Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für Januar 2022
Zwischen Flämingrand und Dübener Heide
Winter ? Bis dato Fehlanzeige. Der zweite Monat des „Winters“ 2021-22 war warm, deutlich zu warm. Brachte der Dezember 2021 eine positive Abweichung von 1,4 Grad, „glänzte“ der Januar mit einem Überschuss von etwas mehr als 4 Grad. Heftig. Und es geht noch heftiger: Im Januar 2007 wurde eine positive Abweichung der Monatsmitteltemperatur von 6,2 Grad ermittelt, statt -0,8 °C betrug selbige 5,4 °C. Ein kurzer Blick in die Aufzeichnungen seit 1931 belegen, dass in jeder clino-Periode mehrere Ausreißer zu beobachten waren; derart große Differenzen von 4 Grad und mehr waren im Zeitraum 1931 – 1960 3 mal, 1961 – 1990 4 mal, 1991 – 2020 5 mal zu verzeichnen.
Der Grund für die Anomalie des Januar 2022 war ein von Tiefdruckgebieten dominierter Witterungsverlauf, der sich nicht zuletzt in einem Defizit an Sonnenscheinstunden bemerkbar machte. 25 Stunden wurden in Wittenberg gezählt, nur 53 Prozent vom Mittel der Jahre 61 – 90, es gab 25 Trübe Tage und nicht einen einzigen Heiteren Tag.
Der Monat begann sehr mild, am 1. und 2. Januar wurde der wärmste Tag desselben mit Temperaturmaxima zwischen 11 und 13 Grad beobachtet, ab dem 4. Januar blieben die Maxima im einstelligen Bereich, kalte Nächte waren bis zum Monatsende eher selten. Statt 20 Frosttagen wurden im Landkreis nur 10 bis 13 gezählt, Eistage (Maximum < 0,0 °C) sind nicht aufgetreten, normal wären 9 gewesen. Dass die Dekadenmitteltemperaturen entsprechend hoch waren, erscheint logisch: 6 Grad im ersten Drittel, 3,9 Grad in der Mitte, 3,5 Grad in den letzten 11 Tagen. Zum Monatsende gingen die Temperaturen etwas zurück, sehr moderat, die kühlste Nacht des Monats gab es am 21. mit Temperaturen um minus 3 Grad, 5 cm über dem Erdboden wurden bis minus 6 Grad gemessen.
Viel Tiefdruckgebiete, viel Wasser? Funktioniert nicht immer. Im Mittel des Landkreises sind bei 25 Beobachtern etwas mehr als 40 Liter auf den Quadratmeter gemessen worden, das sind 107 Prozent vom langjährigen Mittel der Jahre 1961 – 1990. Bei 21 Tagen mit messbarem Niederschlag ist an 5 Tagen auch etwas Festes dabei gewesen, Schnee im Regenschauer, vereinzelt Schnee und Schnee-griesel, alles ohne Wirkung, sprich keine Schneedecke, die es etwas winterlich hätte werden lassen. Das Gros der Niederschlagsmengen wurde zwischen dem 2. und 4. Januar gemessen; die Summen beliefen sich auf 5 bis 11 L/m² in diesem Zeitraum. Die höchste Monatssumme konnte der Beobachter in der Gagfah-Siedlung mit 56 l/m² (137 Prozent)verbuchen, Vockerode kam auf „nur“ 37 Liter gleich 90 Prozent.
Am 29. brachte Sturmtief NADIA ordentlich Wind in die Region, umgestürzte Bäume, abgerissene Stromleitungen, Feuerwehreinsätze, die MZ hat ausführlich berichtet. Die Windspitzen betrugen in Teuchel 78 km/h, in der Elbaue 66 km/h, für Jessen blieb ein laues Lüftchen mit knapp 45 km/h.
Achim Kuhn, Wetterstation Mühlanger
Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für Februar 2022
Zwischen Flämingrand und Dübener Heide
Temperaturen wie im März des Zeitraumes 1991 – 2020, fast doppelt so viel Wasser, drei veritable Stürme und ein Gewitter mitten in der Nacht charakterisieren den Februar des Jahres 2022.
Ganze fünf Tage ohne Wasser: Ein Februar, der im Flächenmittel des Landkreises knapp 57 Liter auf den Quadratmeter erbrachte (179 Prozent), der musste in den seit 1891 vorliegenden Aufzeichnungen eine Weile gesucht werden. In 131 Jahren gab es ganze sieben Fälle gleich hoher Niederschlags-mengen für Wittenberg. 1935, 1937, 1948, 1966, 1988, 2020 und 2022 sind 64 Liter/m² und selten etwas mehr, im Jahre 2020 85 Liter/m² in Wittenberg gefallen. Normal wären für die Jahre 1961 – 1990 34 Liter gewesen, ebenso für den Zeitraum für 1991 – 2020. Die höchste Summe des Monats mit etwas über 80 Litern konnte in Zahna-Nord verzeichnet werden; mit nur 39 Litern musste sich Jessen-Ost begnügen. Die größten Tagessummen im Februar 2020 wurden zwischen dem 16. und 20. des Monats erzielt, 8 Liter in Seegrehna und Wartenburg wurden gemessen, 14 Liter in Stackelitz und Eutzsch. An mindestens drei Tagen waren auch feste Bestandteile im Niederschlag festgestellt worden: Schneegriesel, Graupel oder Schneeschauer. Am sehr frühen Morgen des 17. Februar zog eine Kaltfront mit Gewitter von Nordwest nach Südost über den Landkreis und brachte Blitz und Donner von 2:20 Uhr bis gegen 2:50 Uhr. Es muss so gekracht haben, dass mindestens sieben Beobachter das Ereignis zu nachtschlafender Zeit mitbekommen haben.
Nicht weniger spektakulär und unangenehm die vier Tiefdruckgebiete XANDRA, YLENIA, ZEYNEP und ANTONIA, welche in schneller Folge vom 17. bis zum 19. Orkanböen, größere Schäden und europa-weit mehr als 10 Tote gebracht hatten, in Polen (Blaszki) verursachte ein Tornado schwere Gebäudeschäden. Die gemessenen Spitzenböen entsprachen der Windstärke 10 bzw. 11 Beaufort.
Im Februar dominierte über längere Zeit eine zyklonale Westlage das Wettergeschehen. Es wurde ständig milde Luft vom Atlantik nach Europa gelenkt, sodass im gesamten Monat keine negativen Abweichungen der Tagesmitteltemperaturen festgestellt wurden. Die erste Dekade des Monats war 5 Grad wärmer, die zweite 6 Grad, die letzten 8 Tage 3 Grad. Das Mittlere Maximum des Monats betrug 8,5 Grad, normal wäre ein solches von 3,6 Grad (1961 – 1990) bzw. 5,0 Grad (1991 – 2020). Die höchste Temperatur findet sich am 17. Februar mit 13,5 in Wittenberg bis 14,0 °C in Jessen. Kein ungewöhnlich hoher Wert; im Zeitraum 1961 – 1990 sind schon mal 17,6 °C gemessen worden (23.02.1990 in Wittenberg). Bei den negativen Temperaturen des Monats lassen sich ähnliche Verhältnisse beobachten. Am 12. ging die Temperatur auf minus 3,6 Grad in Wittenberg, auf minus 4,0 Grad in Annaburg herunter; das Mittlere Minimum betrug im Februar 1,6 Grad, normal wären minus 2,4 Grad (1961 – 1990) bzw. minus 1,4 Grad (1991 – 2020) gewesen. Gleichwohl, der Februar gilt als fünftwärmster Monat seit 1881 bei einem Temperaturmittel von 5,0 °C, ein Plus von 4,8 Grad.
Achim Kuhn, Wetterstation Mühlanger
Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für März 2022
Zwischen Flämingrand und Dübener Heide
Es geht immer noch ein bisschen besser… Schlechter. Der März 2022 zählt zu den trockensten ersten Frühjahrsmonaten nicht nur in Wittenberg. Seit 1881. Der März 1943 brachte noch 3,2 Liter auf den Quadratmeter, im Märzen 2022 waren es nur 2,5 Liter. Nur noch unterboten von Coswig, wo es wenige 2,2 Liter waren. Wohlgemerkt, in einem Monat. Ein sehr bescheidener Trost ist es, zu wissen, dass im Landkreis im Schnitt der 22 Beobachter von Stackelitz bis Jessen 3,6 Liter/m² gemessen wurden. Die größte Monatssumme verzeichnete Gräfenhainichen mit 6,4 mm; Coswig (s.o.) 2,2 mm. Diese Mengen fielen am 14. und 15. März.
Nun ja, ungewöhnlich hoher Luftdruck im ganzen Monat von 1026 hPa machte es möglich, normal waren im März im 30-jährigen Mittel zwischen 1961 – 1990 1005,2 hPa.
Nicht unerheblich die Abweichungen der Monatsmitteltemperatur. Ein Plus von 1,5 Grad in Jessen bis ca. einem Grad in Annaburg, Pretzsch und Mühlanger bei einem Mittleren Maximum um 11 Grad charakterisieren den März 2022, statt 3,6 °C wurden 5,4 °C bis 4,5 °C ermittelt. Und trotz dieses relativ hohen Temperaturüberschusses sind 27 Tage mit Bodenfrost aufgetreten, dazu in der Elbaue 22 Frosttage, 14 mehr als zu erwarten waren. Heißt im Klartext, der März hatte so viele Bodenfrost-tage wie Januar und Februar zusammen.
Die höchsten Temperaturen des Monats fanden sich um den 23. März, es sind zwischen 19 und 20 Grad gemessen worden; die kälteste Nacht gab es am 3. des Monats mit minus 5 bis minus 6 Grad, in Erdbodennähe ging die Temperatur bis minus 8 Grad herunter.
Außergewöhnlich hoch die monatliche Sonnenscheindauer mit knapp 234 Stunden im Landkreis. Das sind fast 10 Stunden mehr als in einem normalen Juli der Jahre 1961 – 1990 gewesen; für den Zeit-raum 1991 – 2020 noch ein Plus von fast 6 Stunden…
Trotz der Trockenheit geben sich die Agrarmeteorologen gelassen ob der Bodenfeuchte bis 60 Zentimeter Tiefe. Wegen der sehr ergiebigen Niederschläge im Februar lag die nutzbare Feld-kapazität bei den leichten Böden Ende März immer noch bei 60 bis 70 Prozent, alldieweil die kumulierte Regenmenge im genannten Zeitraum für Wittenberg mit 109 l/m² oder 95 Prozent als sehr gut zu beschreiben ist.
Achim Kuhn, Wetterstation Mühlanger
Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für April 2022
Zwischen Flämingrand und Dübener Heide
Seit zwei Jahren sind die Aprils: kühl. Lagen seit 2018 alle genannten Monate deutlich über dem langjährigen Mittel der Jahre 1961 – 1990, 2018 fast 6 Grad, die Jahre 2019 bis 2020 3 Grad darüber, betrug die negative Abweichung 1,2 Grad im Jahre 2021. 2022 wurde eine leicht positive Abweichung von 0,4 Grad ermittelt. Nicht sehr überraschend, wenn 5 bis 8 Frosttage zu beobachten waren, dazu bis 11 Tage mit Bodenfrost. Die oben genannten warmen Aprille brachten es auf maximal 2 Frosttage.
Etwas beeindruckender werden die Defizite der monatlichen Mitteltemperaturen auf der Basis der Normwerte für die Jahre 1991 – 2020. 2021 betrug die negative Abweichung für den April 3,1 Grad, 2022 zarte 1,7 Grad.
Eine leicht negative Abweichung brachte die etwas zurückhaltende Niederschlagstätigkeit im April 2022. Im Flächenmittel des Landkreises sind (nur) 73 Prozent der zu erwartenden Summe (für 1961 – 1990) gefallen; 31,2 Liter auf den Quadratmeter. Legt man den neuen Normwert (1991 – 2020) von 30,2 mm zugrunde, sind es stolze 103 Prozent… So schnell wird aus einem leichten Defizit eine leichte Übererfüllung. Gleichwohl, die Sache relativiert sich sehr schnell, wenn berücksichtigt wird, dass zwei Drittel und mehr der gefallenen Regenmenge in der ersten Dekade zusammenkamen, zwischen 20 und 30 Liter sind festgestellt worden. Die folgenden Dekaden brachten jeweils 2 bis 4 Liter. Im Schnitt gab es 9 Tage mit messbarem Niederschlag, die größte Monatssumme hat Abtsdorf erhalten mit fast 41 Litern gleich 96 Prozent; in Straach gab es mit gut 28 mm (nur) 61 Prozent. Die Bodenfeuchte (nutzbare Feldkapazität ging in Wittenberg vom Monatsanfang mit 65 Prozent auf 40 Prozent zurück und liegt aktuell bei 30 Prozent bis 60 cm Tiefe.
Nochmal zu den Temperaturen: Das Monatsmittel belief sich auf 8,1 (Mühlanger) bis 9,1 Grad (Jessen). Sommertage wie in den oben erwähnten Jahre 2018 bis 2020 (jeweils einer) waren nicht zu verzeichnen, auch bei den warmen Tagen (Maximum >20 °C) war Zurückhaltung befohlen. Zum Vergleich: 2018 17 Tage, 2019 und 2020 9 Tage mit Maxima > 20 °C.
Den einzigen Warmen Tag des April 2022 gab es am 13., knapp 21 Grad in Wittenberg bis knapp 22 Grad in Annaburg. Die kälteste Nacht fand sich kurz nach Monatsbeginn; am 3. ging sehr konstant im gesamten Berichtsgebiet die Temperatur auf minus 4 bis minus 5 Grad zurück, in Erdbodennähe bis auf minus 7 Grad und etwas tiefer.
Mit 168 Stunden Sonnenschein kam der Monat auf 107 Prozent des Mittels der Jahre 1961 – 1990; für den Zeitraum 1991 – 2020 waren es (nur) 87 Prozent.
Achim Kuhn, Wetterstation Mühlanger
Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für Mai 2022
Zwischen Flämingrand und Dübener Heide
Der Mai 2022 war deutlich zu warm, ein Überschuss von 2 Grad und mehr wurde für den Landkreis berechnet auf der Basis der Mittelwerte von 19661 – 1990; bei den neuen Mittelwerten der Jahre 1991 bis 2020 betrug die Differenz immer noch fast 1 Grad bei den Beobachtern in der Elbaue. Wittenberg-Teuchel lag allemal 0,4 bis 0,5 Grad darüber, die Lage „hoch“ über der Stadt dürfte ihren Anteil an derart großen Abweichungen haben. Am 11. Mai wurde bei allen Beobachtern die höchste Temperatur des Monats ermittelt, von knapp 28 Grad in der Elbaue bis fast 30 Grad und etwas darüber betrug das Maximum im Osten des Landkreises. Nur zwei Tage früher wurden in Pretzsch und Jessen die niedrigsten Temperaturen gemessen, 2 Grad in Pretzsch, 4 Grad in Jessen. Die restlichen Beobachter bekamen ihr Minimum am Monatsende. 9 bis 8 Grad wurden von West nach Ost registriert, 5 cm über dem Erdboden ist mit 2 bis 1 Grad ein Tag mit Bodenfrost knapp verfehlt worden. Fehlanzeige waren auch die Eisheiligen in diesem Jahre, stattdessen 2 Sommertage (Tx >= 25 Grad) in diesem Zeitraum. Deren 5 hatte es im gesamten Monat gegeben, exakt in der Norm für 1991 – 2020; für die Klimaperiode 1961 – 1990 war es einer zu viel.
Wenn auch die Wasserbilanz für den Mai im Landkreis mit knapp 40 Litern/m² etwas günstiger aussah als im Vormonat (31 Liter/m²); das Wasser war sehr ungleichmäßig verteilt und angesichts der Summe der potentiellen Verdunstung von 64 Litern/m² im Mai längst nicht genug, um die seit März auflaufenden Defizite von ca. 30 Litern/m² auszugleichen. Im Klartext, statt der 205 mm bis Ende Mai zu erwartenden Summen sind bis dato 175 mm gefallen; die Summe der Verdunstung beträgt seit März 73 mm. Dazu kommt eine vom Monatsbeginn bis zum 15. andauernde sehr trockene Periode, in diesem Zeitraum sind bei einigen Beobachtern weniger als 1 mm Niederschlag gefallen bis maximal 4 mm. Erst ab dem 16. kamen ergiebige Niederschläge, im Mittel des Kreises wurden in der 2. Dekade 25 Liter/m² gemessen. Ab dem 24. wiederum fast jeden Tag Wasser von oben, aber (nur) 13 mm im Flächenmittel. Gleichwohl, zum Monatsende sind im Schnitt knapp 40 Liter/m² in den Regenmessern gelandet, das entspricht 78 Prozent der langjährigen Summe von 1961–1990. Mit großen lokalen Unterschieden: Während in einem engen Areal um Wittenberg rechts und links der Elbe Niederschlagsmengen an die 100 Prozent und mehr (Abtsdorf 127 Prozent) gemessen wurden, kamen Flämingrand und Dübener Heide deutlich schlechter durch den Monat. Die Spanne reicht von 48 Prozent für Stackelitz bis nur 39 Prozent für Annaburg. Die höchsten Regensummen sind am 16. bzw. 20. festgestellt worden, absoluter Spitzenreiter war Abtsdorf mit 66 mm; nur 22 mm sind für Annaburg abgefallen, zu den „Verlierern“ gehörten gegen alle Regeln auch Ateritz, Bad Schmiedeberg und Pretzsch (40 bis 48 Prozent). Mit knapp 260 Stunden Sonnenschein (124 Prozent) dürften alle Sonnenanbeter in der Region auf ihre Kosten gekommen sein.
Achim Kuhn, Wetterstation Mühlanger
Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für Juni 2022
Zwischen Flämingrand und Dübener Heide
Rückblick 1. Halbjahr 2022 und Juni
Das Jahr ist zur Hälfte herum, Zeit und Gelegenheit, eine Zwischenbilanz zu ziehen… Bei den Temperaturen ist, wie zu erwarten gewesen, ein bis dato relativ geringer Überschuss von 0,9 Grad für Wittenberg, von (nur) 0,6 Grad für die Elbaue (Mühlanger) festzustellen. Die bisher größten positiven Abweichungen sind im Januar, Februar, Mai und Juni aufgetreten.
Dabei lagen die Temperaturmittel in den „Wintermonaten“ 4 und 5 Grad, im Mai und Juni 2,5 bzw. 3,4 Grad über dem langjährigen Mittel (1961 – 1990). Bei der Sonnenscheindauer sind bis Ende Juni 1058 Stunden gezählt worden, das entspricht 68 Prozent der Jahressumme (1961 – 1990. Etwas unerfreulicher ist die Niederschlagsbilanz für die Landkreis. Vom 1. Januar bis zum 30. Juni sind an 24 Beobachtungspunkten des privaten Messnetzes 212 Liter/m² gefallen. Das entspricht einer Größen-ordnung von 38 Prozent der Jahressumme von 553 Litern/m² bzw. 77 Prozent der Halbjahressumme von 277 Litern/m². Das exakte Defizit zum Halbjahresende beträgt 65 Liter/m². Der trockenste Monat war der März 2022 mit weniger als 4 Litern/m² (9 Prozent). Einen deutlichen Überschuss brachte der Februar mit knapp 59 Litern/m² (178 Prozent), auch der Januar lag mit 42 Litern/m² etwas über dem langjährigen Durchschnitt.
Der Juni 2022 war im Landkreis 3 bis 3,5 Grad wärmer als im Bezugszeitraum 1961 – 1990, er wird deutschlandweit als der sechstwärmste seit 1881 gewertet. 7 bis 8 Heiße Tage brachte er im Landkreis (Maximum der Temperatur mind. 30°C) und 20 bis 22 Sommertage (Maximum mind. 25°C). Der wärmste Tag mit 37 bis 38 Grad heizte den Wittenbergern am 19. Juni ein, mit 5 bis 7 Grad waren am 2. und 3. Juni die kühlsten Nächte zu ertragen. Bodenfröste sind keine beobachtet worden. Dafür Sonne satt, mit 300 Stunden (150 Prozent) war der Juni 2022 etwas “dunkler“ als der Rekord- Juni 1970 (326 Stunden).
Mit etwas dürftigen 38 Litern/m² blieb die Niederschlagsmenge hinter den Erwartungen zurück, 63 Prozent im Durchschnitt des Landkreises sind zu wenig, um die hohe potentielle Verdunstung des letzten Monats von 156 Litern/m² auch nur annähernd auszugleichen. Die höchsten Tagessummen sind im Landkreis meist um den 19. und 20. Juni notiert worden, die Spanne reicht von 10 Litern/m² in Stackelitz bis 25 Liter/m² in Jessen.
Die Nutzbare Feldkapazität (Wasserverfügbarkeit für die Pflanzen) wird für den Standort Wittenberg Ende des Monats in einer Tiefe bis 30 cm mit 10 bis 20 Prozent angegeben, erst ab 55 cm Bodentiefe sind 50 Prozent zu finden. Der Vollständigkeit halber seien die 5 Gewitter erwähnt, welche den Landkreis zu Monatsbeginn, um den 20. und am 25. bzw. 27. Juni überzogen.
Achim Kuhn, Wetterstation Mühlanger
Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für Juli 2022
Zwischen Flämingrand und Dübener Heide
Heftige Waldbrände in Sachsen und Brandenburg, ein deutschlandweites Niederschlagsmittel von 35 Litern auf den Quadratmeter, welches unter der Hälfte der für den Juli normalen Mengen liegt (1996 – 1990), drei Stationen des Deutschen Wetterdienstes melden aus dem Westen der Republik 40 Grad Celsius am 20. des Monats, Italien und Frankreich trocknen aus. Die Monatsmitteltemperatur lag mit 19,2 °C 2,3 Grad über der Norm. Ein Juli, der es in sich hatte…?
Die Temperaturen im Landkreis betrugen im Juli flächendeckend 19,7 bis 19,9 °C, die positive Abweichung betrug „nur“ 1,9 Grad. Dafür gab es mit 6 Heißen Tagen (nur) zwei mehr als zu erwarten, die Zahl der Sommertage lag mit deren 17 Stück exakt 5 Tage über der Norm.
Der heißeste Tag des Monats war der 20. mit Maxima zwischen 37,4 °C und 37,7 °C und damit noch um Etliches von den diesjährigen oben genannten Rekorden entfernt. 37,7 am 11. Juli 1959, 37,8 °C am 4. Juli 2015, das waren die absoluten Maxima seit 1937 in Wittenberg. Einigermaßen kühl für einen Juli war die Nacht am 17., bis unter 8 Grad ging die Lufttemperatur in der Standardmesshöhe von 2 Metern, 5 Zentimeter über dem Erdboden wurden etwas mehr als 4 Grad festgestellt.
Die Niederschlagsbilanz ist für den Landkreis (relativ) besser als für den Rest der Republik ausgefallen. Mit 36,6 Litern auf den Quadratmeter sind bei 22 Beobachtern de facto 81 Prozent der langjährigen Regensummen registriert worden, an 9 bis 11 Tagen mit messbarem Niederschlag. Dabei gab es am 7. bzw. 21. Juli Regenmengen zwischen 10 und 23 Litern; die größten Tagessummen gingen an Holzdorf, Seyda und Coswig und Gräfenhainichen. Vom 7. bis zum 21. gab es eine längere Durststrecke, die Summe der 2. Dekade betrug bis auf 2 Ausnahmen weniger als 1 l/m².
Mit knapp 260 Stunden lag die Sonnenscheindauer nur 19 Prozent über dem langjährigen Mittel, ganze 3 Gewittertage waren denn 2 zu wenig.
Einen erschreckenden Anblick bieten die Bodenfeuchtediagramme. Im Landkreis zwischen Wittenberg und Holzdorf lag die Bodenfeuchte (nutzbare Feldkapazität unter Gras auf den leichten Böden) bis 40 cm Tiefe bei 10 bis maximal 30 Prozent. Eine Änderung der Situation ist bis dato nicht in Aussicht.
Eine Anmerkung zu den Monatsmitteltemperaturen: Der Überschuss von 1,9 Grad, so unangenehm er war, wurde in den Jahren 1976, 1983, 1991, 2007, 2012 bis 2019 locker überboten, die positiven Abweichungen betrugen 3,0 bis 3,4 Grad. Der wärmste Juli in Wittenberg seit 1937 war der des Jahres 2006. Ein Plus von 5,7 Grad zum langjährigen Mittel von 18,0 °C. Mit 30 Sommer – und 19 Heißen Tagen. Schwitzen im Akkord…
Achim Kuhn, Wetterstation Mühlanger
Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für August 2022
Zwischen Flämingrand und Dübener Heide
Scheint so, als müssten sich die Wittenberger langsam an südwestdeutsche Verhältnisse gewöhnen. Bei einer Monatsmitteltemperatur von 21,2°C lag der August 2022 in Wittenberg stolze 3,6 Grad über dem 30-jährigen Mittel der Jahre 1961–1990, für den Zeitraum 1991–2020 beläuft sich der Überschuss auf 1,9 Grad. Die Beobachtungsergebnisse in Mühlanger, Pretzsch und Annaburg bringen etwas geringere positive Abweichungen, ob eine Differenz von 0,4 Grad dem Wohlbefinden mehr entgegenkommt, bleibt abzuwarten.
Gleichwohl, es war nicht der absolute Knaller. Die Temperaturverhältnisse im August 1944 waren mit denen des August 2022 vergleichbar; richtig warm war es erst 71 Jahre später. 2015 kam der August bei 21,8°C auf ein Plus von 4,2 Grad, 2018 waren es 4,0 Grad, 2020 „nur“ 3,9 Grad wärmer als im 30-jährigen Durchschnitt. Die Häufung sehr warmer Augustmonate in den letzten Jahren ist auffällig.
Auch bei den monatlichen Höchstwerten ist der August 2022 nicht Spitzenreiter geworden, das gilt nur für den Landkreis. 1943 wurden 37,7°C registriert, 2022 waren es am 4.8. (nur) 36,7°C. Relativ bescheiden war die Zahl der heißen Tage im letzten Sommermonat 2022, nur deren 8 gab es, in den Jahren 2015–2020 kamen die besonders warmen Auguste auf 11 bis 12 heiße Tage, während die Zahl der Sommertage (2022 23 Stück) in den Vorjahren in vergleichbarer Größenordnung verblieb (18 bis 25 Sommertage). Der kühlste Tag im diesjährigen August wurde zwischen dem 4. bis 9. bzw. am 29. beobachtet mit Temperaturen zwischen 10 und 7 Grad.
Leidiges Thema in diesem Jahr ist bis dato der relativ sparsam gefallene Niederschlag. Niedrige Flusspegel in fast ganz Europa, Waldbrände nicht nur am Brocken, bis 40 cm tief sehr trockene Böden. Während in Sachsen-Anhalt mit 29,9 mm nur knapp 51 Prozent der für einen anständigen August zu erwartenden Wassermengen vom Himmel gefallen sind, kam der Landkreis mit knapp 65 Litern/m² auf 102 Prozent vom langjährigen Mittel. Wobei anzumerken ist, dass die Verteilung wie so oft im Sommer sehr stark differierte. Während Annaburg, Vockerode und Oranienbaum mit weniger als 30 Litern bedacht wurden, haben größere Areale in der Elbaue, der Heide und am Flämingrand ordentlich Wasser aus den Regenmessern holen können. Die größte Monatssumme wurde Abtsdorf zuteil mit 148 Litern/m², gefolgt von Mühlanger mit 119 Litern/m². Seyda und Zahna-Nord kamen auf etwas über 80 Liter, die übrigen Standorte erhielten zwischen 32 Litern in Coswig und 87 Litern in Gräfenhainichen. Das Ganze an nur 8 bis 9 Tagen mit messbarem Niederschlag. Die höchsten Tagessummen wurden am 15. bis 19. bzw. am 27. August gemessen; 67 Liter/m² waren es in Abtsdorf. Wesentliche Verbesserungen der Bodenfeuchte wurden im Landkreis damit nicht erreicht. Letztes Wort zum Niederschlag: Mit 316 Litern/m² sind im Flächenmittel des Landkreises bis Ende August 56 Prozent der normalen Niederschlagsmenge gefallen.
Die Bilanz bei der Sonnenscheindauer ist da deutlich positiver (?): Bis zum Stichtag 31.8.2022 gab es etwas mehr als 1573 Stunden Sonne in Sachsen-Anhalt, das entspricht 104 Prozent vom Mittel. Für Wittenberg sind es (nur) 99 Prozent. Trotzdem, ein umgekehrtes Verhältnis wäre besser gewesen…
Achim Kuhn, Wetterstation Mühlanger
Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für September 2022
Zwischen Flämingrand und Dübener Heide
Feucht und etwas kühl
Das Auffälligste des September 2022: Es dominierte Tiefdruckeinfluss, überwiegend unbeständig und nass sei es gewesen in Old Germany, meldete die Berliner Wetterkarte. Im Flächenmittel sind 160 Prozent des vieljährigen Mittels vom Himmel gefallen, in Hessen und Rheinland-Pfalz mehr als das Doppelte. Erfreulich für die betroffenen Regionen, die Karte der Bodenfeuchte (für die nutzbare Feldkapazität) weist für den größten Teil der Republik erfreuliche positive Veränderungen aus. Längst nicht so erfreulich ist immer noch die Situation für Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Während in letztgenannten Gefilden die Bodenfeuchte im Mittel bei 40 bis maximal 50 Prozent bis 60 cm Tiefe stagniert, finden sich Anfang Oktober erfreuliche 70 bis 90 Prozent im größten Teil der anderen Bundesländer. Fakt ist weiterhin, dass nach drei Vierteln des Jahres (in Wittenberg) erst 65 Prozent der im langjährigen Mittel zu erwartenden Niederschläge gefallen sind; zur Normerfüllung fehlen stolze 195 Liter. Es grenzte an ein Wunder, wenn diese Mengen bis zum Jahresende fallen würden.
Gleichwohl sind im Landkreis mit 51 Litern auf den Quadratmeter bei 24 Beobachtern an 12 bis 17 Tagen mit messbarem Niederschlag 118 Prozent zum Mittel der Jahre 1961–1990 zu verzeichnen. Die größten Tagesmengen sind bis auf drei Ausnahmen (Stackelitz, Pretzsch und Bad Schmiedeberg) am 8. bzw. 9. September gemessen worden. Die höchste Summe kam in Stackelitz mit 27 Litern vom Himmel, im Mittel sind an diesem Tage 15 Liter gefallen. Die geringsten Monatssummen fielen für Coswig mit 34 Litern und Vockerode mit knapp 40 Litern ab. An mindestens vier Tagen wurden in Ateritz Gewitter beobachtet, am 9. mit Hagelkörnern von einem Zentimeter Durchmesser.
Weiterhin ist anzumerken, dass der September 2022 der erste Monat des laufenden Jahres war, der (bisher) eine wenn auch nur leichte negative Temperaturbilanz aufweist. Gewiss sind die minus 0,2K der Monatsmitteltemperatur (Norm im September 14,0°C) keine relevante Größe, die auf ein Anhalten der globalen Erwärmung schließen lässt; wenn man bedenkt, dass bisher alle Monatsmittel der Temperatur so erheblich waren, dass die Abweichung vom Jahresmittel zum Ende des genannten Monats einen Überschuss von 3,8 Kelvin aufweisen. Bei einem normalen Verlauf der Temperaturen sollte die Jahresmitteltemperatur bis dato ca. 10°C betragen und keine 12,5°C.
Die höchsten Temperaturen des Monats fanden sich einheitlich bei allen Temperaturaufschreibern am 7. September, an diesem Tage sind 27,1 bis 27,9°C Celsius von West nach Ost notiert worden; des Weiteren brachte der Monat einen weiteren Sommertag. Deren drei wären normal gewesen. Die kühlste Nacht des Monats exakt am 30. Auf 1 bis 3°C sank die Lufttemperatur in 2 Metern Höhe, in Pretzsch noch darunter, dort wurde ein Frosttag registriert. Fünf Zentimeter über dem Erdboden blieb in Jessen-Ost das Thermometer bei 0,2°C. Trotz überwiegend unbeständigem Wetter zeigte sich die Sonne etwas überdurchschnittlich. 167 Stunden gab es in Jessen, knappe 161 Stunden in Wittenberg. Das waren an die 110 Prozent, nicht schlecht für einen zu nassen Monat.
Achim Kuhn, Wetterstation Mühlanger
Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für Oktober 2022
Zwischen Flämingrand und Dübener Heide
Im ersten Monatsdrittel überwogen Westwetterlagen, bevor im Verlauf des Monats zeitweilig sonniges und sehr mildes Wetter dominierte. Unsere bäuerlichen Altvorderen wussten sehr genau um die Folgen eines warmen Oktobers für die Witterung im folgenden Winter. Wenn man das Witzblatt „Hundertjähriger Kalender“ ignoriert und das Büchlein „Bauernregeln – Ihre Deutung aus meteorologischer Sicht“ befragt, ergibt sich folgende Prognose für den kommenden Winter: „Warmer Oktober bringt fürwahr stets einen kalten Januar“. Heißt im Klartext: Ist der Oktober um mindestens 1,5 Grad zu warm und beim Niederschlag normal oder zu trocken, ist mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 Prozent ein strenger Januar und mit 65 Prozent ein kalter Februar zu erwarten. Die Voraussetzungen sind erfüllt, die Niederschlagsmengen deutschlandweit beliefen sich im Oktober 2022 auf 50 mm oder minus 20 Prozent…
Während die erste Dekade im Landkreis leicht unterkühlt daher kam (-0,2 Grad), brachten die „restlichen“ 21 Tage deutliche Temperaturüberschüsse von 2 bzw. 5,5 Grad. Am 17. Oktober wurde in Annaburg und Pretzsch ein Sommertag (Tx >= 25 °C) registriert, während die anderen Temperaturaufschreiber diesen um wenige Zehntel Grad verpassten. Normalerweise tritt dieses Ereignis alle 5 Jahre auf (Zeitraum 1991 – 2020). Gleichwohl ist deutschlandweit der Oktober 2022 der wärmste seit 1881 gewesen, der Rekord aus dem Jahre 2001 wurde geringfügig überboten, konkrete Angaben sind bisher nicht zu finden. Für den Landkreis Wittenberg ergibt sich im Oktober:
Mit einer Monatsmitteltemperatur von 12,7 bis 13,0 Grad von West nach Ost (Wittenberg – Annaburg) verabschiedete sich der Oktober. Das entspricht einem Überschuss von 3,3 bis 3,6 Grad für den Zeitraum 1961 – 1990. Eine kleine Ausnahme machte die Elbaue; Mühlanger kam nur auf ein Plus von 2,5 Grad. Ziemlich frisch war es 5 Tage früher, am 12. gab es Bodenfrost bis minus 1 Grad, in 2 Metern Höhe wurden bis minus 1 Grad gemessen.
Deutschlandweit lag die Sonnenscheindauer deutlich über dem Durchschnitt. Für den Landkreis Wittenberg ergaben sich 158 Stunden; der September kam auf 160 Stunden, normal wären im Oktober 111 Stunden gewesen (1961- 1990).
Nicht ganz so erfreulich, wen wundert´s bei so viel Sonne, die Bilanz vom Niederschlag. Gewiss, es wurden im Flächenmittel des Landkreises von 23 Beobachtern des privaten Messnetzes gut 35 Liter/Quadratmeter notiert. Das entspricht 93 Prozent der langjährigen Summe. Nachdem zum Monatsanfang um die 7 Liter/m² gefallen waren, gab es bis zum 18. eine ziemlich lange Durststrecke, die von zwei Niederschlagsereignissen geringer Ergiebigkeit unterbrochen war. Am 18.10 fiel die höchste Tagesmenge mit Durchzug der Kaltfront von Tief FREYA; im Mittel sind 13mm registriert worden, 17 mm erhielt Ateritz. An 11 Tagen ist im Oktober messbarer Niederschlag gefallen. In summa liegt der Landkreis bei 402 Liter/m² oder 73 Prozent der langjährigen mittleren Jahresmenge.
Achim Kuhn, Wetterstation Mühlanger
Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für November 2022
Zwischen Flämingrand und Dübener Heide
Der November 2022 entsprach mit Blick auf den Sonnenschein so gar nicht dem Klischee des trüben und verregneten letzten Herbstmonats. Mit etwas über 95 Stunden kommt der des Jahres 2022 auf >180 Prozent der langjährigen Sonnenstundensummen für den Landkreis. Mehr als 88 Stunden sind es in Sachsen-Anhalt gewesen, Wittenberg liegt damit voll im Trend. Der zeigt, dass sich in den Jahren seit 1951 eine Zunahme der monatlichen Sonnenanteile von einstmals 45 Stunden (1951 bis 1960) auf 64 Stunden (2011 bis 2020) vollzogen hat, im 10-jährigen Durchschnitt wohlgemerkt. Das schließt auch gelegentliche Defizite ein, welche im vorjährigen November bei 25 Prozent lagen; von 2014 bis dato sind in den 8 Jahren 3 ähnlich gelagerte Fälle von „Unterversorgung mit Sonne“ aufgetreten.
Der Monat begann sehr mild, mit 17 bis 18 Grad am ersten November, bis zum 15. hielt die Episode zweistelliger Maxima an. Damit war das erste Monatsdrittel über 3 Grad wärmer als normal; am 12. November der erste leichte Luftfrost im Revier, ab dem 18. setzte eine kalte Phase ein, deren Tiefpunkt sehr einheitlich im Landkreis mit minus 7 bis minus 8 Grad am 19. November erreicht wurde. In summa wurden im genannten Zeitraum 7 bis 10 Frosttage gezählt, in Erdbodennähe wurden bis minus 8 Grad gemessen; 12 Tage mit Bodenfrost hatte der Monat zu bieten, die allerdings waren normal, wenn der Zeitraum 1991 – 2020 betrachtet wird. Den ersten Schnee hatte der November zu bieten, vom 18. bis 20. wurden leichte Schneefälle bzw. Regen mit Schnee vermischt beobachtet. Der Beobachter in Ateritz konnte vom 18. bis zum 23. eine geschlossene Schneedecke von anfangs einem Zentimeter, an den Folgetagen von zwei Zentimeter Höhe notieren. Die kalte Phase hielt bis zum 24. des Monats, alle Nächte mit Frost, danach wieder rauf mit den Temperaturen und die Nächte blieben frostfrei bis auf den 27. November. Im beschriebenen Zeitraum (18.-24.) lagen die Lufttemperaturen im Mittel etwas mehr als 4 Grad unter den Normalwerten; die 2. Dekade war ein Grad kälter, die 3. Dekade lag 0,3 Grad über Norm, de facto normal. Der November 2022 war bei einer mittleren Lufttemperatur um die 6 Grad zwischen 1,3 Grad in Jessen, 1,5 Grad in Wittenberg, 1,7 bis 1,8 Grad in Pretzsch und Annaburg deutlich zu warm. Dennoch im Ranking des DWD nimmt er nur den Platz 23 ein. Die Niederschlagsbilanz wenig erfreulich, mit 24 Litern auf den Quadratmeter sind bei 21 Meldungen aus dem privaten Messnetz knappe 2 Drittel der langjährigen Mengen von 43 Litern für den November gefallen. Das meiste Wasser kam am 16. und 17. vom Himmel, zwischen 6 Litern sind in der Elbaue (Coswig, Eutzsch, Mühlanger) und 10 bis 11 Litern in Abtsdorf und Stackelitz gemessen worden. In der Jahresbilanz fehlen bis zum Monatsende 130 Liter, die dürften kaum noch fallen, um die erheblichen Defizite in tieferen Bodenschichten zu kompensieren.
Achim Kuhn, Wetterstation Mühlanger
Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für Dezember 2022
Zwischen Flämingrand und Dübener Heide
Etwas mehr Abwechslung als die vorhergegangenen Monate brachte der Dezember. Vom wärmsten Jahresendtag aller (bisherigen) Zeiten seit 1881 bis zu 10 cm Schnee (zeitweise) in der Dübener Heide war fast alles dabei, was das Herz eines Hobbyfroschs höher schlagen lässt…
Sechs Frosttage hatte die erste Dekade aufzuweisen, eine negative Abweichung der Mittel-temperatur von 0,8 K für diesen Zeitraum, dazu 8 Tage mit messbarem Niederschlag, drei (die einzigen) Tage (in Wittenberg) mit Schneedecke in diesem Monat. Von vier auf acht Zentimeter wuchs die Schneedecke in Wittenberg vom 2. bis zum 4. Dezember, in Ateritz lagen schon am 2. 10 cm Schnee, in Jüdenberg reichte es nur für 2 cm.
Die waren nach Angaben des dortigen Beobachters am 5. verschwunden, ab dem 12. Dezember lagen bis zum 18. immer noch 1 cm einer durchbrochenen Schneedecke. Die zweite Dekade zeigte sich deutlich kälter, eine Abweichung von – 4,1 K zum Mittel der Jahre 61 – 90. Die kühlste Nacht am 11. Dezember, es wurden um – 11 Grad von West nach Ost gemessen, Pretzsch brachte es auf -13,1 °C, in Erdbodennähe bis – 13 Grad. Zum 19.12. einsetzendes Weihnachtstauwetter und Niederschläge, die fast bis zum Monatsende anhielten und durchaus ergiebig waren.
In der dritten Dekade sehr mild für diese Jahreszeit, die Tagesmitteltemperaturen liegen drei bis acht Grad über der Norm, der Silvestertag gleich 16,3 K… Gut, Maxima um 15 Grad in einem Dezember sind so selten nicht (Wittenberg 1953, 1961, 1977, 2006, 2015). Die 17,8 °C für Wittenberg, 17,7 °C sind für den Landkreis bisherige Spitzenreiter, die anderen Temperaturaufschreibern müssen sich mit 3 bis 5 Zehntelgraden weniger begnügen… Die letzte Dekade geht mit einem Überschuss von 7,2 K aus dem Rennen.
Bei den Niederschlägen endlich wieder eine etwas erfreuliche Bilanz. An 19 bis 20 Tagen mit messbarem Niederschlag sind im Flächenmittel des Landkreises knapp 64 l/m² gefallen, entspricht 129 Prozent der Summe für den Zeitraum 1961 – 1990. Zum Monatsende ist die Bodenfeuchte im Horizont bis 40 cm für Wittenberg auf 90 bis 100 Prozent der nutzbaren Feldkapazität (nFK) angestiegen, Anfang Dezember lag sie bei 50 Prozent. Für den Osten des Landkreises (Holzdorf) sind die Verhältnisse derzeit nicht so günstig; dort sind 90 bis 100 Prozent der nFK erst bei 25 cm Tiefe anzutreffen. Gleichwohl, die Spanne der Monatssummen reicht von mindestens 44 l/m² in Holzdorf bis 74 l/mm² und mehr in Straach, Zallmsdorf, Wittenberg, Eutzsch und Coswig. Die größten Tages-summen sind beim Gros der Beobachter am 23. Dezember notiert worden, im Mittel von 24 Beobachtern sin an diesem Tage 9,3 l/m² gefallen.
Das Fazit: Mit einer Monatsmitteltemperatur um 1,6 °C ist der Dezember 2022 um 0,8 K wärmer als im Mittel der Jahre 1961 – 1990 ausgefallen. Es gab 21 Tage mit Bodenfrost, 16 Frosttage, 10 Eistage. Die Kältesumme betrug 44,8 K, normal wären 68,6 K gewesen. 19 bis 20 Tage mit messbarem Niederschlag, davon 4 Tage mit festen Bestandteilen. Max. Schneehöhe zwischen 8 und 10 cm im Landkreis. Die Sonnenscheindauer betrug weniger als 30 Stunden (WB) bzw. 23 Stunden (MH), das waren 78 bis 60 Prozent der zu erwartenden Summe.
Achim Kuhn, Wetterstation Mühlanger