunft, es sind die Mai-monate mit einem Plus von 140 Prozent und mehr zur Darstellung gekomme

1941 1950 1958 1959 1961 1969 1970 1986 1994 2005 2007 2009 2010
232 205 178 154 216 174 163 219 193 157 178 145 198

Für die Häufigkeit dieser Ereignisse ist festzustellen: Im Zeitraum 1937 – 1960 gab es vier Monate, für den Zeitraum 1961 – 1990 sechs Monate in 30 Jahren mit monatlichen Regenmengen > 140 Prozent, seit 1991 sind es in den letzten 20 Jahren bereits sechs solcher Maimonate aufgetreten.

 Das im Mai unangenehmste Wetterphänomen ereignete sich am Nachmittag des 24., Pfingstmontag. Ein Kaltfrontdurchgang, dessen Verlauf und Intensität anhand der Radarbilder verfolgt werden konnte, sorgte mit Starkregen, Hagel und teils kräftigem Wind für allerhand Ungemach, am stärksten betroffen Areale in der Dübener Heide. Südlich von Bad Schmiedeberg, bei Moschwig ging ein (vermutlich) F1-Tornado durch ein Waldstück, dessen Besitzer einen Schaden von angeblich 1000 Festmetern Holz beklagt. Der Tornado, welcher in Mühlberg gewütet, hat allem Anschein nach in Moschwig seinen Anfang genommen, die erwähnten Radarbilder lassen diesen Schluß zu.Eine zweite Zelle, die nördlich der Elbe zog, brachte ca. zwei Stunden später in Wittenbergs Innenstadt ein Gerüst zum Einsturz, welches vier Touristen verletzte.

 Das Fazit: Der Mai des Jahres 2010 war zwischen Zahna und Jessen-Ost 2,4 bzw. 2,2 Grad, in Wittenberg und Mühlanger 2,1 Grad kälter als im Mittel der Jahre 1961 – 1990. Das normale Monatsmittel beträgt für diesen Zeitraum 13,1 Grad nach Celsius. Der Monat brachte keinen einzigen Sommertag, die Sonnenscheindauer lag mit 62 Prozent der zu erwartenden Dauer (210 Stunden) deutlich unter Erwartung.

 Der wärmste Tag des Monats am 22./23. Mai mit Maxima zwischen 20 und 22 Grad, der kühlste Tag am 5. Mai mit Werten zwischen einem Grad in Jessen und 0,5 Grad bei den anderen Temperaturaufschreibern. Bodenfrost gab es am gleichen Tage. 18 bis 20 Tage mit meßbarem Niederschlag sind gezählt worden, davon drei bis vier Tage mit Summen >= 10 Litern auf den Quadratmeter. Einen Tag mit Gewitter gabs, der 24. lieferte gleich fünf Zellen, die durch die Elbaue zogen.

 Der Bedeckungsgrad des Himmels war mit 6,5 Achteln so stark, daß nicht ein einziger Heiterer Tag gezählt werden konnte, dafür gabs 16 Trübe Tage, wenn das nichts ist…

 Die größten Tagesmengen der Niederschläge sind (meist nördlich der Elbe) am 6. Mai, bzw. (meist südlich der Elbe) am 24. Mai festgestellt worden, die Summen reichen von 17 bis 42 Liter auf den Quadratmeter. Sonst noch was ? Den 29 kalten Maien in Mitteleuropa seit 1803 sind nur neun kalte Juni-Monate gefolgt ( – 1 Grad unter Norm), denen wiederum fünf zu kalte Julis folgten. Die Chancen für einen Sommer sind also nicht gar so schlecht…

Achim KuhnWetterstation Mühlanger

Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für Juni 2010

Zwischen Flämingrand und Dübener Heide

Einen völlig anderen Witterungscharakter wies der Juni auf als sein Vorgänger: War selbiger fast 2 Grad kühler als im langjährigen Mittel, brachte der Juni einen leichten Temperaturüberschuß, und zwar deutschlandweit. Für Wittenberg ergab sich ein Plus von einem Grad, während in der Elbaue nur 0,5 Grad mehr zustande kamen, im kalten Zahna ist es im Walde mit minus 0,4 Grad gleich etwas kühler gewesen. Während der Juni an 12 bis 14 Tagen Temperaturen über 25 Grad erreichte (normal sind acht Tage), ist er bei den Heißen Tagen etwas zurückhaltender gewesen, nur am 29. wurde die 30-Grad-Marke leicht überschritten.

 Die Sonnenscheindauer war, ähnlich wie im Juni 2008 mit 280 Stunden in Wittenberg sehr hoch, sie erreichte 138 Prozent des langjährigen Mittels. Extreme Verhältnisse beim Niederschlag: Während der Mai im Landkreis fast 210 Prozent der normalen Regenmenge brachte; nur gut, wie sich im Laufe des Juni herausstellen sollte; kamen im Juni schlappe 18 Prozent der zu erwartenden Mengen herab.

 Normal sind im Juni an die 60 Liter. Und wäre nicht am frühen Morgen des 1. Juli noch ein wenig Wasser vom Himmel gefallen, die eingesammelten Regenmengen lagen zwischen Fläming und Elbaue bei knapp vier Litern in Seegrehna und 12 Litern in Axien und Wartenburg, während in der Heide und südlich davon das Wasser nur sehr spärlich herunterkam: Söllichau 0,0; Jüdenberg 0,3; während in Schmiedeberg und Ateritz nur 1,5 bzw. 1,8 mm gemessen werden konnten.

 Hätte diese Gewitterzelle, die am Nachmittag des 30. Juno westlich von Hannover entstanden war und sich bei ihrem sehr langsamen Zug gen Ostsüdost ergeblich verstärkte – Wiesenburg hatte bei dem Spaß an die 20 Liter abgefaßt – wäre die Wasserbilanz noch viel bescheidener ausgefallen.

 Der Juni 2010 wäre als der zweittrockenste seit 1908 durchgegangen. Damals sind im gesamten Monat nur zwei Liter auf den Quadratmeter gefallen. Indessen sind niederschlagsarme Junis so selten nicht, in der seit 1891 vorliegenden Reihe für Wittenberg (Webersinke sei Dank) kommen solche Fälle mit Niederschlägen <= 25 Prozent alle neun Jahre vor; das letzte Mal ereignete sich 1992.

 Und bis auf das Jahr 1976 sind allen trockenen Junis normale, meist übernormale Julis gefolgt, die z.T. das Doppelte  der Regenmengen brachten. Auch nicht gut, wenn man an die Getreideernte denkt.

Achim KuhnWetterstation Mühlanger

Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für Juli 2010

Zwischen Flämingrand und Dübener Heide

Daß der Juli ein wenig zu warm war, lange Zeit zu trocken und die Sonne ein wenig mehr schien als zu erwarten: All das ist bekannt. Daß die Russen unter einer mehr als sechswöchigen Hitze und Trockenheit leiden, ebenso. Daß die Weizenernte in diesem Jahr bescheidener ausfallen wird, ist wie alle anderen Phänomene nur dem Wetter zu verdanken. Ach ja. Die ersten drei Wochen im Juli sind deutlich zu warm gewesen, bis zehn Grad über dem langjährigen Tagesmittel fanden sich die Temperaturen vom 10. bis zum 12. Juli; 20 Sommer – und elf Heiße Tage vom Monatsbeginn bis zum Ende der Hitze am 22. Juli, wohl dem, der in dieser Zeit Urlaub hatte und sich auf welche Weise auch immer der Hitze entziehen konnte. Am 11. und 12. sind fast 37 Grad zwischen Flämingrand und der Heide, in Annaburg die 37 – Grad – Marke erreicht worden.

 12 bis 14 (Jessen Ost) Heiße Tage, normal wären deren vier gewesen. Julis mit einer Abweichung von plus 3 Grad zum Monatsmittel, das hat es für Wittenberg im Zeitraum 1937 bis 1960 nur 2 Mal gegeben: 1976 und 1983. Seit 1991 gibt es in einem deutlich kürzeren Zeitraum bereits vier solcher extrem warmer Hochsommermonate: 1994 und 1995, 2006 und 2010.

 Die Mittlere Abweichung der Monatsmitteltemperatur für den Juli beträgt 1,5 Grad. Werden alle Julis seit 1937 betrachtet, so ergibt sich folgendes Bild: Normale Julis 44; kalte Julis 10; warme Julis 20. Von den warmen Juli – Monaten fallen ganze drei in den Zeitraum 1937 bis 1960; acht in den Zeitraum 1961 – 1990, in den zwanzig Jahren seit 1991 sind neun warme Julis zu finden.

 Daß die große Hitze nach dem 22. vorbei war, die heiße Luft subtropischer Herkunft ist nach Osten abgedrängt worden und durch erwärmte Subpolarluft ersetzt worden, hat letztlich auch verhindert, daß eine neue Rekordtemperatur für den Juli möglich wurde, wie Mitte des Monats einige Schreihälse prophezeiten. Es sollte der heißeste Juli seit Beginn regelmäßiger Wetteraufzeichnungen werden, das ist gottseidank nicht eingetreten. Der wärmste Juli für Wittenberg war der des Jahres 2006, damals betrug der Temperaturüberschuß 5,7 K, es hatte 29 Sommertage und 19 Heiße Tage gegeben.

 Was den Juli 2010 so ungemütlich machte, war auch die lange Trockenheit. Nachdem der Juni im Flächenmittel des Landkreises nur ein Fünftel der zu erwartenden Regenmenge geliefert hatte, blieben auch die ersten beiden Dekaden des Juli sowohl die zu erwartende Anzahl an Niederschlags- tagen als auch die Mengen an Wasser schuldig, die für optimales Wachstum in Wald und Feld von-nöten gewesen wären. Stattdessen errechneten die Agrarmeteorologen eine Summe der potentiellen Verdunstung von 185,4 mm für den Standort Wittenberg; dieser Summe stehen ganze 37,4 mm an Niederschlag gegenüber. Die Folgen zu beschreiben, hieße Sand in den Fläming zu kippen…

 Gewiß hatte es in der ersten und zweiten Dekade ein wenig Wasser gehabt, die Summen aber waren erbärmlich genug und lagen beim Gros der Beobachter bei nur zehn bis 15 Litern.

 Die große Erleichterung, wenn auch viel zu spät, in der Nacht vom 22. zum 23. Juli. Da sind die 33 Liter, die Mühlanger mit stolzgeschwellter Brust in der Zeitung verkündet hatte, von etlichen Stationen um Einiges überboten worden: Pretzsch 53 Liter, Seyda 41 Liter. Gleichwohl haben die Mengen vom 22. und 23. gereicht, um die Statistik mal wieder geradezurücken und Normalität zu suggerieren; im Flächenmittel aller 20 Beobachter sind 100 Prozent der langjährigen mittleren Niederschlagssumme für den Juli gemessen worden, und das bei sieben Tagen mit meßbarem Niederschlag. Dabei sind allhier zwischen 44 und 58 Liter auf den Quadratmeter zu erwarten.

 Das Fazit: Bei einer Mitteltemperatur von 22,1 Grad für Wittenberg war der Juli 2010 um 4,1 Grad wärmer als im Mittel der Jahre 1961-1990. Mit 288 Stunden Sonnenschein waren die Wittenberger um 34 Prozent besser dran als im o.g. Zeitraum. Zwölf Heiße und 22 Sommertage verdarben oft genug den Spaß am Sommer, zumal nur sieben Tage mit meßbarem Niederschlag verzeichnet wurden.

 Lediglich bei der Zahl der Gewitter ist der Juli in der Norm gelieben, deren sechs wurden im Berichts-gebiet gezählt, von denen ein besonders intensiver Vertreter in der Nacht vom 16. zum 17. in der Jessener Gegend einiges Ungemach bereitet hat und in Annaburg an die 20 Liter auf den Quadrat-meter hinterließ…

Achim KuhnWetterstation Mühlanger

Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für August 2010

Zwischen Flämingrand und Dübener Heide

Im Monat August setzte sich das wechselhafte, meist von Tiefdruckgebieten geprägte Wetter aus den letzten Julitagen fort. Dabei waren die Monatsmitteltemperaturen sehr moderat, ganze 0,3 Grad über dem langjährigen Mittel in Wittenberg, für Mühlanger sind es nur 0,1 Grad. In Zahna etwas kühler mit 0,3 Grad unter der Norm, Annaburg bringt einen leichten Überschuß von 0,3 Grad, also ein ganz normaler Sommermonat.

 Dabei ein bis zwei Heiße Tage, neun Sommertage, der wärmste Tag des Monats am 22. August, nachdem nur zwei Tage vorher die kühlste Nacht mit sieben bis neun Grad zu beobachten war. Drei Tage mit Gewitter, alles wirklich sehr moderat in dem Monat.

 Alles andere als normal waren die beobachteten Niederschlagsmengen. Örtlich wurden die vier- bis fünffachen Niederschlagsmengen des Klimazeitraumes 1961 – 1990  erreicht. In Oberstdorf kamen 356 mm zusammen. Am Kap Arkona fielen 237 mm. Im bundesweiten Durchschnitt fielen 157 mm, das sind mehr als doppelt so viel wie im vieljährigen Mittel, von neuen Rekorden zu sprechen, ist nicht übertrieben.

 61 bis 69 Liter Wasser auf den Quadratmeter sind im August im Landkreis zu erwarten. Im Flächen-mittel aller bis dato 20 Beobachter sind 208 Prozent der mittl. Regenmenge gemessen worden, dabei reicht die Spanne von 117 Litern für Zahna Nord bis zu 165 Litern in Eutzsch, das ist mehr als das 2,5-fache der zu erwartenden Größenordnung. (siehe auch Grafik)

 In Wittenberg sind knapp 126 Liter gefallen. In den seit 1891 vorliegenden Beobachtungen finden sich in 21 Jahren Niederschlagsmengen von 150 Prozent; nur in vier Jahren erreichte die Regenhöhe 200 Prozent und etwas mehr; das waren die Jahre 1948, 1954, 1994 und 2010.

 Die Sonnenscheindauer blieb bei 21 Tagen mit meßbarem Niederschlag in Wittenberg deutlich unter den Erwartungen, nicht einmal 70 Prozent der Norm sind erreicht worden.

 Daß ein solches Wetter den Bedürfnissen der Landwirte nicht gerade entgegengekommen ist, muß nicht besonders ausgeführt werden, etliche Getreidefelder konnten erst in der ersten Septemberwoche abgeerntet werden.

 Nette Aussichten gibt es für den Raum westlich von Wittenberg. Ab September werden Niederschlagsmessungen für Stackelitz, Coswig, Vockerode und Oranienbaum vermeldet werden können…

Achim KuhnWetterstation Mühlanger

Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für September 2010

Zwischen Flämingrand und Dübener Heide

Überwiegend wechselhaft mit meist negativen Abweichungen der Temperatur, so verlief das Wetter im September, von Altweibersommer nur am 23. und 24. eine Andeutung allhier. Ganze sechs Tage im Monat sind die Tagesmitteltemperaturen über den normalen Werten zu finden, der Rest derselben: Tendenz nach unten. Da nimmt es nicht Wunder, daß nicht nur die Dekadenmittel unter dem Durchschnitt zu finden sind, am kältesten sind die ersten zehn Tage des September gewesen bei einer Abweichung von minus 1,9 Grad. Die Monatsmitte verläuft in puncto Temperatur fast normal, am 24. sind wir an einen Sommertag knapp vorbeigeschrammt, in Annaburg hat es für 25 Grad gereicht, das hat auch was mit dem Beobachtungsstandort zu tun. Gleichwohl, gerettet hat es die Statistik auch nicht. Das letzte Drittel des Monats wieder etwas unterkühlter, obwohl an oben genannten Tagen subtropische Luft für eine kurze Remineszenz an den Sommer sorgt.

 Bemerkenswert, daß im Norden dieser Republik die Abweichungen der Temperatur nur 0,2 Grad unter der Norm lagen, es im Süden erheblich kühler war: Augsburg fast zwei Grad unter normal. Bemerkenswert auch, daß es im Süden und Westen teils deutlich trockener blieb, als es nach den langjährigen Beobachtungen zu erwarten war. Im Allgäu (Kempten) gab es die Hälfte der normalen Regenmengen, in Aachen ca. drei Viertel der zustehenden Mengen.

 Alles andere als normal die Regenmengen, die zwischen der Lausitz und Schleswig-Holstein sowie an der Nordsee gefallen waren. In Magdeburg fielen 127,3 l/m², das sind 353% des Normalwertes, in Leipzig wurden mit 139 l/m² mehr als das Dreifache gemessen, in Potsdam gab es 122,6 l/m², das sind 291%; Halle meldet gleich 400 Prozent.

 Auch die im Landkreis gemessenen Niederschläge können sich sehen lassen. Im Flächenmittel aller, nunmehr 24 Beobachter, neu hinzugekommen sind Stackelitz, Coswig, Vockerode und Oranienbaum, sind 332 Prozent der September-Niederschläge gemessen worden. Zu erwarten sind im September allhier zwischen 34 und 50 Liter auf den Quadratmeter an 14 Tagen mit meßbarem Niederschlag.

 Die im September gefallenen Mengen sind an 13 Tagen (Durchschnitt aller Beobachter) beobachtet worden, scheinbar normal also. Fakt aber ist, daß vom 25. bis zum 27. September, in 60 Stunden das Zweieinhalbfache der Monatsmenge gefallen war. Dabei ist es meist bei mäßigem Niederschlag geblieben, die Stundensummen desselben lagen überwiegend zwischen einem und zwei Litern auf den Quadratmeter, nur in zwei Fällen sind knapp vier Liter in der Stunde heruntergekommen.

 Gleichwohl sind diese erheblichen Mengen zwischen 102 Litern für Stackelitz, 122 Liter für Abtsdorf, Gräfenhainichen und Jüdenberg sowie 128 Liter in Hundeluft, im Südosten des Landkreises bekam Annaburg mit 126 Litern in dem besagten Zeitraum die größten Summen, die auch weiter östlich und südlich beobachtet wurden, auch nach den kräftigen Niederschlägen des August maßgeblich für die etwas später einsetzenden Hochwasser an Elbe und Schwarzer Elster. Im Sächsischen sind für Dresden 291 Prozent, für Görlitz 255 Prozent der Septembermengen bestimmt worden.

 Verantwortlich dafür war eine ausgeprägte Dipolsituation über Mitteleuropa mit einem Tiefkern über dem mittleren und unteren Rheingebiet, zu dem das Bodentief KATHREIN gehörte und ein weiteres etwas schwächeres Tief über Nord- und Mittelitalien mit dem der Wirbel LYA im Meeresniveau, „KATHREIN blieb dabei über dem östlichen Frankreich und LYA wanderte von der nördlichen Adria nach Polen, wobei sich der große gemeinsame Warmsektor im Osten der beiden Zyklonen verengte und eine Warmluftzunge bildete, die von Osten nach Norddeutschland reicht. Diese Warmluft, im Wesentlichen xSp, wurde über die südlich davon eingeflossene subpolare Meeresluft (mP) gehoben, was nach den Regenfällen vom Vortag zur Neubildung eines umfangreichen Niederschlagsgebietes führte. Dieses große Regengebiet, das über viele Stunden die Südhälfte Norddeutschlands und weite Teile des mittleren Deutschland überdeckte, verlagerte sich entsprechend der Höhenströmung westwärts und hatte dabei nur eine schwache nach Süden weisende Komponente“, sagen die Meteorologen der FU Berlin.

 Die doppelte Niederschlagsmenge ist für einen September nicht gerade der Normalzustand, auch 250 Prozent sind nicht alltäglich, aber nicht so selten, daß behauptet werden könnte, „So viel Regen (sei ) noch nie gefallen“…

 Um etwas weiter auszuholen: Seit dem 18. Jahrhundert sind nicht nur in Wittenberg Bemühungen unternommen worden, Wetter und Klima mit exakten Mitteln und Parametern zu untersuchen und zu beschreiben. Von entsprechender Bedeutung für die Landwirtschaft: Die Niederschlagsmengen. Aus alten Aufzeichnungen geht für Wittenberg, leider nicht kontinuierlich hervor, daß mindestens seit 1728 in der Lutherstadt auch Niederschlagsbeobachtungen angestellt wurden. Und siehe da, 250 Prozent der heute gültigen Norm von 45 Litern im September hat es in fünf Fällen gegeben, in den Jahren 1770, 1785, 1786, 1952, 2001 und jetzt; die 300 Prozent vom Jahre 2010 sind 1770 auch schon gemessen worden. Was zwischen 1813 und 1891 in Wittenberg passiert ist, wissen wir leider nicht…

 Das Fazit: Mit 13,1 Grad nach Celsius war der September des Jahres 2010 in Wittenberg um 1,2 Grad kühler als im Mittel der Jahre 1961 – 1990. Es gab keine Sommer, Heiße,- oder Frosttage. Außer in Annaburg. Die Sonnenscheindauer am Referenzstandort lag mit 154 Stunden leicht über der Norm von 149 Stunden. Bei 14 Tagen mit meßbarem Niederschlag war sehr wohl die Anzahl derselben in der Norm, weniger die gemessenen Mengen (siehe Grafik). Der wärmste Tag findet sich bei allen Temperaturaufschreibern am 24., wo bis auf Annaburg ein Sommertag knapp verfehlt wurde. Die kühlste Nacht des Monats war in Zahna am 6. September mit 4,8 Grad, bei den übrigen am 30. Sep-tember zu finden, alldieweil das Thermometer etwas über vier Grad anzeigte, in Annaburg nur 2,8 Grad.

Achim KuhnWetterstation Mühlanger

Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für Oktober 2010

Zwischen Flämingrand und Dübener Heide

Unterkühlt und wenig Wasser

 Als sei es die Entschädigung für einen total verregneten August und einen zu kühlen und vielerorts zu nassen September stellte sich das Wetter pünktlich zum Monatsbeginn auf Oktoberwetterlage um.

 Auf der Vorderseite eines Tiefs über dem Atlantik baute sich ein kräftiges Hochdruckgebiet über Osteuropa und Skandinavien auf. Dieses Hoch blockierte die West-Ost-Zugbahn der atlantischen Tiefdruckgebiete, sodaß diese Mitteleuropa nicht erreichen konnten. Zudem setzte mit einer südlichen Strömung die Zufuhr milder Luftmassen ein, die örtlich für sommerliche Temperaturen sorgten.

 Diese Wetterlage ist für Anfang Oktober nicht ungewöhnlich. Schaut man in die Archive, erkennt man eine deutliche Häufung von trockenen und milden Herbsttagen, die von Anfang bis Mitte Oktober auftreten. Der goldene Oktober ist einer der markantesten regelmäßigen Witterungsabschnitte.“ (DWD)

 Und der brachte im Areal zwischen Flämingrand und der Dübener Heide an acht Tagen zum Monats-anfang leicht nach oben abweichende Temperaturen, die Maxima bis 18 Grad und mehr am 6. Oktober, Zahna kriegte genau diesen Wert, Wittenberg und Mühlanger lagen bei 18,5 Grad, Annaburg und Pretzsch meldeten 18,8 Grad, nur in Jessen blieb es mit 17,2 Grad ein bißchen kühler. Die Sonne schien im ersten Monatsdrittel außergewöhnlich lang, in zehn Tagen gab es schon 67 Prozent der zu erwartenden Sonnenscheindauer. Niederschläge in diesem Zeitraum: Niente. Nix. Garnix. Auch nicht schlimm, die Böden waren nach der Jahrhundertwäsche des Vormonats gut gesättigt. Zu gut.

 Zu Beginn der zweiten Dekade Abkühlung, die Maxima erreichen in dieser Zeitspanne mit Mühen zehn bis zwölf Grad, in drei Nächten sinkt die Temperatur an bzw. unter Null Grad, Bodenfrost gibt’s an fünf Tagen. Und nach 14 Tagen wieder etwas Wasser von oben. Umwerfend sind die Mengen nur in der Elbaue nicht: 13, 14 Liter gibt’s im Fläming (Stackelitz, Straach, die beiden Meßstellen in Zahna, Abtsdorf, Hundeluft), der größere Teil der Beobachter muß sich mit maximalen Tagesmengen um fünf bis zehn Liter auf den Quadratmeter zufrieden geben, geschehen am 16. Oktober. Die Sonne scheint in diesem Zeitraum „nur“ 33 Stunden, das sind noch einmal 31 Prozent von dem, was im Oktober erwartet werden kann, also die Norm von 105 Stunden schon fast erfüllt. Die Dekade ist 3,3 Grad kühler als im langjährigen Mittel, die erste Dekade ging normal durch (+ 0,1 Grad).

 Die letzten elf Tage sind etwas milder als der Vorgänger-Zeitraum, auch sind nur zwei Frosttage zu verzeichnen gewesen. Die tiefste Temperatur des Monats findet sich am 27. Oktober, um die minus zwei Grad werden in Zahna und Pretzsch gemessen, begünstigt durch die gute Lage oberhalb der Stadt werden es in Wittenberg nicht einmal minus ein Grad, Annaburg und Mühlanger finden sich bei minus 1,5 Grad, und Jessen dümpelt bei minus 0,6 Grad herum. Und zum Monatsende wieder leichte Erwärmung, die Maxima steigen auf 12 bis 15 Grad, die Nachttemperaturen finden sich bei zwei bis sechs Grad. Niederschläge gibt es vom 21. bis zum 28., aber nur am 21. ist derselbe meßbar. Und die Sonne ? Noch einmal kräftig zugelangt, fast 47 Stunden in der letzten Dekade.

 Das Fazit: Mit negativen Abweichungen zwischen 1,3 und 1,5 Grad bei den Temperaturaufschreibern war der Oktober des Jahres 2010 deutlich kühler als im Mittel der Jahre 1961 – 1990. Die Sonnenscheindauer lag mit knapp 154 Stunden in Wittenberg bei 146 Prozent. Die Niederschläge blieben mit 50 Prozent im Flächenmittel des Landkreises unter den Erwartungen des o.g. Climat-Zeitraumes. Bei sieben bis acht Bodenfrosttagen und drei bis vier Frosttagen ist deren normale Anzahl von vier bzw. einem Tag deutlich überschritten worden. Die Zahl der Tage mit meßbarem Niederschlag war mit acht deutlich unter normal (14) zu finden. Für den Oktober werden im Landkreis zwischen 29 und 42 Liter auf den Quadratmeter erwartet.

Achim KuhnWetterstation Mühlanger

Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für November 2010

Zwischen Flämingrand und Dübener Heide

Ein doch etwas ungewöhnlicher Monat, der Verflossene. Gekennzeichnet durch zwei sehr verschiedene Witterungsabschnitte. Bis über den Beginn des letzten Monatsdrittel hinaus lagen die Temperaturen deutlich über den Tagesmittelwerten der Jahre 1961 – 90, bis zu 11 Grad am 14. November, selbiger Tag brachte bei fast allen Stationen nicht nur im Landkreis die höchsten Temperaturen des Monats. Für einige Stationen nördlich von unserem Revier waren es auch neue Tagesrekorde, aber so dick ist es allhier nicht gewesen; zwischen 16,8 Grad in Jessen und 18,2 Grad in Mühlanger reichte die Spanne der Höchsttemperaturen.

 Das sind nun mal keine Rekorde, alldieweil 18,6 Grad schon am 14. November 1940 in Wittenberg aufgeschrieben wurden. Aber Maxima von 18 Grad im November sind schon eher ungewöhnlich, solche Temperaturen sind bis dato auch nur zwei Mal aufgetreten, noch übertroffen von den 21,2 Grad am 1.11.1968. Gleichwohl, es war zu warm; die Dekadenmittel der Temperatur waren um 2,4 bzw. 3,7 Grad zu hoch.

 Abkühlung nach dem 23. November, da endlich eine großräumige Umstellung der Zirkulation in höheren Luftschichten erfolgte und in breitem Strom sehr kalte arktische Luftmassen zunächst nach Nord- und Nordosteuropa flossen, die am 26. November auch die Gefilde zwischen Fläming und Dübener Heide erreicht hatten. Von dem Tage an finden sich die Temperaturen durchgängig im negativen Bereich der Skala, nicht übertrieben zu sagen, daß der Winter mit dieser Intensität bis dato noch nicht zugeschlagen hatte, wenn von den Jahren 1973 und 1998 abgesehen wird.

Beiden Novembern folgten de facto normale Dezember. Was für 2010 noch nicht abzusehen ist… Wobei hier nur der Zeitraum gemeint ist, für den gesicherte Daten vorliegen.

 Die letzten zehn Tage also erbringen einen deutlichen Abbau des Temperaturüberschusses, die letzte Dekade war fast drei Grad zu kühl, damit kamen für das Monatsmittel der Temperatur nur noch 0,6 Grad über dem normalen Wert zusammen. Das kann man schon akzeptieren, zumal die Mittlere Abweichung für den November bei 1,2 Grad liegt.

 Also ein normaler Monat ? Mit Nichten und Neffen, alles andere als dieses. Sachlich, fachlich, nüchtern liest sich das so: „Durch häufigen Tiefdruckeinfluss gab es nicht nur an unserer Station sehr hohe Niederschlagsmengen, insgesamt fielen 98,7 mm. Das sind 199%. Im Gegenzug wurde deutlich zu wenig Sonnenschein registriert, nur 25 Stunden, was 48% vom Durchschnittswert entspricht.“                            (Berliner Wetterkarte vom 1.12.2010)

 Sagt Berlin – Dahlem. Und enthält dem Leser die wichtigste aller wichtigen Informationen vor: Was allhier an Wasser heruntergekommen ist, war bis dato beispiellos. Zwar gab es in den November-monaten der Jahre 1901, 1928, 1939, 1947 und 1951 durchaus das Doppelte an Wasser, als im langjährigen Mittel zu erwarten ist, die dreifache Menge ist bisher nicht aufgeschrieben worden, das gilt für den Zeitraum von 1891 bis zum Jahre 2009. Für den November erwarten die Frösche im Landkreis zwischen 39 und 49 Liter Wasser auf den Quadratmeter, das Deutschland-Mittel liegt bei 47 Millimetern. Dabei sind auch etliche trockene Novembers zu verzeichnen, aber die tun nicht so weh.

 Als sehr unangenehme Folge der niederschlagsreichen Monate August, September und November, die mit dem trockenen Oktober 75 Prozent – drei Viertel – der Jahressumme vom Niederschlag brachten, sind in etlichen Gemeinden erhöhte Grundwasserstände festgestellt worden. Viele Flächen vor allem in der Elbaue gleichen eher kleinen Seen als landwirtschaftlichen Nutzflächen. Ein Blick auf die von den Agrarmeteorologen des DWD erstellten Karten belegt, daß seit Ende August selten hohe Bodenfeuchten beobachtet werden, wie sie normalerweise frühestens Mitte – Ende Dezember, meist erst Ende Januar auftreten. Eine logische Folge so hoher Regenmengen.

 Zu verdanken sind diese ungewöhnlichen Mengen im November den überwiegend zyklonal geprägten Wetterlagen, im Mittel von 24 Beobachtern sind 19,3 Tage mit meßbarem Niederschlag beschrieben worden, normal wären 14 Tage. Davon sind 4,6 Tage mit Mengen größer/gleich 10 mm aufgeschrie-ben worden; die größten Regenmengen gab es um den 12. und 13. November, vereinzelt am 16.

 Die höchsten Tagessummen kamen in Abtsdorf mit 40 Litern und 38 Litern in Ateritz herunter. Im Flächenmittel aller Beobachter sind im Landkreis 324 Prozent der normalen Niederschlagsmengen gemessen worden, wahrlich eine bis dahin nicht nachgewiesene Menge für einen November.

 Das Fazit: Der November 2010 war mit einer Monatsmitteltemperatur um 5,0 Grad an die 0,6 Grad wärmer als im Mittel der Jahre 1961 – 1990. Dennoch brachten die letzten vier Tage des Monats so viel Abkühlung, daß eine Kältesumme von 13,5 Grad erreicht wurde, normal wären 8,7 Grad. Bei so ausgeprägten Tiefdruck – Aktivitäten kann es nicht ausbleiben, daß die Sonnenscheindauer unter den Erwartungen von 53 Stunden blieb; in Wittenberg wurden nicht einmal 31 Stunden erreicht, das waren nur 58 Prozent. Interessant vielleicht, daß nur 7 km Luftlinie entfernt in Mühlanger mit 37 Stunden gleich 70 Prozent gemessen wurden. Acht bis neun Frosttage sind von den Temperaturaufschreibern registriert worden, fast normal, dazu vier bis fünf Eistage, das sind drei bis vier Tage zuviel, sechs (Jessen Ost) bis zehn (Wittenberg) Tage mit Bodenfrost. Die Niederschläge sind weiter oben behandelt worden, bleibt nur zu ergänzen, daß es an drei Tagen bereits feste Niederschläge als Schnee gab, an fünf Tagen eine Schneedecke lag, teilweise durchbrochen, am 30. November drei Zentimeter Schnee in Form einer geschlossenen Schneedecke. Der Winter war im Anmarsch…

Achim KuhnWetterstation Mühlanger

Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für Dezember 2010

Zwischen Flämingrand und Dübener Heide

Der Winter 2010 – 2011 hat im letzten Jahr sehr zeitig eingesetzt, keine Frage. Ob er der Chaos-Winter wird, bleibt abzuwarten, Januar und Februar liegen noch vor uns, Langfristprognosen sind schwierig. Wenn EZMW, UKMO und NOAA bei ihren Winter – Vorhersagen nicht unerheblich voneinander abweichen; „die Ergebnisse der jungen noch rein experimentellen numerischen Sparte sind zwar ermutigend, bringen jedoch bisher kaum Resultate, aus denen man mit auch nur einiger Sicherheit die mittlere Witterung für Monate oder gar Jahreszeiten vorhersagen kann“

 (Beiträge zur Berliner Wetterkarte: Experimentelle Prognosen für den kommenden Winter; Werner Wehry), dann bleibt auch dem Amateur kein Raum, wenn er nicht für einen Spekulanten gehalten werden will. Mit Analogie-Schlüssen ist es eine eigene Sache, auch wenn es sehr verlockend wäre, danach zu verfahren. Demnach müßte der noch vor uns liegende Winter einen ähnlichen Verlauf nehmen wie in den Jahren 1939-1940. Oder 1946-1947. Oder 1962-1963. Oder 1969-1970.

 Genug. Wir haben gerade einmal den Dezember hinter uns. Und der war auffälig genug, wenn auch nicht der Spitzenreiter in der vorliegenden Statistik.

 Wenn man bereit ist, sich auf einen Vergleich mitteleuropäischer Daten einzulassen, die seit 1761 für De Bilt in Holland, Potsdam, Wien und Basel erhoben werden (F.BAUR), dann können noch andere Überraschungen dabei herauskommen, die belegen, daß der verflossene Monat nicht so schlimm war, wie gelegentlich beschrieben.

 Für die Dezember im Zeitraum 1761 bis 1890 liegen die Abweichungen zwischen vier und fast 10 K, der Dezember von 1788 war mit minus 8,9 Grad nach Celsius das Heftigste, was bis dato gemessen wurde, nicht gefühlt… ( Beiträge Berliner Wetterkarte 24.6.1975).

 Gleichwohl, ein wenig überraschend zeitig ist der Winter über die deutschen Landen gekommen, und allen Versprechungen zum Trotze, man sei gut gerüstet für denselben, gab es Beschwerlichkeiten auf Straße und Schiene, die genug abgearbeitet wurden, als daß hier auch nur eine Zeile verschwendet werden müßte. Am 24. November der erste Schnee, der blieb noch nicht, am 26. November die erste Schneedecke, wenn auch noch durchbrochen; zum Monatsende eine geschlossene Schneedecke.

 Die hielt sich bis zum Morgen des 11. Dezember, alldieweil ein kurzes, aber heftiges Tauwetter mit Regen und Temperaturen bis knapp fünf Grad an der weißen Pracht nagten, die u.a. in Ateritz und Jüdenberg 18 bis 21 cm hoch gelegen hatte, 13 bis 14 cm waren es in Wittenberg und Elbaue, aber die freien Flächen an diesen Standorten machten bei starken Winden gerade am Monatsanfang die exakte Bestimmung der Schneehöhen zu einen wirklichen Problem. Bis zu 38 Meßpunkte waren zeitweise vonnöten, um brauchbare Ergebnisse zu erzielen. Die Temperaturen besonders zum Monatsauftakt gingen in den Bereich strengen Frostes, am 2. und 3. Dezember sind bei den Temperatur-Aufschreibern Werte zwischen minus 16 und minus 17 Grad beobachtet worden (Pretzsch, Annaburg, Jessen-Ost), während am Flämingrand und in der Elbaue minus 16 bis minus 22 Grad gemessen wurden (Wittenberg, Zahna-Süd, Mühlanger). Sechs Tage mit meßbarem Niederschlag in diesem Zeitraum, allemal als Schnee, das Dekadenmittel liegt sieben Grad unter dem langjährigen Mittel. Fünf Zentimeter über dem Erdboden geht am 3. die Temperatur auf minus 25,2 Grad zurück.

 Unglaubliche vier bis fünf Grad erreicht das Maximum der Temperatur am 11. Dezember, in Verbindung mit Regen schwindet die Schneedecke, in Teuchel bleiben noch zwei Zentimeter übrig, Ateritz rettet sich mit 10 cm durchbrochen über die kurze Phase, in der Elbaue gibt’s nur noch: Reste.

 Schon am 13. finden sich auch die täglichen Maxima wieder im frostigen Bereich, an jedem Tage der Dekade gibt es Niederschläge, welche die Schneedecke bis zum 19. d.M. in der Elbaue auf 14 cm ansteigen lassen, Ateritz bringt es auf 25 cm, Jüdenberg auf 23 cm. Das langte schon dicke zum Rodeln oder Skifahren, auch wenn sich nicht allzuviele Zeitgenossen in hiesigen Gefilden dazu aufraffen konnten. An den Temperaturen kann es kaum gelegen haben, die Maxima fanden sich im zweiten Monatsdrittel bei minus einem bis minus drei Grad, sieht man vom 11. ab. Jedenfalls auch diese Dekade deutlich kühler als im Mittel, minus 5,6 Grad.

 Der Endspurt für das Jahr und den ersten Wintermonat beginnt ziemlich kühl, zum Hl. Abend Anwandlungen von Weihnachtstauwetter, welches mit großer Zuverlässigkeit, aber nur geringen Auswirkungen pünktlich zum Termin einsetzte, die Maxima der Temperatur am 23. und 24. leicht im Plus, dann wieder ordentlich runter mit dem Quecksilber, ab 14:00 MEZ einsetzender Schneefall, Weihnachtsidylle reinsten Wassers, nein, Schnee; derselbe hält bis zum 1. Weihnachtstag gegen 10:00 Uhr an und hinterläßt nicht nur mindestens zehn Zentimeter Neuschnee, sondern bei allen Regenmessern zwischen neun Litern in Stackelitz und 23 Litern in Söllichau, in den Bergregionen des Landkreises wuchs die Schneedecke auf 42 Zentimeter, um an den folgenden Tagen nach den nicht mehr so ergiebigen Niederschlägen am 26. und 27. auf 50 cm zu steigen. Nur der Silvestertag fällt aus der Reihe: Temperaturen fast zwei Grad über der Norm.

Das Fazit:

 Mit 21 bzw. 24 Stunden der Sonnenscheindauer war der Dezember des Jahres 2010 ziemlich unterbelichtet, im wahrsten Sinne des Wortes, ganze 64 Prozent sind für Wittenberg dabei herausge-kommen. Spannender waren schon die Niederschlagsmengen, wenn auch im Vergleich zum November kein wirklicher Aufreger. Im Flächenmittel sind bei (bis dato) 24 Meldungen 156 Prozent der zu erwartenden Mengen für einen Dezember gefallen. Normal sind 41 bis 62 Liter auf den Quadratmeter, Details sind auf der Karte zu finden. In Wittenberg sind 24 Tage mit meßbarem Niederschlag gezählt worden, davon an 22 Tagen mit festen Bestandteilen. Die größten Schneehöhen sind in Hundeluft mit 11 Zentimetern, in Ateritz mit 50 Zentimetern festgestellt worden, bei den restlichen Schneehöhenaufschreibern in Zahna-Süd, Wittenberg, Mühlanger, Jüdenberg und Gräfenhainichen sind zwischen 23 und 41 Zentimetern festgestellt worden.

 Das wirklich Spannende an diesem Monat waren die Temperaturen. 30 bis 31 Frosttage und 24 bis 20 Eistage sind registriert worden, die mittlere Temperatur des Monats findet sich bei minus 5,9 Grad in Zahna – Süd und minus 4,0 Grad in Jessen – Ost. Das sind Abweichungen von 6,7 bis 5,1 Grad unter dem 30-jährigen Mittel von 1961 bis 1990. Die Kältesummen betrugen 142 Grad in Wittenberg und 155 Grad in Mühlanger. Das ist in einem Monat mehr gewesen, als für einen mäßig warmen Winter verlangt wird (100 Grad), ein strenger Winter hat mindestens 301 Grad in der Summe der negativen Tagesmitteltemperaturen. Aber die Kältesumme des Dezember 2010 ist für den Zeitraum 1893 bis 2010 die zweithöchste Kältesumme für einen Dezember, noch tiefer ging es – siehe oben, aber für diesen Monat liegt nur das Monatsmittel vor.

 1969 betrug die Kältesumme in Wittenberg 193,3 Grad, das Monatsmittel der Temperatur minus 6,1 Grad, der Dezember war noch einen Zahn schärfer, weshalb in der DDR der Spruch kursierte:

„Keine Kohle, keine Energie, Cobra übernehmen Sie“. („Cobra übernehmen Sie“ war eine beliebte US-Krimi-Serie, die von der ARD ausgestrahlt wurde)

 Die Niederschlagsmengen betrugen damals nur 72 Prozent vom Mittel, während in Wittenberg an 31 Tagen eine geschlossene Schneedecke vorhanden war, die max. Schneehöhe lag bei 23 cm am 20.12. Auch damals war Ende November der erste Schnee gefallen; der Winter dauerte bis zum 17. März, dann war der letzte Schnee weg. Bis in den Mai waren die Monatstemperaturen teils deutlich unter den Normalwerten zu finden… Noch Fragen ?

Achim KuhnWetterstation Mühlanger