Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für Januar 2011
Zwischen Flämingrand und Dübener Heide
Ein Jahrtausendwinter sieht anders aus… Was der Januar abgeliefert hat, liegt eher im Mittelfeld der nach oben offenen Abweichungen, von denen es in den letzten 20 Jahren mit 14 Fällen mehr als genug gegeben hat… Das Schärfste überhaupt war der Januar 1983, als mit einer Monatsmittel-Temperatur von 5,1 °C das langjährige Mittel um 5,9 K überboten war. Das damalige Temperatur-Maximum von 14 Grad ist im Zeitraum 1991 – 2010 bereits 5 Mal überboten worden, von 1961 bis 1990 nur ein Mal aufgetreten, die höchsten Tagestemperaturen im Zeitraum 1937 bis 1960 sind bei 12 Grad zu finden. Allerdings: Maxima von 12 Grad und mehr sind in der seit 1893 bestehenden Reihe der Säkularstation in Potsdam auch nur 13 Mal zu finden.
Der Monat beginnt voller Hoffnung auf eine Fortsetzung des so früh eingebrochenen Winters, wenn auch die ersten beiden Tage des neuen Jahres zu mild sind. Abkühlung am 3. Januar, am 5. die tiefsten Temperaturen des Monats, derweil die Minima zwischen minus 10 (Jessen, Annaburg und Wittenberg) und fast minus 13 Grad (in Pretzsch und Mühlanger) zu finden sind. Schon zwei Tage später ist es vorbei mit winterlicher Kühle; bis auf drei Nächte ist es bis zum Ende der zweiten Dekade frostfrei. Am 14. Januar sind die höchsten Temperaturen des Monats vermeldet worden, auf 11 bis 12 Grad steigt im Landkreis von Wittenberg bis Annaburg die Temperatur. Der Schnee, am Jahresbeginn noch um 20 cm hoch, ist am 7. Januar hinüber. Zwar gibt es zum Monatsende noch drei Tage mit festen Bestandteilen im Niederschlag, winterlicher wird es dadurch auch nicht. Ist die erste Dekade nur zwei Grad wärmer als im langjährigen Mittel, bringt die zweite stolze 7,2 Grad über der Norm.
Der Beginn vom letzten Monatsdrittel bringt fallende Temperaturen, die bis zum 26. im Bereich der Norm liegen, danach sind die Tagesmittel der Temperatur zwei bis sechs Grad unter normal zu finden.
Die Maxima bleiben bei Null bis minus vier Grad stehen, in den Nächten gehen die Temperaturen schon mal bis minus acht Grad am 30. Januar. Die dritte Dekade ist 1,5 Grad zu kalt, aber das rettet die Statistik auch nicht mehr, der Monat ist, siehe oben, zu mild geblieben.
Bei den Niederschlägen ist nicht allzuviel Überraschendes zu vermelden. 15 Tage mit meßbarem Niederschlag, ja, gewiß, in Anbetracht der hohen Grundwasserstände hätte darauf getrost verzichtet werden können, also 15 Tage bringen im Mittel aller 24 Beobachter 133 Prozent der langjährigen mittleren Monatsumme, die zwischen 32 und 48 Litern auf den Quadratmeter zu finden ist. Davon sind neun Tage mit Schnee gemeldet worden, die größten Tagesmengen sind am 6. bzw. 18. Januar aufgeschrieben worden. Stackelitz, Zahna Nord, Abtsdorf, Wittenberg, Hundeluft, Wartenburg, Seyda, Jessen Ost, Ateritz, Söllichau und Gräfenhainichen sind die Orte, da es zehn und mehr Liter herunter-gebracht hat, der Rest der Beobachter darf sich mit etwas weniger Wasser oder Schnee begnügen.
Das Fazit: Mit einer Monatsmitteltemperatur von 1,3 Grad nach Celsius war der Januar des Jahres 2011 um 2,1 Grad wärmer als im Mittel der Jahre 1961 – 1990. 15 Frost – und fünf Eistage sind gezählt worden, zu wenig, wie die Kältesumme von 31,1 Grad. Dieselbe hätte für einen „normalen“ Januar wenigsten 68,6 Grad betragen sollen. Die Sonnenscheindauer ist mit 64 Stunden um mehr als 30 Prozent über der Norm zu finden. Die Niederschlagssummen im Landkreis sind ebenso mit rund 33 Prozent zu hoch ausgefallen. Ganze sechs Tage mit einer geschlossenen Schneedecke, zu wenig für einen Jahrtausendwinter. Sonst noch was ? Tauwetter bringt meist hohes Wasser in den Flüssen. Für den Pegel in Wittenberg waren am Morgen des 19. Januar 5,93 Meter gemessen worden, kein Grund zur Aufregung. Das große Tauwetter im Einzugsbereich der Elbe steht aus.
Achim Kuhn, Wetterstation Mühlanger
Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für Februar 2011
Zwischen Flämingrand und Dübener Heide
„Der Februar soll kommen wie ein Wolf und gehen wie ein Lamm“… Und wenn es genau andersherum abläuft ? Dann war es der Februar des Jahres 2011. Aber getrost, so ist es nicht nur in diesem Jahre abgegangen. Der Monat kommt, zwar erst ab dem dritten Tage, ziemlich mild daher und diese Milde dauert mit kurzen Unterbrechungen bis zur Monatsmitte an. Die folgenden neun Tage sind so kalt, dass der bis dahin aufgebaute Temperaturüberschuss von 3,3 Grad nicht nur bequem abgebaut werden konnte, sondern ein leichtes Defizit am Monatsende zu Buche stand.
Wobei: Eine Mittlere Abweichung der monatlichen Mitteltemperatur von 2,2 Grad im Zeitraum 1961 bis 1990 ist normal, da fallen die lumpigen 0,3 Grad für den Februar 2011 nicht so richtig ins Gewicht…
Ein kleiner Blick über den Wittenbergischen Tellerrand zeigt sehr schnell, dass die Verhältnisse im Februar so eindeutig nicht waren. Den Monat kennzeichneten deutschlandweit zwei unterschiedliche Witterungsphasen. In der ersten Dekade überwog eine milde Westlage mit Niederschlägen und wenig Sonnenschein. Danach stellte sich die Wetterlage um. Nord- und osteuropäische Hochdruckgebiete lenkten zeitweise sehr kalte Festlandsluft nach Deutschland, der anfängliche Wärmeüberschuss wurde in ein leichtes Defizit umgewandelt. Im Westen und Südwesten Deutschlands war der Monat wegen einer für längere Zeit stationären Luftmassengrenze zu mild, Kaltluft fand sich im Nordosten, mildere Luft im Südwesten. Die größte Abweichung der Monats-Mitteltemperatur war in Aachen zu finden. Mit 4,8°C war dortselbst der Monat 2 Grad milder als im langjährigen Mittel.
Damit wurde an der Westgrenze Deutschlands eine um mehr als 5 Grad höhere Mitteltemperatur als im Berliner Raum verzeichnet. Die tiefste Temperatur deutschlandweit am 23. Februar in Deutschneudorf im Erzgebirge mit -20,0°C, am 7. Februar betrug das höchste Maximum in Hechingen 16,7°C.
In weiten Teilen Deutschlands war der Februar deutlich zu trocken. In Magdeburg wurden nur 7,1 mm Niederschlag gemessen, das sind 23%. Zwei Tiefs brachten zu Monatsbeginn im Hamburger Raum Starkregen. Hier fielen in 24 Stunden 40 Liter, das entspricht der Monatssumme. In Hamburg-Fuhlsbüttel fielen mit 71,2 Litern 172% vom Normalwert.
Ab dem 12. Februar fiel kein messbarer Niederschlag mehr. Bis dahin waren deutschlandweit 24,4 mm gefallen, das sind 67% vom Durchschnitt. Schnee hatte der Monat kaum zu bieten. An keinem Tag wurde eine Schneedecke von 1 cm oder mehr gemessen. Das war der republikweite Rückblick.
Noch dürftiger waren die Niederschläge im Landkreis. Elf Tage mit messbarem Niederschlag, davon deren fünf mit festen Bestandteilen, dabei kamen im Flächenmittel aller 24 Beobachter nur 43 Prozent der zu erwartenden Mengen für einen Februar herunter. Dieser Monat ist der niederschlagärmste im Jahreslauf, mehr als 25 bis 35 Liter auf den Quadratmeter sind nicht zu erwarten, im Fläming sind es um die 40 Liter. Dass deutlich weniger gekommen ist, dürfte nicht nur den Landmann gefreut haben, die Probleme mit dem Grundwasser sind zwar nicht behoben, eine gewisse Erleichterung dürfte sich eingestellt haben.
Bei einer Monatsmitteltemperatur um minus 0,3 Grad war Monat in Wittenberg 0,5 Grad kälter als im langjährigen Mittel. Es gab 24 Frosttage und 25 Tage mit Bodenfrost. Bei einem absoluten Maximum um die 11 Grad bei allen Temperaturaufschreibern hat es am 6. Februar nicht für frühlingshafte Verhältnisse gereicht, auch wenn die Vegetation zwischen dem 4. und 8. Februar ein wenig in die Gänge gekommen war, die Tagesmitteltemperaturen lagen in diesem Zeitraum zwischen fünf und acht Grad. Schnee gab’s auch noch, was einem Wintermonat wohl zusteht. Viel war’s nicht, vom 13. bis 15. gab es in der Elbaue eine dünne Auflage von einem Zentimeter, am 16. noch Schneereste, das war’s.
Sonne reichlich, fast 140 Prozent, das waren 22 und eine halbe Stunde mehr als nötig für Wittenberg. Dass die Temperaturverhältnisse keinesfalls verdreht waren, nur weil die tiefsten Temperaturen für den Monat erst am 23. auftraten: Zwischen minus 13 Grad in Wittenberg und minus 15 Grad in Pretzsch hat’s gehabt, kein Grund zur Aufregung: Im Zeitraum 1961 – 1990 sind die absoluten Minima des Februar in der 1. Dekade 12 Mal, in der 2. Dekade 8 Mal, in der letzten acht bzw. neun Tagen des Monats 10 Mal aufgetreten. Also alles ziemlich unspektakulär…
Achim Kuhn, Wetterstation Mühlanger
Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für März 2011
Zwischen Flämingrand und Dübener Heide
In ganz Deutschland zeichnete sich der März durch ungewöhnlichen Sonnenscheinreichtum aus, bundesweit ist es die 2. Stelle seit dem März 1953. Im Südwesten der Republik gab es teilweise Rekorde, im Rhein-Main-Gebiet wurden ca. 220 Stunden registriert wurden. Das ist in etwa die Sonnenscheindauer für einen anständigen Mai. Im Bundesdurchschnitt gab es im März einen Überschuss von 71%, dabei sind auch Ausreißer nach unten zu verzeichnen, der Raum Kiel hat nur 131 Stunden erhalten.
Die Temperaturunterschiede an den sonnenscheinreichen Tagen und klaren Nächten mit leichtem bis mäßigem Frost waren zwar groß, dennoch sank die Temperatur nur in Sachsen am 7. örtlich unter minus 10°C, andererseits stieg sie am 25. im Rheinland über 20°C. Im Südwesten Deutschlands gab es einen Wärmeüberschuss von rund 2 Grad. Die Mitteltemperatur des Monats lag mit 4,8°C um nur 0,8 K über dem Durchschnitt, was auf größere tägliche Temperaturschwankungen hinweist: Das mittlere Maximum lag um 2,2 Grad über, das mittlere Minimum um 0,7 Grad unter dem Durchschnitt. Das monatliche Mittel des Luftdruck lag um 7,6 Hektopascal über dem vieljährigen Durchschnitt, der März war durch lang anhaltende Hochdruckwetterlagen gekennzeichnet.
Im Flächenmittel fiel der März 2011 erheblich zu trocken aus, nur 39% des Solls wurden erreicht, im Raum Unterfranken war das Defizit noch größer, nur rund 10% erreicht wurden. Vereinzelt wurde auch das 30-jährige Soll in Sachsen und Brandenburg und im Süden Bayerns übertroffen. In Holzkirchen südlich von München wurde am 17. eine 24-stündige Niederschlagshöhe von 52 mm registriert. Schnee spielte im März im Flachland keine Rolle mehr. Soweit der deutschlandweite Rückblick.
Für den Landkreis Wittenberg ergibt sich für den März 2011 folgendes Resümee: Wittenberg und Annaburg melden eine Monatsmitteltemperatur von 5,0 Grad, Jessen, Pretzsch und Mühlanger kommen auf 4,6 bzw. 4,4 Grad Celsius, das sind 1,3 bzw. 0,7 Grad über dem langjährigen Mittel (1961 – 1990). Dabei ist zu berücksichtigen, daß die erste Dekade 0,5 Grad kalter, die zweite ein Plus von 2,3 Grad aufwies und das letzte Monatsdrittel einen leichten Überschuss von 0,7 Grad.
Der kälteste Tag findet sich bei allen Temperaturaufschreibern am 7. März. Die Thermometer gingen auf minus 10 Grad in Pretzsch herunter, in Jessen, Wittenberg und Mühlanger war es ein wenig milder bei minus 7 bis minus 9 Grad. Am Boden wurden in der Elbaue minus 12,4 Grad am gleichen Tage gemessen. Der wärmste Tag des Monat findet sich kurz vorm Monatsende, am 30. gingen die Thermometer auf 18 bis 19 Grad. Sehr angenehm, alles andere als rekordverdächtig, bis zu den 25 Grad vom 31. März 1968 fehlten denn doch mehr als sechs Grad.
Absoluter Rekord ist hingegen die Sonnenscheindauer des März, zumindest für Wittenberg. Seit 1955 wird auf dem Teucheler Berg die tägliche Sonnenscheindauer gemessen, eine Summe von 199,9 Stunden für einen Märzen sind wahrlich noch nicht zusammengerechnet worden, die bis dato größte Summe hat es im März 1956 gegeben, es waren exakt 27,6 Stunden weniger als 2011, also statt 172 (2011) nur 149 Prozent im Jahre 1956.
Alles andere denn rekordverdächtig waren die Niederschlagsmengen im März, allenfalls nach unten. Ganze 36 Prozent im Flächenmittel sind registriert worden, im langjährigen Mittel sind zwischen Flämingrand und Dübener Heide 30 bis 45 Liter auf den Quadratmeter zu erwarten; tatsächlich sind nur an die neun Liter in Oranienbaum und 18 Liter in Stackelitz heruntergefallen, das ist wahrlich nicht allzu viel gewesen. Und so häufig sind diese geringen Mengen auch nicht, in den letzten 120 Jahren für Wittenberg kommen derartig geringe Mengen nur 20 Mal vor, macht knapp 17 Prozent der betreffenden Jahre. Aber: In zehn Fällen ist auch der April zu trocken, nur die Hälfte der Regenmenge für den Folgemonat hatte es gegeben, die andere Hälfte der Monate war annähernd normal versorgt.
Noch interessanter ist die Tatsache, dass in den 20 trockenen März-Jahren auch das gesamte Jahr zu trocken war. Das Erfreulichste vom März: Natürlich, der Frühling ist endlich in die Spur gekommen, für den 31. hat der eine oder andere Phänologe auf ungeschützten Standorten den Blühbeginn der Forsythie festgestellt…
Achim Kuhn, Wetterstation Mühlanger
Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für April 2011
Zwischen Flämingrand und Dübener Heide
Auch wenn der verflossene April weder zu den wärmsten noch zu den trockensten Monaten zu zählen ist: Er hatte es in sich und Einiges zu bieten…
Gar nicht so richtig aprillig war der April, von wetterwendisch oder launisch war nicht so viel zu spüren, wie auch, wenn an 28 von 30 Tagen die Tagesmitteltemperaturen zum Teil deutlich über den langjährigen Mittelwerten liegen? Sicher, die Freunde von Licht, Luft und Sonne dürften den Monat in vollen Zügen genossen haben, die Landwirte und Förster legen die Stirn in Falten, so sie an den April denken. Und wenn es nur der April wäre, der so aus der Rolle gefallen ist…
Gleichwohl, die übermäßige Wärme des Aprils nimmt bereits Ende März ihren Anfang, da die Temperaturen nach vier kühlen Tagen endlich „Frühling“ verkünden und die belebte Natur so richtig in die Gänge kommt. Zum Beginn der zweiten Dekade vermelden die Agrarmeteorologen aus Leipzig einen um ein bis zwei Wochen verfrühten Blühbeginn von Birke und Süßkirschen. Die Blattentfaltung der Buche fand zwei bis drei Wochen zu früh statt, die Forsythien standen in voller Pracht.
Wen wundert’s wirklich; die erste Dekade war in der Elbaue über drei Grad wärmer als im langjährigen Mittel, Jessen und Pretzsch kriegen am 3. April den ersten Sommertag serviert, auf über 26 Grad steigt die Thermometersäule in den Jessener Weinbergen, während in Wittenberg und angrenzenden Gefilden von Potsdam bis Halle selbiger knapp verfehlt wird.
Die zweite Dekade ist nicht gar so warm, am 13. und 14. sind die Tagesmitteltemperaturen um ein Grad unter der Norm zu finden, der kälteste Tag des Monats findet sich bei allen Temperaturaufschreibern zwischen dem 10. und 16. April. Da geht das Thermometer bis unter Null Grad oder bleibt kurz vor der Frostmarke stehen, normalerweise findet so was im April an die vier Mal statt, jedenfalls im Mittel der Jahre 1961 – 1990. Die Kühle hält nur kurze Zeit an, am 19. und 20. liegen die Tages-mittel schon wieder fast vier Grad über dem, was normal zu sein hat, und diese Witterung hält sich. Von der geringfügigen Abkühlung am Ostermontag mal abgesehen, bis zum Monatsende.
Der 29. April bringt in Mühlanger fast noch einen Sommertag, aber nur fast, bei 24,5 Grad bleibt die Quecksilbersäule stehen.
In puncto Wärme gehört der April 2011 eher zu den außergewöhnlichen Erscheinungen. Ein Vergleich mit Potsdam sei gestattet. Im Zeitraum 1961 – 1990 sind die Mittelwerte der Temperatur und der Niederschläge identisch, bei der Sonnenscheindauer ist Wittenberg etwas weniger verwöhnt, ganze 14 Stunden im Monat fehlen in Wittenberg.
Ein Grad nach oben oder unten abgewichen bei der Monatsmitteltemperatur, kein Problem, das ist die normale Mittlere Abweichung für den Monat. Zwei Grad sind so selten nicht, drei oder gleich vier Grad gehören zu den bemerkenswerten Erscheinungen. Es finden sich also seit 1893 in Potsdam für den Monat April mit mindestens drei Grad nach oben ganze zwölf Monate, die dieses Kriterium erfüllen, die Intervalle für das Auftreten so warmer Monate aber sind sichtlich kürzer geworden, fünf der zwölf Ausreißer sind in den letzten 19 Jahren registriert worden. Und der zweitwärmste mit einer Abweichung von 4,9 Grad in Potsdam, den hat es in diesem Jahre gehabt, für Wittenberg gab’s einen etwas bescheideneren Überschuss von nur 4,6 Grad.
Gleichwohl, mag die Wärme noch zu den erfreulichen Wetterphänomenen zählen, die seit dem 14. April andauernde Trockenheit gehört ganz gewiss nicht dazu. Die letzten relevanten Niederschlagsmengen sind am 13. April aufgeschrieben worden, wenn Magdeburg mit seinen knapp 27 Litern auf den berühmten Quadratmeter am 26. und 27. April mal kurz ignoriert wird. Seit dem 17. April sind für den Raum Halle – Leipzig die oberen 20 cm des Bodens de facto wasserfrei, die Feldkapazität der Böden liegt bei null bis zehn Prozent, da haben die Kurzbeinigen unter den Pflanzen denn doch so langsam aber sicher Probleme, bis zum nächsten Regen über die Runden zu kommen… Und das Problem Wassermangel gibt’s mittlerweile mitteleuropaweit…
Allhier sind für Wittenberg von Januar bis April an die 160 Liter auf den Quadratmeter im 30-jährigen Mittel die normale Regenmenge gewesen; 62 Liter mehr oder weniger sind auch normal. Bis Ende April sind in WB tatsächlich gefallen keine 100 Liter auf die Bezugsfläche. Die bisherige Niederschlagsmenge liegt also in der statistischen Norm, wo also ist das Problem? Die übermäßige Wärme, welche die Verdunstung in die Höhe treibt. Den 100 Litern gefallener Niederschlag stehen seit Mitte März 134 Liter Verdunstung gegenüber, und das nur bis Ende des Aprils…
Das Fazit: Bei einer Monatsmitteltemperatur zwischen 12,1 und 12,5 Grad Celsius war der April zwischen Wittenberg, Jessen, Annaburg, Pretzsch und Mühlanger um 4,2 bis 4,8 Grad wärmer als im Mittel der Jahre 1961 – 1990. Auch die Sonne schien für einen April deutlich länger als normal, 222 Stunden waren es in Mühlanger, das sind 142 Prozent der Norm. Nur zwei bzw. drei Bodenfrosttage sind beobachtet worden, an Frosttagen nur deren zwei aufgetreten. Die Niederschlagsmengen bleiben deutlich unter den Erwartungen, zumal die Vormonate ebenfalls zu trocken waren.
Die meisten Niederschläge erhielten Stackelitz, Hundeluft und Schmiedeberg, die geringsten Mengen fielen in Eutzsch und Seegrehna – Hohenroda und Vockerode.
Ein bescheidener Trost noch: Den trockenen Aprilmonaten der Jahre 1993, 2007 und 2009 sind jeweils nasse Maien gefolgt, ob das im Jahre 2011 auch so funktionieren wird, bleibt abzuwarten…
Achim Kuhn, Wetterstation Mühlanger
Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für Mai 2011
Zwischen Flämingrand und Dübener Heide
Trockene Maien sind so selten nicht, seit 1891 finden sich für Wittenberg 26 vergleichbare Ereignisse, in denen die monatlichen Niederschlagssummen nur bei 50 Prozent und weniger der Erwartungen zu finden sind. Das ist nach der Statistik also in jedem fünften Jahre der Fall, dass April und Mai zu trocken sind, findet sich nur in sechs Jahren, also fünf Prozent der Fälle. Dass von Februar an jeder Monat für Wittenberg kaum jeweils die Hälfte der zustehenden Niederschlagsmenge erhalten hat, ist eine absolute Neuheit. Was die Sache vielleicht interessant, aber nicht besser macht.
Zu der relativen Trockenheit kam im Mai ein überdurchschnittlicher Wärmeüberschuss, und der dürfte die derzeitigen Probleme der Gärtner und Landwirte noch verschärft haben. Seit Monatsbeginn vermelden die Agrarmeteorologen nur noch negative Wasserbilanzen, republikweit, die oberen 20 cm der Böden sind bei Null Prozent der nutzbaren Feldkapazität angelangt, selbst kräftige und ergiebige Niederschläge bewirken eine nur kurzzeitige und geringe Änderung der Situation.
Fakt ist: Für Wittenberg fehlen mindestens 92 Liter Wasser auf den Quadratmeter, das sind in etwa die Summen für April plus Mai. Um es kurz zu machen: Auf trockenen Standorten in Elbnähe sieht es Mitte Mai so aus wie Ende August nach einem warmen und trockenen Sommer.
Dabei beginnt der Monat eher unterkühlt, bei allen Temperaturaufschreibern finden sich am 5. des Monats negative Temperaturen bis fast minus zwei Grad (Annaburg, Pretzsch, Mühlanger), in Erdbodennähe sind es in der Elbaue minus 4,6 Grad, vorgezogene Eisheilige vielleicht, denn die blieben später aus. Wenn die folgenden Tage auch Milderung und Erwärmung brachten, am 10. Mai wurde der erste Sommertag des Jahres verzeichnet, zu mindestens in Wittenberg und die erste Dekade ist fast normal zu ihrem Ende gekommen.
Bis zum 12. sind die täglichen Maxima der Temperatur teils deutlich über 20 Grad zu finden, zwischen dem 13. und 16., der Zeit der Eisheiligen leichte Abkühlung. Ab dem 18. Mai gehen die Temperaturen kontinuierlich in sommerliche Höhen, nur am 27. und 28. bleiben die täglichen Höchsttemperaturen unter 20 Grad, um bis zum Monatsende beim Gros der Beobachter mit Thermometer auch zwei Mal in den Bereich der heißen Tage zu klettern.
Der wärmste Tag findet sich einheitlich am 31. Mai, auf 32 bis 33 Grad sind alle Thermometer an diesem Tage gestiegen. Eigentlich die Messflüssigkeit in denselben… Sieben bis neun Sommertage in einem Mai, das sind mindestens vier bis fünf zu viel. Zwei Heiße Tage im Mai, wo eigentlich nur ein Zehntel Tag sein dürfte im Durchschnitt der Jahre 61 – 90, wie soll man das bewerten? Zu warm, ganz einfach.
Was an Wärme zuviel, das an Wasser zu wenig. Wurden im langjährigen Mittel im Landkreis 47 bis 61 mm für den Mai bestimmt, so hat sich das Wetter im Jahre 2011 keinen Deut um die Erwartungen geschert und, siehe Grafik, im Flächenmittel aller Beobachter (23 Meldungen liegen vor) nicht einmal die Hälfte der Regenmengen gebracht. Und wie schön ungerecht die wenigen Wassermassen verteilt sind, ist der Grafik ebenso zu entnehmen. Nur zehn Tage mit messbarem Niederschlag, das sind deren vier zu wenig. Ergiebige Niederschläge waren eher die Ausnahme, nur neun Beobachter haben wenigsten ein Mal Mengen über zehn Liter auf den Quadratmeter abgefasst. In dieser Hinsicht sind nur Abtsdorf, Hundeluft, Mühlanger und Wartenburg, Jessen, Ateritz und Pretzsch sowie Annaburg und Söllichau aufgefallen.
Das Fazit: Mit einer Monatsmitteltemperatur zwischen 14,6 und 15,0 Grad Celsius war der Mai des Jahres 2011 um 1,9 bzw. 1,5 Grad wärmer als im Mittel der Jahre 1961 – 1990. Zwei Heiße und neun Sommertage sind im Landkreis registriert worden, deutlich zu viel. Es gab noch (vor den Eisheiligen) einen Frosttag und drei Tage mit Bodenfrost. Die Sonnenscheindauer lag mit fast 316 Stunden in Mühlanger bei 150 Prozent der langjährigen Summe. Vier Tage mit Gewittern hat es gegeben, Regen war Mangelware wie in den vier Monaten vorher auch. Und was im April-Bericht noch befürchtet wurde, ist eingetreten; Dem trockenen April ist ein trockener Mai gefolgt…
Achim Kuhn, Wetterstation Mühlanger
Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für Juni 2011
Zwischen Flämingrand und Dübener Heide
Nach dem das halbe Jahr herum ist, kann schon mal eine Zwischenbilanz gezogen werden. Für Wittenberg ergibt sich: Bis auf den Februar, der nur 0,5 Grad kühler als im langjährigen Mittel war, fanden sich alle Monatsmitteltemperaturen über den Normwerten, besonders groß war der Temperaturüberschuß im April mit einem Plus von 4,6 K über der Norm, bei den übrigen Monaten lag das Plus zwischen 1,3 K im Mai und 2,0 K im Januar. Die Sonnenscheindauer in der ersten Jahreshälfte lag ebenfalls deutlich über den Erwartungen. Mit 1086,3 Stunden sind bereits 69 Prozent der zu erwartenden Sonnenstunden absolviert, besonders viel davon hat der März abgefaßt abgefaßt, hier sind es mit 200 Stunden 72 Prozent über der Norm gewesen. Weniger erfreulich die Niederschlagsbilanz: Wittenberg hat im ersten halben Jahr 2011 etwas mehr als 170 Liter auf den Quadratmeter an Wasser von oben erhalten. Das ist weniger als ein Drittel der Jahressumme der Niederschläge, viel besser sieht es auch nicht aus, wenn die 24 Beobachter des privaten Meßnetzes unter die Lupe genommen werden.
Im Flächenmittel aller Observationen sind nur 32 Prozent der Jahresmenge aufgezeichnet worden, selbst die ergiebigen Niederschläge bis zur Mitte des Juli haben die Situation nur unwesentlich verbessern können, in Mühlanger sind bis dato nur zehn Prozent zur Jahressumme hinzugekommen.
Über die Folgen für die Landwirtschaft ist gelegentlich berichtet worden, Mindererträge bei Raps und Gerste bis zu 50 Prozent normaler Ernten sind bekannt geworden.
Der Juni selbst hat nicht unwesentlich zu dieser mehr oder weniger unerfreulichen Bilanz beigetragen.
Wenn auch wechselhaft, war derselbe dennoch zu warm. Alle Dekadenmittel des Monats lagen, wenn auch mit abnehmender Tendenz, im positiven Bereich, das erste Drittel mit einem Plus von 3,2 K, die mittlere Dekade brachte ein Plus von 1,4 Grad, im letzten Drittel lag das Plus bei 0,7 Grad.
Ziemlich gleichmäßig verteilt waren die 13 Sommertage des Juni über den Monat, es waren deren vier zu viel, verglichen mit dem Zeitraum 1961 – 1990. An Heißen Tagen wurden drei bis vier gezählt, von Wittenberg bis Pretzsch gab es deren drei, im Raum Annaburg – Jessen wurden vier davon registriert.
Auch deren Anzahl war fast doppelt so hoch wie im Zeitraum 1961 – 1990. Dennoch ist bei der Anzahl der Tage mit Gewittern die Norm mit nur fünf Ereignissen etwas unterboten worden. Zur Sonnenscheindauer gibt’s zu sagen: Zuviel. Wittenberg lag 20 Prozent über normal, waren also knapp 244 Stunden, an denen Klara sich zeigte.
Nicht so erfreulich die Niederschlagsbilanz. Wenn auch meist 12 bis selten 15 Tage mit meßbarem Regenwasser zu Buche stehen, die Verteilung derselben ist eher unerfreulich zu nennen. In der ersten und zweiten Dekade sind die im Regenmesser angekommenen Mengen eher zu vernachlässigen, zu einer spürbaren Verbesserung der Wasserbilanz haben sie kaum beitragen können. Die oberen 20 Zentimeter der Böden waren republikweit als ausgetrocknet zu bezeichnen, die Wochensummen der Verdunstung lagen allemal über denen der Niederschläge. Selbst als am 22. Juni mit einer ordentlichen Kaltfront, die nicht nur Wasser, sondern auch einigen Wind mitbrachte, der im Raum Gräfenhainichen und Jessen für etliches Ungemach sorgte, endlich nach fast fünf Monaten oder 19 Wochen mal bemerkenswerte Niederschläge zu verzeichnen waren, machte sich die Verbesserung der Bodenfeuchte für ganze vier Tage bemerkbar. An diesem Tage sind im Berichtsgebiet zwischen zehn und 38 Liter auf den Quadratmeter gezählt worden, erfreulich und dennoch zu wenig, um das Defizit zu mildern. Am Monatsende fallen nochmals teils ergiebige Niederschläge, die erste Julihälfte läßt das Elend der Vormonate fast vergessen…
Das Fazit: Mit einer Monatsmitteltemperatur von 18,5 Grad Celsius in Jessen, Pretzsch und Annaburg, mit 18,1 Grad Celsius in Mühlanger war der Monat im Berichtsgebiet um 1,9 bis 1,5 Grad wärmer als im Mittel der Jahre 1961 – 1990. Die Sonne schien 282 Stunden im Monat, für Mühlanger waren das 140 Prozent des langj. Mittels. Bis zu vier Heiße und 14 Sommertage wurden gezählt, allesamt zu viel.
Der wärmste Tag des Monats bei allen Beobachtern der 5. Juni, hier sind die Spitzenwerte bei 31,8 Grad zu finden gewesen, der kühlste Tag war der 30. Juni, bis auf 8,5 Grad ging die Temperatur herunter, am Erdboden auf 5,6 Grad. Zwölf bis 14 Tage mit meßbarem Niederschlag hatte es im Revier, im Flächenmittel aller Beobachter sind 83 Prozent zusammengekommen, fast normal, aber sehr differenziert verteilt.
Besonders gut bedacht wurden Gräfenhainichen, Vockerode, Coswig, Seegrehna und Straach, jeweils über 100 Prozent des langj. Mittels, einiges weniger ist in Stackelitz, Zahna Süd, Wartenburg, Annaburg und Söllichau gefallen. Bewertet man die wichtigsten meteorologischen Parameter Temperatur, Niederschlag und Sonnenscheindauer zusammen, dann wäre der Juni auch glatt als Juli durchgegangen…
Achim Kuhn, Wetterstation Mühlanger
Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für Juli 2011
Zwischen Flämingrand und Dübener Heide
Nein, beim besten Willen; ein Hochsommer war das nicht, was der Juli des Jahres 2011 abgeliefert hat. Nicht nur die Urlauber dürften mit dem Ergebnis unzufrieden sein, es sei denn, sie hätten sich ein paar Hundert Kilometer weiter östlich vergnügt, da gab’s Sonne satt und Temperaturen um die 30 Grad und mehr, und das nicht nur an einem Tage. Oder sie haben sich am Mittelmeer herumgetrieben, Griechenland und die Türkei konnten mit Temperaturen aufwarten, die im Juli des letzten Jahres allhier durchaus selbstverständlich waren: 22 Sommertage mit mind. 25 Grad im Maximum, dazu 12 Heiße Tage mit mind. 30 Grad; wohl dem, der damals den Urlaub genießen konnte. Keine Spur davon im Jahre 2011.
Der Juli beginnt leicht unterkühlt und feucht, die ersten vier Tage sind zu kalt, sechs Grad fehlen am 2. d.M. am Normalwert. Zum Ende der ersten Dekade schrauben sich die Temperaturen langsam in hochsommerliche Gefilde, der einzige richtig warme, nein, fast heiße Tag des Monats findet sich schon am 9. Juli. An der Spitze der Spitzenreiter findet sich Pretzsch. Am Osterberg darf man sich rühmen, neben Görlitz die einzige ostdeutsche Station zu sein, die im Juli einen heißen Tag mit einem Maximum von 30 Grad nach Celsius abgefasst hat, in Görlitz wurden am 17. Juli 30,2 Grad gemessen. Da nehmen sich die 29,6 bzw. 29,4 Grad von Jessen bzw. Annaburg und Wittenberg richtig bescheiden aus. Von den sieben Sommertagen, die der Juli brachte, sind allein in der ersten Dekade deren fünf registriert worden.
Was an Wärme gefehlt hat, wurde durch reichlich Wasser von oben ausgeglichen. Schon zum Ende des ersten Monatsdrittels ist mehr Wasser vom Himmel gekommen, als für den Juli normal wäre. An acht von zehn Tagen hat’s geregnet: Eutzsch, Coswig und Jüdenberg haben in diesem Zeitraum 100 Liter und etwas mehr im Topf gehabt.
Die zweite Dekade brachte nur zwei Sommertage, war aber in Bezug auf die Temperaturen etwas ausgeglichener als ihr Vorgänger, zumal die 25 Grad im Maximum für einen Sommertag in diesem Zeitraum viermal knapp verfehlt wurden, also ein leichtes Plus von 0,7 Grad bei den Temperaturen und nur vier Tage mit messbarem Niederschlag, vielleicht Gelegenheit, die seit längerem unterbrochene Getreideernte fortzusetzen. Die Niederschlagsmengen längst nicht so ergiebig wie in den Tagen vorher. Bemerkenswert dennoch die Dekadensummen von Stackelitz mit über 60 Litern, Hundeluft mit 56 Litern, Oranienbaum fast 60 Liter. Die anderen Beobachter bekommen im zweiten Monatsdrittel um die 20 bis 30 Liter, damit erhöht sich die Wassermenge im Revier auf etwa 200 Prozent der langjährigen Summe für Wittenberg.
Um gleich beim Wasser zu bleiben: Auch im letzten Monatsdrittel gibt’s Wasser von oben, dabei sehr reichlich. Nur fünf Tage mit messbarem Niederschlag, aber die fünf Tage hatten es in sich. Dabei ist die Region, um es vorsichtig zu sagen, noch glimpflich davongekommen. Für den Ostseeraum sind sintflutartige Niederschlagsmengen gemeldet worden; 344 Liter in Warnemünde, 313 Liter in Zinnowitz (Usedom) in einem Monat, davon 111 bzw. 84 Liter nur am 27. Juli.
Einiges davon entfernt und dennoch reichlich waren die Regenmengen im Revier: Um die 50 bis 60 Liter sind vom 29. Juli bis zum Monatsende gefallen, die Nase vorn hatten mit 40 Litern auf den Quadratmeter am 29. und 30. Juli Stackelitz, Zahna Nord und Süd, Hundeluft, Coswig, Jessen Ost und Schmiedeberg, also mal nicht nur die Bergstationen, die sonst überreichlich versorgt werden.
Zwischen 60 und 90 Liter auf den Quadratmeter sind in der dritten Dekade gefallen, das wären nochmals 125 bis 188 Prozent für Wittenberg gewesen, wobei dazu gesagt werden muss, dass die Region im Juli die geringste Niederschlagsmenge im Jahreslauf erhält, nur Söllichau ist mit rund 58 Litern im Juli etwas besser bedient.
Vergessen wir die Temperaturen nicht: Deutlich kühler als die vorhergegangenen 20 Tage präsentiert sich der letzte Zeitraum des Hochsommermonats Juli: 2,8 Grad kälter als normal geht die dritte Dekade aus dem Rennen, nur an drei Tagen sind die Temperaturmaxima über 20 Grad zu finden, am 27. wäre es in Mühlanger fast noch ein Sommertag geworden, die anderen Temperaturaufschreiber haben es gepackt und ihren neunten Sommertag abgefasst. Ansonsten hätten die Verhältnisse zum Monatsende eher für einen freundlich-milden September gepasst denn für einen Hoch-Sommer.
Das Fazit: Der Monat war kühl, keine Frage, zwischen 0,9 Grad in Jessen und 0,6 Grad in Annaburg und Mühlanger, für Wittenberg und Pretzsch ergibt sich ein Minus von 0,8 Grad zum langjährigen Monatsmittel von 18 Grad. Das war wohl unangenehm für Landwirte und Urlauber, muß aber durchaus als normal betrachtet werden, die mittlere Abweichung für den Juli liegt im Mittel der Jahre 1961 1990 bei 1,5 Grad. Dass bei 18 bis 20 Tagen mit messbarem Niederschlag der Sonnenschein ein wenig zu kurz kommt, es ist nicht verwunderlich. Ganze 165 Stunden statt 215 Stunden schien über Wittenberg die Sonne, macht nur 77 Prozent; 20 Prozent mehr oder weniger sind im Juli normal, um die drei Prozent lohnt sich kein Glaubensstreit.
Bemerkenswert hingegen, dass kein heißer Tag erreicht wurde (gewiss, mit einer Ausnahme), auch bei der Anzahl der Sommertage hielt sich der Juli zurück, normal wären 12 bis 13 Tage gewesen, es hat nur für acht bis neun derselben gereicht. Dessen ungeachtet wurden fünf Gewitter gezählt, alle bei Frontdurchgängen, richtige Wärmegewitter Fehlanzeige.
Auffällig die Wassermengen im Juli 2011. Beachtlich, aber nicht rekordverdächtig. Ein Blick in die vorliegende, 121 Jahre alte Reihe für Wittenberg und Zahna zeigt, dass in knapp 30 Prozent dieses Zeitraumes die Niederschläge für den Juli doppelt so hoch waren wie im langjährigen Mittel. Exakt ist dies in 35 Jahren der Fall gewesen. 300 Prozent und mehr sind 14 Jahren gefallen, die vierfache Menge gab es nur in sechs Jahren, nämlich 1899, 1905, 1907, 1926, 1937 und 1954.
Die 156 Liter für Wittenberg im Juli 2011 stehen an siebter Stelle der Rekordliste für die besagten 120 Jahre. Und die o.g. Summe ist nicht repräsentativ für den Landkreis. Wie des öfteren in den letzten Monaten und Jahren zu beobachten, unterscheiden sich die in der näheren und weiteren Umgebung um die Lutherstadt gefallenen Regenmengen mehr oder weniger stark von denen der DWD Station, die als Referenzstation mit einer weitgehend gesicherten Datenreihe gelten muss. Deutlich mehr an Wasser ist heruntergekommen in Jüdenberg, Schmiedeberg, Coswig, Hundeluft, Eutzsch und Stackelitz, wie der Grafik zu entnehmen ist. Die Daten für Stackelitz sind durch die Zahlen von Wiesenburg bestätigt, 430 Prozent für Stackelitz, 431 Prozent für Wiesenburg, das ist eine gute Übereinstimmung der Beobachtungsergebnisse. Und das vielleicht wichtigste Ergebnis der ganzen Angelegenheit: Das Niederschlagsdefizit des ersten Halbjahres ist egalisiert. Trotzdem: Immer das richtige Wetter zur falschen Zeit…
Achim Kuhn, Wetterstation Mühlanger
Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für August 2011
Zwischen Flämingrand und Dübener Heide
Sommer? Wann war Sommer? Das Gemaule über einen nicht bilderbuchgemäßen Sommer war allgemein, wahrscheinlich ist die Basis derart ungerechter Bewertungen im Andenken an den „Supersommer“ 2003 zu suchen. Der war wirklich super, und das nicht unbedingt in positiver Hinsicht.
Mit einem Plus von drei Grad zum Jahreszeitenmittel des Climat-Zeitraumes 1961 – 1990 war derselbe offensichtlich so einprägend, dass alle folgenden Sommer nur noch an diesem gemessen werden.
Trotzdem kann keiner behaupten, dass 28 Heiße und 55 Sommertage in einer Saison mit mehrfachen Maxima der Temperatur um 34 Grad und mehr besonders erquickend sein sollen. Da ist sicher nicht nur dem Berichterstatter ein, zugegeben, etwas durchwachsener Sommer lieber, der zwar etwas unbeständig, aber dennoch nicht gerade unfreundlich war.
Der Sommer des Jahres 2011 war etwas wärmer als im o.g. Zeitraum, für Wittenberg ist das ein leichtes Plus von 0,6 Grad gewesen, verglichen mit den mittleren Abweichungen für diese Zeitspanne des Jahre durchaus akzeptabel, weil normal. Gewiss, der Juli, der Sommermonat schlechthin, ist unter den Erwartungen der Urlauber geblieben, er war fast ein Grad kühler als im Bezugszeitraum, auch das ist unter normal zu verbuchen, dafür haben Juni und August die Statistik „gerettet“, heißt: Ausgeglichen. Die Anzahl der heißen Tage blieb etwas unter den Erwartungen, nur sechs Tage dieser Kategorie wurden gezählt, das sind fast drei Tage weniger; bei den Sommertagen ist das Defizit nicht ganz so groß, 31 Tage gab es, sind zwei Tage weniger. Auffallend die Niederschläge in diesem Sommer: In Wittenberg fielen etwas mehr als 280 Liter auf den Quadratmeter, 110 Liter mehr als im langjährigen Mittel; besonderen Anteil daran hatte der Juli, welcher im Flächenmittel des Landkreises fast 350 Prozent der Niederschlagsmenge des berühmten Zeitraumes erbracht hat. An 47 Tagen ist in diesem Sommer Wasser vom Himmel gekommen, gereicht hätten 39 Tage… Reicht.
Der August als letzter Sommermonat ist normalerweise etwas kühler als sein Vorgänger und bringt etwas mehr an Niederschlägen als derselbe. Manchmal hält sich so ein August auch daran, jedenfalls nicht in diesem Jahre. Der beginnt wechselhaft, bleibt wechselhaft und endet wechselhaft. Konstante Hochdrucklagen, wie sie einen ordentlichen August auszeichnen sollen, sind Fehlanzeige.
Dass dennoch die Temperaturen etwas über der Norm lagen, sei vor allem den milden Nächten geschuldet, sagen die Meteorologen der FU Berlin; das mittlere Minimum war um 0,7 Grad höher als nötig, während das mittlere Maximum der Temperatur nur 0,1 Grad über normal zu finden war.
Gleichwohl, unbeständig und niederschlagsreich präsentiert sich die erste Monatshälfte, vom 2. August bis zum 14. jeden Tag messbarer Niederschlag im Topf, fünf der 13 Sommertage finden sich in diesem Zeitraum, ebenso drei der fünf Gewitter in diesem Monat. Die erste Dekade ist um 0,7 Grad kühler, die zweite 0,6 Grad milder als es sich gehört.
In der zweiten Monatshälfte abklingende Niederschlagsneigung, es hat nur noch vier Tage mit messbaren Niederschlägen gegeben, die Temperaturen nähern sich ab dem 20. August sommerlichen bzw. hochsommerlichen Verhältnissen, um nach dem 26. August, welcher der wärmste Tag des Monats war, wieder in kühlere Verhältnisse zurück zu fallen. Am besagten 26. sind sehr einheitlich um die 31 Grad im Landkreis gemessen worden, etwas mehr als 32 Grad in Jessen, alles sehr moderat im Vergleich mit dem Jahre 2003, als 35 bis 36 Grad das Leben nicht gerade vergnüglich machten. In anderen Gefilden brachte selbiger Tag Rekord-Maxima der Temperatur für die letzte August-Dekade, in Augsburg, Konstanz und auf der Zugspitze wurden neue Höchstwerte erreicht, in den Alpenländern stieg die Temperatur auf 33 bis 35 Grad.
Zwei Tage vorher hatten sich an der Grenze zu nicht ganz so warmer Meeresluft über dem Norden Deutschlands mehrere Gewittercluster gebildet, die mit der südwestlichen Höhenströmung nach Nordosten zogen. Besonders kräftig fiel das Gewitter am 24. August des Abends aus, welches gegen 20:00 MESZ einsetzte und bis nach Mitternacht anhielt. Besonders kräftig auch die Gewitterböe um 21:54 MESZ mit 21,9 m/s gleich Bft. 9 aus Südwest; in Teuchel wurden nur 19,9 m/s gemessen.
Diese Gewitter brachten fast allen Wasserfröschen die höchsten Niederschlagsmengen, nur Hundeluft fasste am 6. August sein Maximum ab. Im Schnitt wurden 26 Liter abgefasst, die Spanne reichte von 40 Litern in Zahna Nord, Süd und Seyda, um die 30 Liter gab’s in Wittenberg, Coswig, Axien, Ateritz, Pretzsch, Gräfenhainichen und Jüdenberg, 20 bis 25 Liter in Oranienbaum, Vockerode, Annaburg, Schmiedeberg, Jessen, Wartenburg und Mühlanger, Seegrehna, Eutzsch, Abtsdorf und Straach.
Nur Hundeluft und Stackelitz waren an diesem Tage mit ganzen 15 bzw. 16 Litern abgespeist worden. Es kam auch zu Schäden, die mit denen vom 11. September 2011 weniger vergleichbar sind, wenn auch selbige für die Betroffenen mehr als ärgerlich.
Der Hochsommer war nach dem 26. August in dieser Region vorbei; mit einiger Mühe erreichten die Temperatur-Maxima bis zum Monatsende noch die 20 Grad, am 27. gerade noch die 22 Grad, die Nächte deutlich kühler; zum letzten Tag sinken die Minima auf acht (Pretzsch) bis fünf Grad (Mühlanger), in Erdbodennähe bis 2,8 Grad nach Celsius. Dennoch, das letzte Augustdrittel ist 2,1 Grad über der Norm zu finden.
Das Fazit: Um ein Grad über dem langjährigen Monatsmittel liegen die Mittelwerte der Temperatur im August in Annaburg und Pretzsch, in Jessen und Mühlanger lag das Plus bei 0,6 bzw. 0,4 Grad.
Zwei Heiße und 12 bis 13 Sommertage sind im August 2011 gezählt worden, fünf Tage mit Gewittern bei 17 Tagen mit messbarem Niederschlag in Wittenberg wurden registriert. Das Flächenmittel der Niederschläge im Landkreis mit 106 Prozent unbedeutend über der Norm, Details können der Grafik entnommen werden. Die Sonnenscheindauer lag mit 202 Stunden in Mühlanger genau am Limit, Wittenberg und Jessen haben nur um die 178 bzw. 163 Stunden abbekommen.
Achim Kuhn, Wetterstation Mühlanger
Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für September 2011
Zwischen Flämingrand und Dübener Heide
Im September, dem zuverlässigen Schönwetter – und Reisemonat, sind Spätsommer und Frühherbst vereint. Und: „Erst im September ist der Herzschlag des Sommers zu spüren…“
Unbestreitbar ist, dass der September angenehme wie unangenehme Seiten gezeigt hat und dass der mehr als freundliche Monatsausgang mit klassischem Altweibersommer den Unwettergeschädigten kaum Trost hat geben können. Die Verwüstungen, welche beim Durchgang der Kaltfront am späten Nachmittag und Abend in Sachsen-Anhalt und Thüringen angerichtet wurden, werden in Millionen Euro gemessen, die Zerstörungen an Wohnhäusern und Wirtschaftsgebäuden sind Legion, Windbruch, abgeschwemmtes Ackerland, beschädigte Autos, Störungen im Bahn – und Straßenverkehr, voll gelaufene Keller, schwere Schäden am Baumbestand wurden von der Stiftung Kulturstädten in Wörlitz und Oranienbaum gemeldet; Im Anhang dieses Rückblicks findet der interessierte Leser eine Aufzählung, die von www.mz-web.de in den Tagen nach dem Ereignis ins Netz gestellt hat.
Der Monat beginnt leicht unterkühlt, wir entsinnen uns: Die letzten Augusttage waren deutlich zu kalt gewesen, aber schon der dritte und vierte September bringen fast hochsommerliche Temperaturen. Sehr einheitlich um die 28,5 Grad ist die höchste Temperatur des Monats an diesem Tage zu finden, nur auf Jessens Weinbergen geht das Maximum auf über 30 Grad.
Der Zustand hält nicht lange an, Abkühlung und ergiebige Niederschläge bis zum 8. September. Das Drachenfest-Wochenende, zum 11. Male auf den Elbwiesen, geht mit durchaus freundlichen bis sommerlichen Temperaturen über die Runden, wenn auch der Wind am Sonnabend, dem 10. September ein bisschen verhalten war, nur 1,1 m/s, das sind mal gerade Bft. 1 im Windmittel, was für die ganz großen Kaliber unter den Drachen nicht gereicht hat, der Sonntag hat da Einiges gutgemacht.
Weniger gut der Kaltfrontdurchgang, welcher am Abend des 11. September nicht nur Wittenberg ereilte. Gegen 17:00 Sommerzeit ist auf dem Radarbild des Wetterdienstes zwischen Braunlage, Nordhausen und Sangerhausen der erste Hinweis auf stärkere Niederschläge zu erkennen, eine Stunde später liegt die Superzelle zwischen Magdeburg, Bernburg, Calbe und Halle, nunmehr deutlich in Nord-Süd-Richtung formiert. 30 Minuten später ist Dessau bereits überquert, in Apollensdorf und Piesteritz beginnt leichter Regen, Coswig und Griebo dürften die ersten Hagelkörner abbekommen haben. 18:35 Uhr MESZ erreicht die Front Wittenberg, Wittenberg-West liegt unter Hagelschauern, weitere fünf Minuten später sind Reinsdorf und Braunsdorf erreicht, in Mühlanger setzt Starkregen ein.
Der starke Hagel bleibt auf das Areal nördlich von Wittenberg beschränkt, die Superzelle zieht nach Nordosten ab und erreicht gegen 19:00 MESZ Luckenwalde. Begleitet wird das Spektakel von einem gewaltigen Gewitter, leider kennt die Gewitterskala der Wetterfrösche nur drei Intensitätsangaben, die Skala sollte noch um mindestens zwei Stufen erweitert werden, Gewitter hoch vier wäre nicht übertrieben gewesen. DWD-Angaben zufolge sind zwischen 18.00 und 19.00 Uhr in einem Streifen von Wittenberg über Dessau, Wolfen, Halle, Torgau bis Leipzig 16.897 Blitze registriert worden.
Über die Größe des gefrorenen Wassers gibt es verschiedene Angaben. In Braunsdorf sind tennisballgroße Hagelkörner beobachtet worden, ca. 90 min nach dem Ereignis sind in selbigem Orte Körner mit einem Durchmesser von 3,5 bis 4 cm fotografiert worden, im Mansfeldischen will man kaffeepottgroße Hagelstücken gesehen haben.
Die Windgeschwindigkeiten beim Durchgang der Kaltfront lagen bei 21 bis 23 Metern in der Sekunde, leichter vorstellbar sind 75 bzw. 84 km/h, das sind Windstärken von 9 Bft. oder STURM gewesen. Für Dessau liegt eine Meldung einer Windbö von 29 m/s vor, das wäre Windstärke 11.
Gleichfalls nicht unerheblich waren die Mengen an Wasser, die in relativ kurzer Zeit vom Himmel gefallen sind. In den ersten 20 Minuten des Kaltfrontdurchgangs sind von 18:40 Uhr SZ bis 19:00 Uhr MESZ in Wittenberg und Mühlanger sehr einheitlich 18,7 bzw. 18,5 Liter auf den Quadratmeter gefallen. In der folgenden Stunde kommen in Wittenberg und nördlich davon nochmals 20 Liter zusammen, Mühlanger bringt`s auf nur 6,8 Liter. Bis Mitternacht sind es für Wittenberg – Teuchel 46,5 Liter, in der Gagfah – Siedlung sind es 43 Liter, Mühlanger kriegt mit 36,5 Litern etwas weniger.
An diesem Abend fallen einheitlich bei fast allen Wasserfröschen die größten Mengen des Monats, Ausnahmen gibt’s immer, Pretzsch und Söllichau melden den 4. September als Tag mit der größten Niederschlagsmenge, in Jessen und Axien war’s der 18. Die Spanne der gefallenen Mengen reicht von knapp acht Litern in Jessen bis zu knapp 47 Litern für Wittenberg. Wobei das Areal zwischen Gräfenhainichen, Oranienbaum, Coswig, Seegrehna, Eutzsch, Wittenberg, Abtsdorf, Zahna und Straach mit Mengen zwischen 32 und 47 Litern auf den Quadratmeter die größte Schurre abgefasst hat.
Die Wirkung dieser großen Wassermengen in kurzer Zeit waren mindestens in Rahnsdorf, Reinsdorf und Braunsdorf zu erleben. Zwischen Wergzahna und Rahnsdorf wurde ein Teil des Ackers fortgespült, in Braunsdorf floss der Sand vom Gallun auf die Kreuzung am, der Rischebach schwoll an und drohte Reinsdorf zu überfluten, weil der Einlauf des Baches nördlich des Ortes zu verstopfen drohte und durch die Feuerwehr beräumt werden musste. in allem nicht sehr erfreulich, dennoch kein Vergleich mit den Tornado-Schäden im Salzlandkreis, die sind im Anhang aufgeführt.
Der 11. war der zweitwärmste Tag des September mit 28,3 °C, derartige Temperaturen werden bis zum Monatsende nicht mehr erreicht, die Maxima dümpeln bei 18 bis 23 Grad herum, ab dem 30. will es der Sommer wissen und leitet eine siebentägige Phase mit sehr milden, zeitweise sommerlichen Temperaturen ein. Gleichwohl, davor wird es noch richtig frisch, am 24. gehen die Temperaturen in der Nacht auf fünf Grad herunter, in Mühlanger auf weniger als vier Grad, das E-min erreicht 2,5 Grad.
Nicht nur in Bezug auf das Unwetter vom 11. war der September etwas aus den Fugen geraten. Das Monatsmittel liegt für Wittenberg bei exakt 14,0 Grad im viel zitierten 30-jährigen Zeitraum von 1961 – 1990, die Mittlere Abweichung für diesen Monat beträgt 1,1 Grad, die Monatsmitteltemperatur lag in diesem Monat an der Referenzstation Wittenberg – Teuchel exakt 1,8 Grad über der Norm, für Annaburg, Pretzsch und Jessen – Ost liegen die Verhältnisse ähnlich. Mühlanger fällt aus der Reihe und hat nur einen Temperaturüberschuss von 1,1 Grad. Also Mühlanger normal, an den übrigen Stationen war es zu warm. Kein Wunder bei fünf Sommertagen, normal wären zwei gewesen.
Ohne das viele Wasser am 11. wäre der Monat wie in Söllichau, Pretzsch und Jessen nur als ganz normal verbucht worden. Bei nur neun Tagen mit messbarem Niederschlag im Revier wären kaum derart hohe Summen kaum zustande gekommen. (siehe auch Grafik)
Das Fazit: Die Sonnenscheindauer lag mit 205 Stunden in Wittenberg bei 137 Prozent – über Normal. Wasser: Im Flächenmittel aller 24 Beobachter 175 Prozent – weit über normal. Die Zahl der Tage mit Niederschlag > 10 mm: Je nach Station zwei bis vier – über normal. Vier Tage mit Gewitter: Über Normal. Fünf Sommertage: Weit über normal. Monatsmitteltemperatur: Deutlich über Normal.
Der Anhang (Quelle: www.mz-web.de )
Halle (Saale)/MZ/dpa. Durch schwere Gewitter mit Starkregen, Hagel und Sturmböen sind hohe Schäden im gesamten Verbreitungsgebiet der Mitteldeutschen Zeitung entstanden. Über die Folgen der Sturmfont informieren … an dieser Stelle die MZ-Lokalredaktionen.
Dessau:
Die Unwetterfront ist in Dessau von den Ortschaften Mosigkau und Kochstedt kommend über Alten in den Bereich Haideburg, Dessau-Süd, Dessau-Törten gezogen. Der Sturm entwurzelte in den genannten Stadtteilen Bäume bis zu einem Meter m Durchmesser oder knickte die Bäume ab, was zu Verkehrsbehinderungen auf der B 184 mit dem Zubringer zur BAB 9 sowie mehreren Straßen. Die Bäume lagen quer über den Straßen, kippten auf Wohnhäuser und Garagen und versperrten Haus- und Wohnungseingänge. An zahlreichen Häusern, vor allem in Haideburg, entstanden erhebliche Schäden.
Im Bereich Haideburg führten die Sturmböen zu Schäden an den Oberleitungen der DB-Strecke Dessau – Bitterfeld. Der Bahnverkehr wurde eingestellt. Der Sport- und Freizeitpark Dessau GmbH und die Gaststätte des SG Blau-Weiß Dessau wurden durch den Sturm ebenfalls stark in Mitleidenschaft gezogen. Das Dach des Sanitärgebäudes mit einer darauf befindlichen Solaranlage wurde komplett zerstört, die Umkleideräume sind voll Wasser gelaufen und bis auf weiteres unbenutzbar. Weiterhin sind zahlreiche Bäume und Zäune auf dem Vereinsgelände umgeknickt und machen die Außenplätze unbespielbar. Ballfangzäune, Tore und andere mobile Geräte sind nicht mehr nutzbar.
Die SG Blau-Weiß Dessau e.V. hat bis auf weiteres den Sport- und Trainingsbetrieb einstellen müssen. Der entstandene Schaden wird nach erster Einschätzung auf 70 – 100 Tausend Euro geschätzt.
Im Stadtteil Mosigkau sind Teile der Photovoltaikanlage, die auf den Stallanlagen der Agrargenossenschaft aufgebaut ist, auf ein benachbartes Einfamilienhaus geflogen und haben den Dachstuhl beschädigt. Der mit dem Unwetter aufgetretene Hagel von bis zu etwa vier bis fünf Zentimeter Durchmesser verursachte im gesamten Stadtgebiet erhebliche Schäden an PKW´s, Hausfassaden, Jalousien, Vordächern u. a. m. Das Amt für Brand-, Katastrophenschutz und Rettungsdienst schätzt ein, dass im Stadtgebiet ca. 300 Einsatzstellen abgearbeitet wurden, wobei geschätzte 500 Bäume zu beräumen, abzutragen bzw. zu entfernen waren.
Beschädigte Freileitungen durch umgestürzte Bäume oder Sturmschäden führten in den Abendstunden zu Stromausfällen. Betroffen waren insbesondere die Stadtteile Mildensee, Kochstedt, Törten, Haideburg. Bis 5.00 Uhr war die Stromversorgung zum größten Teil wieder hergestellt. Die Reparaturmaßnahmen sind jedoch noch nicht überall abgeschlossen und können im Tagesverlauf noch punktuelle Stromabschaltungen erfordern.
Jessen:
Hauptsächlich in Ortsteilen der seit Jahresbeginn bestehenden Stadt Zahna-Elster wütete das Unwetter vom Sonntagabend. Zwar wurden hier keine Hagelschauer registriert. Die Wolkenbruch-Regenfälle waren jedoch so heftig, dass insbesondere in den Ortsteilen Rahnsdorf und Gadegast Grundstücke von 40 bis 60 Zentimeter hohen Schlammmassen heimgesucht wurden. Umliegende Äcker waren jüngst abgeerntet und schon wieder umgepflügt worden. Häckselmaterial war dabei in den Boden gebracht worden. Nachdem der teils lehmige Ackerboden die Regengüsse nicht fassen mehr konnten, wurde die obere Ackerschicht weggespült und „landete“ in den zumeist in Senken liegenden Grundstücken. Das Häckselgut verstopfte Entwässerungsleitungen und Gullieinläufe.
In Rahnsdorf waren insbesondere die Pferderanch „Funny Friesland“ betroffen. Noch während des Unwetters wurden Pferde aus dem Stall auf eine Koppel geführt. Sie hätten ansonsten knietief im Wasser gestanden, das – im Gegensatz zu dem Unwetter vor rund zehn Tagen – diesmal auch in den Stall floss. Ein Keller lief voll, die Heizungsanlage wird das nicht überstanden haben, vermuten die Pferderanchbetreiber.
Nicht anders die Situation auf einem anderen Grundstück im Ort. Hier wurde zusätzlich ein Teich vom Schlamm verwüstet, die Kois darin sind tot, vermutet die Besitzerin. Sie hatte den Teich nach dem jüngsten heftigen Unwetter erst wieder gereinigt gehabt.
In Gadegast ist vor allem ein Zimmereibetrieb betroffen. Ebenfalls zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage. Drei Tage werde es dauern, bis alles zumindest grob gereinigt ist, so Inhaber Andreas Werner. Seit Sonntagabend gesperrt war die Kreisstraße zwischen Külso und Leetza. Hier hatte der Sturm knapp 30 Pappeln umgeworfen. Etwa die Hälfte lag quer über die Straße. Mitglieder der Feuerwehren und Trupps des Landesbaubetriebes Ost sorgten in der Sonntagnacht und am Montag erst einmal dafür, dass die Straße wieder befahrbar ist. Beräumt wird, wenn alle Verkehrshindernisse in der Region beseitigt sind.
Wittenberg:
In Oranienbaum war die Bundesstraße B 107 mehrere Stunden gesperrt, weil Bäume auf die Fahrbahn gefallen sind. Auch die Stiftung Kulturstädten in Wörlitz und Oranienbaum meldet schwere Schäden im historischen Baumbestand. Im Schlosspark Oranienbaum sind 35 Bäume umgefallen.
Sand und Schlamm von einem Acker sind in einer 50 Zentimeter hohen Welle durch den Wittenberger Ortsteil Braunsdorf geschossen. Hagelkörner haben die Dachplatten vor allem von alten Nebengebäuden zerschlagen und auch Dachfenster zerstört. Im Ortsteil Kropstädt hat Hagel das Dach der Druckerei Mundschenk perforiert und die Wassersperrschicht beschädigt, so dass Wasser in die Druckerei eindringen konnte. Aus diesem Grund wurde am Montag nicht produziert. Schäden an den Maschinen hat es jedoch nicht gegeben. In Vockerode waren von den Wassermassen aus der Kanalisation mehrere Gebäude und Keller betroffen.
Kurioses meldet die Polizei: Ein auf einem Stellplatz in der Jessener Hennigstraße abgestellter Bierwagen wurde durch den Sturm auf die Straße geschoben.
Zeitz:
Im Verlauf des Unwetters kam es Sonntagabend in mehreren Ortschaften im Raum Zeitz zu Stromausfällen. Betroffen waren die Orte Beersdorf, Draschwitz, Predel, Profen, Reuden und Theißen und zwar von 21:15 bis 22 Uhr. Laut Envia waren rund 1.000 Kunden betroffen.
Einschätzung des Deutschen Wetterdienstes:
Das schwere Unwetter am Sonntagabend hat nach Einschätzung des Deutschen Wetterdienstes in Mitteldeutschland örtlich extreme Wassermassen gebracht. Im sachsen-anhaltischen Wittenberg wurden 46,7 Liter pro Stunde gemessen. (Diese Angabe ist nicht korrekt; in Wittenberg sind für den 11. September 46,5 Liter bis zum 12.09.2011 um 8:00 MESZ gemessen worden).
Der Meteorologe vom Dienst Manuel Voigt verwies darauf, dass das Unwetter von einer großen Anzahl Blitzen begleitet gewesen sei. Zwischen 18.00 und 19.00 Uhr seien in einem Streifen von Wittenberg über Dessau, Wolfen, Halle, Torgau bis Leipzig exakt 16.897 Blitze registriert worden.
Tornado im Salzlandkreis
Magdeburg/dapd. Eine Windhose hat in Sachsen-Anhalt mehrere Ortschaften verwüstet. Allein in Peißen (Salzlandkreis) wurden 200 Häuser beschädigt, 60 davon schwer, wie ein Sprecher des Lagezentrums in Preußlitz am Montag sagte. Schwere Gewitter mit Starkregen, Hagel und Sturmböen haben auch in anderen Teilen Sachsen-Anhalts und Thüringen am Sonntagabend große Schäden angerichtet. Unter anderem wurden zwei Autobahnen überflutet. Ein Mensch kam möglicherweise durch das Unwetter ums Leben. Ein weiterer wurde verletzt. Die tote Frau wurde auf ihrer Terrasse in Preußlitz gefunden. Die 51-Jährige könnte durch einen herunterstürzenden Dachziegel getroffen worden sein, wie ein Sprecher der Polizei in Bernburg sagte. Die genaue Todesursache sollte durch eine Obduktion geklärt werden.
Die Autobahn 14 bei Plötzkau (Salzlandkreis) und die Autobahn 38 im Landkreis Nordhausen wurden wegen Schlammlawinen voll gesperrt. Die Feuerwehr holte auf der A 14 fünf Menschen aus ihren Autos. Eine Person wurde hier verletzt. Erst gegen 10.00 Uhr am Montagmorgen konnte die Fahrbahn in beide Richtungen grob geräumt und wieder freigegeben werden. Zunächst galt eine Geschwindigkeitsbeschränkung. Komplett geräumt werden soll die Straße erst in den kommenden Tagen.
Tornado reißt Bäume aus und deckt Dächer ab
Im Salzlandkreis deckte die Windhose zahlreiche Dächer ab und entwurzelte Bäume. In manchen Ortschaften wurden bis zu 90 Prozent aller Häuser beschädigt, wie die Polizei mitteilte. Mehrere tausend Haushalte hatten aufgrund des Unwetters zeitweise keinen Strom.
Zudem musste die Feuerwehr zahlreiche Keller auspumpen. Am Sonntagabend waren im Salzlandkreis mehr als 920 Rettungskräfte im Einsatz. Für die Bewohner wurde eine Notunterkunft eingerichtet. Hagelkörner mit einem Durchmesser von bis zu fünf Zentimetern beschädigten zahlreiche Autos. Zur Höhe der Sachschäden konnte die Polizei noch keine Angaben machen.
Bei der Bahn kam es zu Verspätungen. Die Streckenabschnitte zwischen Könnern und Bernburg sowie zwischen Könnern und Sandersleben wurden über mehrere Stunden komplett gesperrt, wie der Bahnbetreiber Harz-Elbe-Express (HEX) mitteilte. Zu Behinderungen des Flugverkehrs kam es nicht, weder am Flughafen Halle-Leipzig noch am Flughafen Cochstedt, wie die jeweiligen Flughafengesellschaften mitteilten.
Achim Kuhn, Wetterstation Mühlanger
Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für Oktober 2011
Zwischen Flämingrand und Dübener Heide
Der Monat beginnt sehr mild, ach was, zu warm, mit zwei Tagen, da das Maximum am Thermometer die 25 Grad überschreitet, das sind die Sommertage; an zwei weiteren Tagen wird diese Marke knapp verfehlt. Das hätte wirklich einen neuen absoluten Rekord bedeutet, schon die Anzahl von Monaten mit zwei Sommertagen im Oktober ist seit 1937 für Wittenberg nur dreimal gezählt worden, nämlich 1966, 1985 und 2011; die Zahl der Oktober mit mind. einem Sommertag liegt doppelt so hoch. Und die Chance, noch einen dritten Sommertag abzufassen, hätte für Wittenberg am 4.10. durchaus bestanden, das Maximum ging am selbigen Tage auf 24,4 Grad.
Ganz so warm ging es nicht weiter, nach dem 7. Oktober erreichen die Tageshöchsttemperaturen mit einiger Mühe 15, 16, einmal auch 17 Grad, es wird langsam herbstlich. Dabei gibt’s an sieben Tagen messbaren Niederschlag, der schon zwei Drittel der für den Oktober zu erwartenden Niederschläge ausmacht. Die größten Mengen fallen beim Gros der Beobachter am 10 und 11. Zwischen zehn und siebzehn Liter auf den Quadratmeter werden gemessen, damit ist für die meisten Wasserfrösche die Miete für den Monat schon in der ersten Dekade drin. Und die mittlere Temperatur für diesen Zeitraum liegt knapp zwei Grad über dem Normal.
Weitere Abkühlung nach dem 12. Oktober, den ersten nächtlichen Frost gibt’s am 14. sehr einheitlich bei allen Temperaturaufschreibern, die in tieferen Lagen stehen, die Bergstationen in Jessen und Wittenberg sind einen Tag später dran, wahrscheinlich ist die Nähe zur jeweiligen Stadt Ursache dieser Abkühlungs – Verzögerung.
Gleichwohl, sieben Tagen der zweiten Dekade sind teils deutlich zu kühl; dieselbe endet mit einem Temperaturdefizit von 2,6 Grad. Klingt viel, war es auch. Niederschläge nur noch an zwei Tagen, dennoch, für die meisten Beobachter ist das Soll erreicht, bis zum Monatsende und weit drüber hinaus kam keine wirklich bemerkenswerte Regengabe mehr vom Himmel.
Mit dem Beginn des letzten Monatsdrittels gehen die Temperaturen weiter in den Keller, je nach Lage erreichen die Tiefstwerte am 22. bzw. 23. Oktober minus ein bis minus vier Grad, in Erdbodennähe werden in der Elbaue schon mal minus 6,4 Grad gemessen.
Sehr lange hält die Zufuhr kalter Luft nach Mitteleuropa nicht an, schon am 25. sind die Nächte wieder frostfrei, am Tage werden 14, 15 Grad als Maximum gemessen, immer noch zu viel des Guten.
Niederschläge ? An höchstens drei Tagen kommt noch ein bisschen Geklecker vom Himmel, bei den meisten Beobachtern kaum messbar, kaum der Rede wert, dafür an fünf von zehn Tagen Nebel, teils mit Sichtweiten um die 20 Meter, richtig dicke Suppe also. Und Laubfärbung vom Feinsten, die nach den Frösten richtig doll eingesetzt hat. Das Dekadenmittel: 0,1 Grad höher. Nicht der Rede wert.
Das wirklich Auffällige für den vergangenen Oktober war: Die Sonnenscheindauer. Normal sind 105 Stunden, mit denen Klara uns beglücken soll. Tatsächlich waren es für Wittenberg 158 Stunden, sind 151 Prozent. Goldener Oktober in Reinkultur sozusagen. Der Eine und die Andere nahm es auch als „Entschädigung für einen verkorksten Sommer“. Kein Kommentar…
Allerdings darf eingeschränkt werden: Seit 1955 wird in Wittenberg die Sonnenscheindauer registriert; und der Oktober 2011 ist am unteren Ende der Skala zu finden, die Oktobermonate mit mindestens 150 Prozent der normalen Sonnenscheinzeit beschreibt. An der Spitze steht der Oktober 1991 mit 194 Prozent, gefolgt vom Oktober 1959 mit 174 Prozent.
Das Fazit: Der Monat war in Bezug auf die Temperaturen etwas wärmer als im Mittel der Jahre 1961-1990, Wittenberg nur 0,5 Grad über Normal, Annaburg und Pretzsch bringen es auf ein Plus von 0,8 Grad, Jessen von 0,4 Grad. Zwei Sommertage gab es, ungewöhnlich genug, dazu drei Frosttage in Wittenberg und Jessen, bis zu sechs Frosttage haben die übrigen Beobachter abgefasst.
Normal sind eigentlich zwei Frosttage. Neun bis zehn Tage mit messbarem Niederschlag sind verzeichnet worden, der Grafik sind die relativen Mengen zu entnehmen; zwischen 29 und 42 Liter auf den Quadratmeter sind im Oktober normal, in dieser Hinsicht war der Oktober 2011 nicht auffällig.
Die höchsten Temperaturen des Monats finden sich am 1. Oktober in Wittenberg mit 26,0 Grad; ähnlich hoch sind sie am 2. Oktober bei den anderen Beobachtern. Die tiefste Temperatur des Monats schon am 15. in Annaburg mit minus 2,7 Grad; zwischen minus 1,3 in Jessen und Wittenberg, minus 3,3 Grad in Pretzsch und minus vier Grad in Mühlanger geht’s herunter am 22. und 23. Oktober.
Und die Aussichten für den kommenden Winter ? Ganze 15 Prozent Wahrscheinlichkeit für einen kalten Januar, wenn ein so normaler Oktober ins Land gegangen ist. a
Achim Kuhn, Wetterstation Mühlanger
Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für November 2011
Zwischen Flämingrand und Dübener Heide
Gelegentlich wird dem November eine gewisse Monotonie des Witterungsverlaufs nachgesagt, manchmal stimmt das, für den November des Jahres 2011 kann man es nur soweit bestätigen, als dass etliche Tage mit Nebel den Eindruck von Tristesse hinterließen, langweilig oder uninteressant war der Monat nicht.
Mal abgesehen davon, dass nach dem 9. des Monats Vegetationsruhe einsetzte, die Tagesmittel der Temperatur sanken unter die Fünf-Grad-Marke und bis auf ganze drei Tage bis zum Monatsende wurde dieselbe auch nicht mehr überschritten. Dabei hatte es nur zwei Tage früher noch einen frühlingshaft milden Tag gegeben, an dem das Temperaturmaximum bei den Temperaturaufschreibern zwischen 15 und 16 Grad zu finden war (Wittenberg 14,7°C, Annaburg 15,9 °C). Und reichlich Sonne im ersten Monatsdrittel, da gab es schon 52 Stunden Sonnenscheindauer, machte ganze 98 Prozent der Monatssumme. Jetzt weiß ich auch, woher der Begriff Martinssommer kommt…
Niederschlag in Form gefallenen Wassers Fehlanzeige, die am 9. und 10. festgestellten geringen Mengen in Wittenberg, Eutzsch und Seegrehna könnten durchaus vom Nebel herkommen.
Waren schon die letzten beiden Tage der ersten Dekade kühler als erlaubt, setzte sich der Trend bis zur Mitte der dritten Dekade fort. An neun von zehn Tagen der zweiten Dekade liegt das Tagesmittel der Temperatur unter den „Normalwerten“, teilweise bis 5,5 Grad darunter; die Maxima erreichen mit Mühe acht Grad; an neun Tagen in der Nacht: Frost. Niederschläge: Wieder Nichts, fünf Tage mit Nebel, an vier Tagen 27 Stunden Sonne, sind fast 150 Prozent der November-Sonnenscheindauer. Das Dekadenmittel der Temperatur weist ein Minus von 2,8 Grad auf.
Die kühlere Luft hält sich, wie gesagt, bis zum 23. November, dann gehen die Temperaturen wieder in die Höhe, zehn bis elf Grad werden am 25. gemessen (Pretzsch, Jessen, Mühlanger, Wittenberg).
Am Abend des 25. überquert mit nur geringer Wetterwirksamkeit die Kaltfront des Orkantiefs XAVER den größten Teil Deutschlands und hinterlässt nicht nur im Landkreis nur geringe Mengen an Niederschlägen; die höchste Tagessumme fassten Hundeluft und Stackelitz ab mit jeweils 1,5 Litern auf den Quadratmeter. Berauschende Mengen, keine Frage. Bei den anderen Beobachtern blieben die gefallenen Mengen unter einem, teils unter einem halben Liter.
Vom 27. bis zum Monatsende gehen die Temperaturen in der Nacht infolge geringer Bewölkung in der eingeflossenen subpolaren Meeresluft in den Keller, am 29. November werden die tiefsten Temperaturen des Monats gemessen. Um die minus 5,5 Grad sind es in Annaburg, Mühlanger und Pretzsch; nur minus 3,6 Grad in Jessen und minus 4,2 Grad in Wittenberg. Am Erdboden in der Elbaue stolze minus 8,3 Grad. Selbst wenn es kühl war, die letzte Dekade war ein klein wenig milder (0,2 Grad) als erlaubt. Auch im letzten Drittel wieder zum Teil deutlich eingeschränkte Sichtbedingungen, mindestens drei Tage mit Nebel. Und was war nun so besonders am November 2011?
12 Tage mit Nebel. Normal sind für Wittenberg sieben Tage. Im Mittel des gesamten Monats betrug die Sichtweite ganze sechs Kilometer, zum Vergleich: Im Juli geht die mittlere Sichtweite in der Elbaue bis 36 km. Dazu teils sehr intensives Absetzen flüssiger Meteore, zum Ende der zweiten Dekade kommen für Mühlanger 2,6 Liter auf den Quadratmeter zusammen, welche die Statistik verderben, denn richtig heruntergefallen sind daselbst nur 0,5 Liter.
Gleichwohl, es bleibt der trockensten November einer für Wittenberg und die Umgebung seit 1891. Der bisherige Spitzenreiter heißt November 1902 und hatte einen ganzen Liter auf die bekannte Bezugsfläche erhalten. Nun also Wittenberg 0,5 Liter. Vielleicht noch von Zahna unterboten, da steht für den November 1902 eine dicke Null, vielleicht kommt die dadurch zustande, dass in den Meteorologischen Jahrbüchern die Monatssummen nur als ganze Zahlen zu erfahren sind.
Dennoch, der November dürfte im Gedächtnis bleiben. Der letzte ordentliche Niederschlag des Herbstes war am 11. Oktober gefallen: 14 mm in Wittenberg, zwischen sechs und 17 Liter im Landkreis.
Heißt: 50 Tage ohne nennenswerten Niederschlag, das, was allhier bis dato gefallen ist, kann kaum Anlass für große Jubelfeiern sein.
Dass die Elbe für die Jahreszeit ein bisschen wenig Wasser führte, ist ebenso bekannt. Im Einzugsbereich derselben sind für den Oktober 14 Tage mit Niederschlag erfasst worden, mit einer mittleren Niederschlagssumme von 54 Litern / m², im November gab es dort auch nur drei Tage mit messbarem Niederschlag, die im Schnitt 2,4 mm brachten. Der tiefste Pegelstand in Wittenberg also am 23./24. November mit 142 cm; zu Monatsbeginn stand derselbe noch bei 217 cm.
Genauso merkenswert: Die Sonnenscheindauer im November 2011. In Wittenberg gab es gut 109 Stunden, mit denen die Klara uns erfreute, trotz der fast doppelten Anzahl an Nebeltagen. Mühlanger hat noch zehn Stunden mehr registriert, das sind also mehr als das Doppelte der für einen ordentlichen November eingeplanten Zeit. Und auch hier: Applaus, Applaus, ein echter Rekord. 206 Prozent im November 2011, November 2000 gab’s mal 198 Prozent, November 1989 184 Prozent.
Dass der Monat geringfügig kühler ausgefallen ist als im langjährigen Mittel, soll nicht verschwiegen werden, die geringste Abweichung hatte es in Wittenberg und Jessen mit minus 0,1 Grad, in Annaburg und Pretzsch waren es minus 0,5 Grad, Mühlanger schafft minus ein Grad vom Mittel, welches 4,3 Grad nach Celsius beträgt. Das allerdings ist bei einer Mittleren Abweichung von 1,2 Grad für die November der Jahre 1961 – 1990: Sehr normal.
Achim Kuhn, Wetterstation Mühlanger
Monatsbericht der Wetterstation Mühlanger für Dezember 2011
Zwischen Flämingrand und Dübener Heide
Als was, bitteschön, darf der Dezember des Jahres 2011 gelten ? Als verlängerter Herbst ? Als Vorgriff auf den Vorfrühling ? Bei einer Monatsmitteltemperatur, die im Landkreis zwischen 4,4 Grad (Wittenberg) und 4,9 Grad (Jessen) betrug, hätte der Dezember einem normalen November alle Ehre gemacht, für einen Märzen wäre er noch etwas zu mild ausgefallen. Die Abweichung zum Normwert beträgt 3,6 bis 3,9 Grad, das ist deutlich mehr, als die WMO erlaubt. 1,5 Grad beträgt die Mittlere Abweichung für den Dezember…
Beim obligaten Blick in die vorliegenden Reihen für Wittenberg und Potsdam steht schnell fest: So ganz selten sind derlei Ausreißer im Dezember nicht, die Regel stellen sie wahrlich nicht dar.
Für Potsdam hat es seit 1893 acht Fälle mit einem Temperaturüberschuß von mindestens drei Grad für einen Dezember gegeben, die ersten Wintermonate im Jahre 1898, 1912, 1914, 1934, 1971, 1974, 1985, 2006 und 2011 hatten das Attribut „Winter“ nicht verdient.
Interessant auch, daß der jeweils folgende Januar bisher nur in zwei Fällen deutlich zu warm war, nämlich in den Jahren 1898 und 1974; in den übrigen Fällen war der Januar meist deutlich zu kühl. Die folgenden Februare waren in sechs von den o.g. acht Fällen ebenfalls zu mild, in den Jahren 1914 und 1974 gab es einen deutlichen Temperaturüberschuß von mehr als drei Grad. Bis dato gilt also: Der Dezember 2011 steht in der Reihe für Potsdam ab 1893 vorerst auf dem dritten Rang der vorliegenden Skala.
Der Monat beginnt alles andere denn winterlich. Ende November, Anfang Dezember sind zwar die Nächte recht frisch, bis minus fünf Grad geht in der Elbaue das Thermometer, am Tage werden noch zweistellige Plusgrade registriert, die höchste Temperatur des Monats bei allen Beobachtern am 2. Dezember mit 13 bis 14 Grad. Wenn auch die Zehn-Grad-Marke nur noch am 14.12. Dezember überschritten wird, es bleibt trotzdem zu mild für die Jahreszeit, und das bis zum Monatsende.
Verantwortlich dafür sind die nach dem Ende der blockierenden und langweiligen Hochdrucklagen im November endlich wieder in unserem Raum aktiven Tiefdruckgebiete, welche in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen milde subtropische Luftmassen heranführen. Nur an zwei Tagen im Monat (am 11. und am 20.12.) kommen die Tagesmitteltemperaturen in die Nähe der für Dezember normalen Werte, ansonsten: Spätherbst oder Vorfrühling im Revier…
Normal sind für den Dezember im Mittel der Jahre 1961 – 1990 in Wittenberg 18 Frost – und sieben Eistage; vier bis fünf derselben sind im Landkreis aufgeschrieben worden; an Eistagen hatte es: Null…
Kein Wunder, daß die Dekadenmitteltemperaturen sämtlich im Plus-Bereich zu finden sind, drei bis fünf Grad über normal waren die Regel im Dezember 2011.
Als der Dezember 2010 zu Ende ging, sah die Bilanz etwas anders aus: 30 Frosttage, 30 Eistage, ein Temperatur-Defizit von 5,3 Grad. Dazu 29 Tage mit einer geschlossenen Schneedecke, davon können die lieben Kleinen im Flachland in diesem Jahre nur träumen; größer sind die Unterschiede in nur 12 Monaten kaum zu denken…
Große Unterschiede auch bei den Niederschlägen von November zu Dezember 2011. Der letzte Herbstmonat hatte, nur zur Erinnerung, eine sehr geringe Menge an Wasser von oben hinterlassen, im Flächenmittel des Landkreises waren gerade einmal 2,5 Prozent der zu erwartenden Summen gefallen, normal wären 39 bis 44 Liter gewesen. Aber: Blockierender Hochdruck usw., der Ende November endlich abgebaut wurde und den Weg für den atlantischen Wassertransport freimachte.
Seit Beginn der Westwindlagen sind nunmehr und bis dato an die 100 bis 120 Liter auf den Quadratmeter heruntergekommen, in höheren Lagen der Jahreszeit gemäß als Schnee, dem einen oder anderen in den Alpen soll es schon zuviel des Guten sein. Im Einzugsbereich der Elbe sind im Dezember im Schnitt 90 Liter/m² gefallen, im Quellgebiet derselben über 230 Liter/m², nach dem Jahrestiefststand von 142 cm am 23. und 24. November ist die Elbe mit 401 cm am 10. Januar bestens gefüllt; und ausreichend Schnee für den Wintersport ist im Riesengebirge auch vorhanden.
Die gemessenen Niederschlagmengen im Landkreis liegen im Dezember 2011 zwischen 81 und 120 Litern auf den Quadratmeter, das sind 118 bis 238 Prozent der zu erwartenden Summen (Grafik). Normal sind 34 bis 62 Liter. Die größte Tagessumme beim Gros der Beobachter am 16. Dezember.
Ein Sturmtief namens Joachim mit einem ungewöhnlich tiefen Druck von 970 hPa (in Berlin) hatte ein großes Niederschlagsgebiet induziert, welches ganz Deutschland überzog und verbreitet 20 Liter und mehr auf den Quadratmeter brachte. In Berlin ist das Wasser in der Nacht als Schnee gefallen, der war am Morgen abgetaut.
Einigen Wind hatte Joachim im Gepäck, nicht soviel, wie prognostiziert war; nicht zum ersten Male waren die Windprognosen um ein bis zwei Bft. an der Realität vorbeigepfiffen… Mit einer Windspitze von 19,2 m/s = 69 km/h in Mühlanger bzw. 21,0 m/s = 76 km/h in Wittenberg war der Landkreis dabei.
Das Fazit: Der Dezember des Jahres 2011 war 3,6 bis 3,9 K wärmer als im Mittel der Jahre 1961 – 1990. Die Kältesumme des Monats: 0,0 K. Die Zahl der Frosttage ist mit 4 bis 5 unter der Norm geblieben, Eistage gab es überhaupt nicht. An nur 3 Tagen war im Niederschlag etwas Festes zu sehen, die Zahl der Tage mit einer Schneedecke: Null. Die Zahl der Sonnenscheinstunden war mit 40,3 Stunden in Mühlanger in etwa normal (106 Prozent). An 22 bis 25 Tagen ist meßbarer Niederschlag gefallen, im Flächenmittel der 23 Beobachter sind 123 Prozent der langj.mittl. Niederschlagssumme gemessen worden. Die Jahresbilanz der Niederschläge im Landkreis ist in etwa ausgeglichen, 108 Prozent der Jahressummen sind gefallen, trotz anhaltender Trockenheit im Frühjahr und November.
Und wie geht’s weiter ? „Ist bis Dreikönigstag kein Winter, so kommt auch keiner mehr dahinter“. Meint: Kein richtiger Winter. Wir werden sehen…
Achim Kuhn, Wetterstation Mühlanger